Russlands General Surowikin Zu viel Nähe zu Prigoschin?
Sein Verbleib ist seit Tagen eine immer wieder gestellte Frage. Der russische Vize-Generalstabschef Surowikin steht im Zentrum von Spekulationen, angeblich soll er nach der Wagner-Revolte verhaftet worden sein. Wer ist der Mann?
Am Abend, als die Wagner-Revolte gegen die russische Armeeführung begann, wandte sich Armeegeneral Sergej Surowikin an die Wagner-Truppen: "Ich fordere Sie auf, damit aufzuhören. Der Feind wartet nur darauf, dass sich die innenpolitische Lage in unserem Land zuspitzt. Es ist unmöglich, in dieser für das Land schwierigen Zeit dem Feind in die Hände zu spielen."
Surowikin wirkte bei dieser Botschaft erschöpft, manche Beobachter mutmaßten sogar, er habe unter Zwang gesprochen. Schnell kamen zudem Zweifel an Surowikins Loyalität gegenüber Präsident Wladimir Putin auf. Die "New York Times" berichtete ein paar Tage später, Surowikin habe von den Plänen von Wagner-Chef Jewgenij Prigoschin vorab gewusst.
War er womöglich ein Unterstützer des Aufstands? Es mehrten sich Berichte, wonach er festgenommen worden sei, möglicherweise verhört würde. Kremlsprecher Dmitri Peskow wollte sich dazu nicht äußern und empfahl Fragestellern, sich doch bitte an das zuständige Verteidigungsministerium zu wenden.
Lange Zeit bei der Führung hoch angesehen
Dabei stand Surowikin lange Zeit in der Gunst Putins. Vom Oktober vergangenen Jahres bis zum Januar war er sogar Kommandeur der russischen Truppen in der Ukraine. Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte ihn mit der Aufgabe betraut, sämtliche Truppenteile, die an der sogenannten militärischen Spezialoperation in der Ukraine beteiligt waren, zu koordinieren und besser aufeinander abzustimmen.
Ultranationalistische Ideologen wie der Oligarch Konstantin Malofejew jubelten zunächst, als Surowikin dann in immer neuen Angriffswellen die Energie-Infrastruktur der Ukraine bombardieren ließ. Nun sehe man "endlich das, was in den ersten Kriegstagen hätte geschehen können", freute sich der Oligarch, der zugleich die vorherige Kriegsführung als "blutiges Kriegskinderspielchen in einem begrenzten Raum" abtat und erklärte, die russische Armee habe bis dahin aus irgendwelchen Gründen den Eindruck vermittelt, auf die Infrastruktur der Ukraine mehr aufzupassen als auf die eigene.
Ein Ruf, in Syrien erworben
Surowikin war der Ruf vorausgeeilt, knallhart und brutal zu sein. Zuvor hatte er unter anderem russische Truppen in Syrien befehligt. Dort soll er für die Bombardierung Aleppos mitverantwortlich gewesen sein, was ihm in Russland den Namen "General Armageddon" eingebracht hatte.
Doch an seinen militärischen Fähigkeiten gab es schon im vergangenen Jahr Zweifel. Bevor er auf den Posten des Kommandeurs der russischen Truppen in der Ukraine gehievt wurde, hatte er das Kommando über die russischen Truppen im Süden der Ukraine und somit auch den Rückzug aus Teilen der annektierten Region Cherson zu verantworten.
Der regierungskritische Militärexperte Juri Fjodorow kommentierte damals, Surowikin habe "keine besonderen Militärtalente" und unterscheide sich von anderen Generälen "nur durch eine erhöhte Brutalität". Im Bereich Süd habe die russische Armee "keine Erfolge" gehabt, eher sei das Gegenteil der Fall. Bei Cherson hätten die Truppen eine "ernste Niederlage" erlitten.
Ungebrochene Nähe zu Prigoschin
Seine Absetzung zu Beginn des Jahres zum stellvertretenden Generalstabschef dürfte Surowikin missfallen haben. Einen Fürsprecher hatte er jedoch weiterhin in Prigoschin, der darauf bestand, weiter mit Surowikin zusammenzuarbeiten, selbst als die Wagner-Truppen aufgefordert wurden, sich dem russischen Verteidigungsministerium unterzuordnen.
Prigoschin bezeichnete Surowikin als "intelligenten, ausgebildeten und erfahrenen Heeresführer", und gerade deshalb habe man in der Zusammenarbeit gemeinsam "ein hohes Level an Effizienz und Erfolg demonstriert".
Möglicherweise ist Surowikin diese Nähe zu Prigoschin nun zum Verhängnis geworden.