Israel steht im ESC-Finale Draußen Demos, drinnen bejubelter Triumph
In Malmö hat sich Israel trotz Protests im Halbfinale des Eurovision Song Contests durchgesetzt und Jubel geerntet - während vor der Tür demonstriert wurde. Tausende forderten den Ausschluss des Landes.
Demos auf den Straßen, Buhrufe vor der Bühne: Israels Beitrag hat beim Eurovision Song Contest dieses Jahr mit viel Gegenwind zu kämpfen - doch das Publikum hat Sängerin Eden Golan ins Finale gewählt. Mit neun weiteren Acts qualifizierte sie sich am Donnerstagabend in Malmö. Bereits bei den Proben wurde die Künstlerin mit Buhrufen, aber auch mit Applaus begrüßt. Bei der Verkündung des Ergebnisses ertönten mitunter Pfiffe. Bei der Show selbst hingegen überwog massiv der Jubel.
Bei einer gefühlvollen Ballade tanzte Golan in einem weißen Kleid, das optisch an Bandagen erinnerte. Die Teilnahme Israels ist seit Monaten stark umstritten.
Protest gegen israelische ESC-Teilnahme
Bei gleich mehreren Demonstrationen an dem Tag in der südschwedischen Stadt hatten mehrere tausend Menschen den Ausschluss des Landes vom Wettbewerb gefordert. Die Polizei schätzte, dass sich zwischen 10.000 und 12.000 Menschen den Demonstrationen unter dem Motto "Schließt Israel von der Eurovision aus" anschlossen.
Auf Plakaten kritisierten die Demonstranten das israelische Vorgehen im Gazastreifen als "Genozid". Außerdem kritisierten die Demonstranten die Europäische Rundfunkunion EBU, weil Russland nach dem Angriff auf die Ukraine vom ESC ausgeschlossen wurde, Israel aber ungeachtet seines Vorgehens im Gazastreifen nicht.
Tausende Menschen protestieren in Malmö gegen die israelische ESC-Teilnahme.
Viele Palästinenser leben in Malmö
Auch die Klimaaktivistin Greta Thunberg, die für ihre propalästinensischen Positionen bekannt ist, nahm neben vielen Familien an der Kundgebung teil.
In Malmö lebt der Großteil der palästinensischen Gemeinschaft Schwedens. Seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas vor mehr als sieben Monaten kommt es in der Stadt regelmäßig zu propalästinensischen Kundgebungen.
Zudem fand eine Demonstration mit Musik zur Unterstützung Israels statt. Ebenfalls soll es eine weitere Demonstration gegen Israels Teilnahme geben. Die Sicherheitsmaßnahmen der Polizei in Malmö wurden planmäßig deutlich verstärkt - unter anderem mit Unterstützung aus Dänemark und Norwegen.
Etliche Teilnehmer für Ausschluss Israels
Die geforderte Neutralität des Musikwettbewerbs war bereits im ersten Halbfinale am Dienstag vom schwedischen Sänger Eric Saade herausgefordert worden. Er hatte bei seinem Auftritt ein Palästinensertuch am Arm getragen, was von den Veranstaltern und dem schwedischen Fernsehsender SVT kritisiert wurde. Sie betonten den unpolitischen Charakter der Veranstaltung, die vor allem für ihre schrillen Auftritte bekannt ist.
"Es sollte Demonstrationen geben, die Menschen sollten ihre Meinung sagen, die Menschen sollten boykottieren", sagte dagegen Magnus Bormark, der mit seiner Gruppe Gate für Norwegen antritt. Gate hatte zuvor neben anderen Teilnehmern öffentlich zu einem dauerhaften Waffenstillstand im Gazastreifen aufgerufen.