Getreideabkommen EU und USA kritisieren russische Blockade
Die EU und USA haben den russischen Ausstieg aus dem Getreideabkommen mit der Ukraine verurteilt. Russland setze Nahrungsmittel als Waffe ein, erklärte US-Außenminister Blinken. Die UN hoffen auf eine Weiterführung des Deals.
Russlands erneute Blockade von ukrainischen Getreideexporten hat scharfe Kritik hervorgerufen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell schrieb auf Twitter, die Entscheidung gefährde "die wichtigste Exportroute für dringend benötigtes Getreide und Düngemittel zur Bewältigung der durch den Krieg gegen die Ukraine verursachten weltweiten Nahrungsmittelkrise". Die EU fordere Moskau dringend dazu auf, die Entscheidung rückgängig zu machen.
"Russland setzt Nahrungsmittel erneut als Waffe ein"
Auch die USA verurteilten die neue Blockade und forderten eine Wiederaufnahme der Lieferungen. Präsident Joe Biden nannte das russische Vorgehen empörend und betonte, dass es für mehr Hunger auf der Welt sorgen werde.
"Russland setzt Nahrungsmittel erneut als Waffe in dem Krieg, den es begonnen hat, ein", kritisierte US-Außenminister Antony Blinken. Dies habe Folgen für Länder mit geringen und mittleren Einkommen und die weltweiten Nahrungsmittelpreise. Er forderte alle Beteiligten auf, das für viele Menschen überlebenswichtige Abkommen zu erhalten.
Blinken warf Moskau vor, Menschen weltweit für seine Politik leiden zu lassen. "Jedes Handeln Russlands, das diese wichtigen Getreideexporte unterbricht, ist im Grunde genommen eine Aussage, dass Menschen und Familien auf der ganzen Welt mehr für Lebensmittel bezahlen oder hungern sollen", sagte er.
UN wollen Russland von Weiterführung überzeugen
Die Vereinten Nationen wollen Russland von einer Weiterführung des Getreideabkommens mit der Ukraine überzeugen. Die UN seien in Kontakt mit Vertretern Moskaus, sagte ein UN-Sprecher. Alle Parteien sollten Handlungen unterlassen, welche die Initiative gefährden könnten.
Die Lieferungen von Getreide und Lebensmitteln aus der Ukraine seien für Millionen notleidende Menschen auf der ganzen Welt bestimmt, so der Sprecher weiter.
Verkehr von Frachtschiffen gestoppt
Nach dem Rückzug Russland ist nun auch die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer gestoppt worden. Es sei "keine gemeinsame Vereinbarung über die Aus- und Einfahrtsbewegungen von Frachtschiffen am 30. Oktober erzielt" worden, erklärte das internationale Koordinationszentrum (JCC) für Getreideexporte in Istanbul.
Die Aufsichtsbehörde sei von Russland über "Bedenken hinsichtlich der Sicherheit von Frachtschiffen" informiert worden und habe diese an die türkischen und ukrainischen Delegationen weitergeleitet, hieß es weiter. Dem Koordinationszentrum zufolge hatten am Samstag noch neun Frachter den Korridor im Schwarzen Meer passiert und "mehr als zehn weitere" Schiffe stünden bereit, um ihn "in beide Richtungen" zu durchqueren.
Ukraine und Großbritannien bestreiten Angriffe
Russland hatte gestern die Aussetzung des im Juli unter Vermittlung der Türkei und der UN geschlossenen Abkommens verkündet. Der Deal hatte die monatelange Blockade der ukrainischen Getreideausfuhren im Zuge des russischen Angriffskrieges beendet. Nach ukrainischen Angaben wurden seit dem 1. August mehr als neun Millionen Tonnen Lebensmittel exportiert.
Als Grund für die Aussetzung gab Russland Drohnenangriffe auf die Infrastruktur der Schwarzmeerflotte in der Stadt Sewastopol auf der 2014 von Moskau völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel Krim an. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, die Ukraine sei dabei von Großbritannien unterstützt worden.
Der Kreml hatte in der Vergangenheit immer wieder gedroht, das Abkommen im Fall von Terror- oder Sabotageakten platzen zu lassen. Die Ukraine bestreitet allerdings ebenso wie Großbritannien, für einen Angriff auf den Heimathafen der Schwarzmeerflotte verantwortlich zu sein. Um vom "desaströsen Versagen bei der illegalen Invasion der Ukraine abzulenken", bediene sich das russische Verteidigungsministerium "Falschbehauptungen epischen Ausmaßes", schrieb das britische Verteidigungsministerium auf Twitter. Die "erfundene Geschichte" verrate mehr über "Streit innerhalb der russischen Regierung als über den Westen".