Protest in Istanbul Polizei verhaftet Demonstrierende bei Mai-Marsch
In Istanbul hat die Polizei mehr als 200 Teilnehmende eines Protestmarschs zum 1. Mai festgenommen. Sie wollten den symbolträchtigen Taksim-Platz erreichen, auf dem Demonstrationen verboten sind.
Tränengas, Gummigeschosse und Festnahmen: In Istanbul haben Polizisten einen Marsch zum Taksim-Platz verhindert. Die Behörden hatten im Voraus ein Demonstrationsverbot für den Platz erlassen und das Zentrum großräumig abgesperrt.
Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse gegen Demonstrierenden ein, die versuchten, die Barrikaden zu überwinden. Einige von ihnen warfen mit Steinen nach den Sicherheitskräften. Nach Angaben von Innenminister Ali Yerlikaya wurden 210 Menschen festgenommen.
Platz mit historischer Bedeutung
Der Taksim-Platz im Zentrum Istanbuls ist ein Ort mit Symbolkraft für Gewerkschaften und Opposition. Am 1. Mai 1977 wurden dort bei einer Gewerkschaftskundgebung mehr als 30 Menschen von einem unbekannten Schützen getötet und zahlreiche weitere verletzt. Heute durfte eine kleine Gruppe von Gewerkschaftsvertretern den Platz betreten und einen Kranz zum Gedenken an die Opfer niederlegen.
Auch für Regierungsgegner hat der Platz eine wichtige Bedeutung. Hier nahmen 2013 die regierungskritischen Gezi-Proteste ihren Ausgang. Die Proteste richteten sich damals zunächst gegen die Bebauung des Gezi-Parks, der neben dem Taksim-Platz liegt.
Ausgangspunkt für Regierungsproteste
Dann weiteten sie sich zu landesweiten Demonstrationen gegen den damaligen Ministerpräsidenten und heutigen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan aus. Der ließ die Proteste niederschlagen. Regierungskritische Versammlungen auf dem Taksim-Platz sind seitdem nicht mehr erlaubt.
Als Begründung für die Sperrung des Platzes nennt Erdogans Regierung Sicherheitsbedenken. Allerdings hatte das Verfassungsgericht 2023 entschieden, dass ein Demonstrationsverbot am Taksim-Platz das Recht auf friedliche Versammlung verletze.