Frankreich Handgemenge am Rande von Agrarmesse in Paris
Seit Wochen demonstrieren Bauern in mehreren EU-Ländern gegen die Politik - so auch in Frankreich. Bei einem Besuch von Präsident Macron auf einer Agrarmesse kam es nun zu Auseinandersetzungen. Macron versuchte zu besänftigen.
Vor den Toren einer Landwirtschaftsmesse in Paris ist es zu einer Auseinandersetzung zwischen Landwirten und Sicherheitskräften gekommen - kurz bevor der französische Präsident Emmanuel Macron das Branchentreffen offiziell besuchen wollte.
Die Bauern wollten sich am Morgen rund eine Stunde vor der Eröffnung der Veranstaltung gewaltsam Zugang zum Messegelände am Stadtrand verschaffen. Dabei skandierten sie "Macron tritt zurück" oder "Macron geh nach Hause".
Macron rief zur Ruhe auf
Währenddessen hatte sich der Präsident mit den offiziellen Repräsentanten der verschiedenen Bauerngewerkschaften in der oberen Etage des Messegebäudes zu einer Krisensitzung zurückgezogen. Die Landwirte rief er zur Zurückhaltung auf. Man werde nicht in ein paar Stunden auf die Agrarkrise reagieren können, sagte der Staatschef.
Weiter stellte er Maßnahmen vor, die er nun in Angriff nehmen wolle, um den Bauern in der Zukunft ein würdiges Einkommen zu sichern. Dazu gehören Tiefstpreise für landwirtschaftliche Erzeugnisse und ein Sonder-Budget für in finanzielle Not geratene Bauern.
Präsident Macron spricht mit Mitgliedern der Gewerkschaft CR47 (Coordination rurale 47), die gelbe Mützen tragen, flankiert vom Minister für Landwirtschaft und Ernährungssouveränität, Marc Fesneau, und seiner Stellvertreterin Agnes Pannier-Runacher am Tag der Eröffnung der 60. internationalen Landwirtschaftsmesse in Paris.
Geplante Debatte löste Protest aus
Hintergrund war eine von Macron geplante Debatte auf der Landwirtschaftsmesse, zu der die Repräsentanten aller Gewerke eingeladen waren. Auch Vertreter von Umweltschutzorganisationen sollten an dieser Debatte teilnehmen. Doch weil angeblich auch die Soulevement de la terre - eine als "Ökoterroristen" verschrieene Gruppe, die die Regierung vor einigen Monaten vergeblich hatte verbieten lassen wollen - auf der Einladungsliste gestanden habe, hatten die Bauern die Debatte boykottiert.
Trotz Macrons Beteuerungen, es handele sich um eine Kommunikationspanne und die betreffende Gruppe sei gar nicht eingeladen gewesen, musste die geplante Debatte abgesagt werden.
Mittlerweile wurden die Tore der Messe für die Besucher geöffnet. Ob der Präsident die Messe noch wie geplant feierlich eröffnen und die unterschiedlich Hallen besuchen können wird, ist unklar.
Proteste in zahlreichen EU-Ländern
Wie in vielen anderen europäischen Ländern, darunter Deutschland, protestieren auch Bauern in Frankreich seit Wochen regelmäßig gegen hohe Kosten, Bürokratie, Umweltvorschriften und Billigimporte. Die französische Regierung sagte bereits ein Hilfspaket im Umfang von 400 Millionen Euro sowie eine Verringerung der bürokratischen Auflagen zu. Kleinere Proteste flammten danach immer wieder auf - so kippten Laster am Mittwoch etwa im Westen des Landes Schutt vor einen Supermarkt.
Mit Informationen von Julia Borutta, ARD Paris