Krieg gegen die Ukraine Lage in Bachmut "äußerst angespannt"
Der Druck auf die Stadt Bachmut steigt. Nach ukrainischen Angaben haben russische Truppen die eigenen Soldaten fast eingekesselt - es bleibe nur noch eine Straße für einen möglichen Rückzug. Weitere Waffenlieferungen seien dringend nötig.
In der Schlacht um die Stadt Bachmut im Osten der Ukraine wird die Lage für die ukrainischen Verteidiger immer schwieriger. Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar sprach am Montagabend davon, dass Russland in der Region eine "Taktik der Zermürbung und der totalen Zerstörung" verfolge. Die Ukrainer müssten sich eines zahlenmäßig überlegenen Feindes erwehren.
"In Richtung Bachmut wird die Situation immer komplizierter", sagte auch Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Er verknüpfte damit die Bitte um weitere Waffenlieferungen und eine bessere Flugabwehr einschließlich Kampfflugzeugen.
"Der Feind zerstört ständig alles, was zur Verteidigung unserer Stellungen, zu ihrer Befestigung und Verteidigung dienen kann", sagte Selenskyj über die Kämpfe in Bachmut. Er nannte die ukrainischen Soldaten, die die Stadt seit einem halben Jahr verteidigen, "wahre Helden".
Abnutzungsschlacht um Bachmut
Die Verteidigung Bachmuts entwickelt sich zu einer Abnutzungsschlacht. Laut ukrainischen Angaben geht es darum, möglichst viele russische Truppen zu binden und ihnen Verluste zuzufügen.
Der Befehlshaber der ukrainischen Landstreitkräfte, Olexander Syrskyj, bezeichnete die Situation als "äußerst angespannt". "Ungeachtet spürbarer Verluste wirft der Feind die am besten vorbereiteten Einheiten der Wagner-Söldner in den Angriff", sagte der Generaloberst. Die russischen Einheiten versuchten, die Verteidigungslinien zu durchbrechen, um die Stadt einzukreisen.
Die russischen Truppen griffen nicht nur von Osten an, sondern seien auch im Norden und Süden der Stadt vorgedrungen, sodass es für die Ukrainer nur noch eine freie Straße für einen möglichen Rückzug gebe. In der Stadt mit ursprünglich 70.000 Einwohnern leben heute nur noch wenige Tausend Menschen.
Der Kreml setze darauf, die Ukrainer zu zermürben. "Die feindliche Armee erhöht die Intensität ihrer Angriffsaktivitäten", schrieb Vizeministerin Maljar auf Telegram. Trotz schwerer Verluste seien die Feinde in der Überzahl. Die Angaben waren nicht unabhängig zu überprüfen.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Generalstab bestätigt verstärkte russische Angriffe
Der ukrainische Generalstab bestätigte verstärkte russische Angriffe auf die Frontstädte im Donbass. Im Lagebericht vom Montagabend wurden neben Bachmut auch Angriffe auf Kupjansk, Liman, Awdijiwka und Wuhledar im Osten des Landes genannt. Die Attacken bei Awdijiwka, das dicht an Donezk liegt, und bei Wuhledar seien abgewehrt worden.
Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium von einer Verstärkung der Offensive im Raum Donezk mit Artillerie und Luftangriffen berichtet.
Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: Von Russland annektierte Gebiete.
US-Wirtschaftshilfe in Höhe von zehn Milliarden Dollar
Die internationalen Partner stehen weiter an der Seite der Ukraine. Um die ukrainische Wirtschaft zu unterstützen, haben die USA zusätzliche zehn Milliarden US-Dollar angekündigt. Eine erste Tranche in Höhe von 1,2 Milliarden US-Dollar - mehr als 1,1 Milliarden Euro - solle sofort freigegeben werden, sagte US-Finanzministerin Janet Yellen bei ihrem unangekündigten Besuch in Kiew.
Selenskyj bedankte sich für die Unterstützung der USA seit Beginn des russischen Angriffskrieges. Ausländische Hilfen deckten in diesem Jahr mehr als die Hälfte des ukrainischen Staatshaushaltes. Die USA begrüßten auch, dass Saudi-Arabien bei einem Besuch seines Außenministers in Kiew 400 Millionen US-Dollar Hilfe zugesagt habe.