Neuer Botschafter Lambsdorff Kein herzliches Willkommen in Moskau
Botschafter in Moskau - einen schwierigeren Posten gibt es für einen deutschen Diplomaten derzeit wohl kaum. Den hat nun Alexander Graf Lambsdorff inne, der sich zur Begrüßung gleich schwere Vorwürfe anhören musste.
Diplomatie hat viel mit der Wahl der Worte zu tun - und die russische Seite machte dem neuen deutschen Botschafter in Moskau gleich am ersten Arbeitstag deutlich, dass ihn keine einfache Aufgabe erwartet: Alexander Graf Lambsdorff übergab in Moskau im Außenministerium sein Beglaubigungsschreiben und wurde mit heftigen Vorwürfen gegen Deutschland begrüßt.
Die russische Seite habe den "konfrontativen und unfreundlichen Charakter" der deutschen Politik in den bilateralen Beziehungen bemängelt, teilte das Ministerium mit. Die "antirussische Politik" Deutschlands mache jahrzehntelange Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil zunichte; es herrsche eine "unvernünftige Russophobie".
Russland: Deutsche Waffenlieferungen gefährlich
Deutschland hatte im vergangenen Jahr die Beziehungen zu Russland stark eingeschränkt und den Import von Gas gestoppt - als Reaktion auf den völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine. Zudem trägt Deutschland internationale Sanktionen gegen Russland mit und unterstützt die Ukraine unter anderem durch Waffenlieferungen. Das russische Außenministerium nannte nach eigenen Angaben gegenüber Lambsdorff die deutsche Unterstützung für die Ukraine und Waffenlieferungen gefährlich.
Notfalls im Wald, um nicht abgehört zu werden
Die politische Lage sei enorm schwierig und die Ansichten über die Ukraine "könnten gar nicht unterschiedlicher sein", sagte Lambsdorff in einem Interview mit dem ZDF. Dennoch zähle er "auf die professionellen Kontakte zu den Vertretern der russischen Regierung". Diplomatische Beziehungen seien "das Rückgrat von allem".
Als seine wichtigste Aufgabe bezeichnete es Lambsdorff, der Bundesregierung eine Analyse der russischen Politik zur Verfügung zu stellen. "Wenn man nicht da ist, kriegt man auch nicht mit, wenn sich etwas ändert." Lambsdorff rechnet auch damit, abgehört zu werden. Wichtige Themen werde er deshalb nicht im Büro, sondern beispielsweise auf einem Waldspaziergang besprechen. Er habe sich jedoch vorgenommen, der Überwachung nicht nur mit Vorsicht, sondern auch mit Gelassenheit zu begegnen.
Lambsdorff tritt in Moskau in die Nachfolge von Géza Andreas von Geyr an. Er hat eine Diplomatenausbildung im Auswärtigen Amt durchlaufen. Er war unter anderem im Planungsstab des Auswärtigen Amts und im Pressestab der Deutschen Botschaft in Washington tätig. Von 2003 bis 2004 wirkte er als Länderreferent für Russland im deutschen Außenministerium. Lambsdorff gilt international als bestens vernetzt. Von 2004 bis 2017 war er für die FDP Mitglied im Europaparlament, von 2014 bis 2017 war er auch dessen Vizepräsident. Seit 2017 saß Lambsdorff im Bundestag, am 7. August gab er sein Mandat auf.