Monarchiegegner in Großbritannien Eine neue Ära des Protests
Wenn Charles III. am Samstag gekrönt wird, gibt es nicht nur Jubel für den neuen König, sondern auch Proteste. Denn auch in Großbritannien schwindet der Rückhalt in der Bevölkerung für die Monarchie immer weiter.
Peter Tatchell ist ein Menschenrechtsaktivist und Monarchiegegner. Für den Krönungstag am 6. Mai ist er schon präpariert. Bei ihm zu Hause auf dem Tisch liegt ein Plakat bereit, auf dem steht: "Kürzungen? Streicht die Monarchie". Tatchell spricht über den enormen Reichtum der Königsfamilie und die Tatsache, dass sie gleichzeitig mit Steuergeldern finanziert wird.
Aber das ist nur einer von vielen Kritikpunkten: "Was wirklich ungeheuerlich ist, ist, dass es ein Geheimverfahren gibt, das 'King's Consent' heißt und das dem König und seinen Erben das Recht einräumt, Gesetzesvorhaben, die ihren Grundbesitz und ihr Vermögen betreffen, einzusehen und ein Veto einzulegen."
Proteste waren früher kaum denkbar
Das sei ein großes Problem, weil es bedeute, dass die Royals über dem Gesetz stünden, so Tatchell. Trotzdem wären öffentliche Proteste zu Zeiten von Queen Elisabeth II. kaum denkbar gewesen.
Nun aber hat eine neue Ära begonnen. In York sind im November sogar schon Eier geflogen, als König Charles III. einen offiziellen Termin wahrnahm. Der Eierwerfer, ein 23-jähriger Brite, wurde danach zu 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt.
Rückhalt in der Bevölkerung nimmt ab
Aus Sicht der jungen Leute sei die Monarchie der Inbegriff einer unfairen Gesellschaft, meint die Historikerin Anna Whitelock von der Londoner City University. Die Zukunft der Monarchie sieht Whitelock damit in der Schwebe, denn die Monarchen benötigen den Rückhalt der Bevölkerung - und der nimmt ab.
Das zeigen auch Umfragen, zum Beispiel vom Meinungsforschungsinstitut YouGov. Sprachen sich 2013 noch 75 Prozent der Briten für die Monarchie als Staatsform aus, sind es heute nur noch 58 Prozent. Bei den jungen Leuten zwischen 18 und 24 ist die Unterstützung noch viel geringer. In dieser Altersgruppe hat sich der Wert innerhalb von zehn Jahren halbiert: von 64 auf 32 Prozent.
König Charles III. muss keine Erbschaftssteuern zahlen
Graham Smith glaubt deshalb, dass die Monarchie noch zu seinen Lebzeiten abgeschafft wird. Smith ist der Chef der Kampagnenorganisation "Republic", der Name ist Programm. Smith will einen gewählten Präsidenten an der Spitze des Staates sehen.
Über die Königsfamilie hat er nicht viel Gutes zu sagen: "Man geht nicht zu weit, wenn man sagt, dass die Monarchie korrupt ist. Denn die Royals nutzen öffentliche Gelder permanent unrechtmäßig für persönliche Ausgaben. Sie missbrauchen ihre Position, um von vielen Gesetzen ausgenommen zu werden. Und natürlich umgehen sie Steuern."
Als Charles das Vermögen der Queen geerbt hat, wären eigentlich Erbschaftssteuern in zweistelliger Millionenhöhe fällig gewesen, sagt Smith. Aber der König muss keine Erbschaftssteuer zahlen.
Ein einfacher Wechsel zur Republik?
Den Wechsel zur Republik hält Smith für relativ einfach, sobald es eine Mehrheit in der Bevölkerung dafür gibt. Dann könne man ein Referendum abhalten, und danach müsste das Parlament den Wechsel zur Republik nur noch rechtlich beschließen.
So weit ist es allerdings noch nicht. Bei der Krönungsprozession am Samstag werden die Monarchiegegner erst einmal wieder am Straßenrand stehen, "Not My King!" skandieren und Schilder hochhalten.