Krieg gegen die Ukraine Moskau meldet Erbeutung deutscher "Leopard"-Panzer
Russische Truppen sollen nach Angaben aus Moskau deutsche "Leopard"-Panzer aus der Ukraine erbeutet haben. Bundesverteidigungsminister Pistorius kündigte weitere Militärhilfe an. Deutschland werde aber nicht jeden Panzer ersetzen können.
Russland hat nach eigenen Angaben mehrere deutsche "Leopard"-Kampfpanzer und US-Schützenpanzer vom Typ "Bradley" in der Ukraine erbeutet. "Das sind unsere Trophäen", hieß es vom russischen Verteidigungsministerium. Dazu wurde ein Video im Onlinedienst Telegram veröffentlicht, das die erbeuteten, beschädigten Panzer zeigen soll.
Den Angaben zufolge handelt es sich um Ausrüstung der ukrainischen Armee in der Region Saporischschja im Süden der Ukraine. Die Panzer würden nun untersucht. Dem Ministerium zufolge wurden sie von den östlichen russischen Streitkräften "im Kampf" erbeutet. Einige der Fahrzeuge hätten "funktionierende Motoren", was darauf hindeute, dass die Gefechte nur von kurzer Dauer gewesen und die ukrainischen Truppen aus ihren Angriffsstellungen "geflohen" seien, behauptete das Ministerium.
Bereits vergangene Woche hatte das russische Verteidigungsministerium berichtet, mehrere "Leopard"-Panzer zerstört zu haben und entsprechende Bilder veröffentlicht.
Sicherheitsexperte bezweifelt Kreml-Angaben
Die Angaben Moskaus können zum derzeitigen Zeitpunkt nicht unabhängig überprüft werden. Militärexperten bezweifeln jedoch die Glaubwürdigkeit der Aussagen. Gustav Carl Maria Gressel, Experte für Sicherheitspolitik und Senior Policy Fellow im Wider Europe Programme des European Council on Foreign Relations (ECFR) hält die Behauptung für dubios. Die Front verlaufe nun um wenige Hundert Meter südlich, schreibt er auf Twitter. Die russische Aussage müsse mit äußerster Vorsicht behandelt werden.
Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Pistorius: Zerstörung gehört "zur Natur eines Krieges"
Auch Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius wollte die Echtheit der russischen Bilder in einem Interview mit dem Sender "RTL" am Montagabend nicht bestätigen. Er räumte jedoch ein, es gehöre "leider zur Natur eines Krieges, dass Waffen zerstört werden, dass Panzer zerstört werden und Menschen getötet werden. Deswegen ist unsere Unterstützung für die Ukraine ja so wichtig."
Daher kündigte der Minister weitere Militärhilfen für die Ukraine an. "Wir werden nicht jeden Panzer ersetzen können, der jetzt ausfällt. Was wir aber tun (...), wir werden ab Juli weiter aufwachsend 'Leopard 1 A5'-Panzer, die instand gesetzt sind, nachliefern", sagte er bei "RTL Direkt". "Und bis zum Ende des Jahres werden das über 100 sein."
Ukraine forderte neue Panzerlieferungen
Westliche Länder hatten der Ukraine Panzer vom Typ "Leopard" und "Bradley" geliefert. Deutschland hatte im Januar nach anfänglichem Zögern die Lieferung von "Leopard"-Panzern zugesagt. Zuletzt hatten Politiker aus der Ukraine sowie aus Koalition und Opposition mit Blick auf die Zerstörung von gelieferten Panzern eine schnellere Nachlieferung verlangt. "Die ukrainische Armee braucht am dringendsten viel mehr westliche Kampfpanzer, Schützenpanzer und weitere gepanzerte Fahrzeuge", sagte etwa der ukrainische Vize-Außenminister Andrij Melnyk dem "Tagesspiegel".
Der CDU-Sicherheitspolitiker Roderich Kiesewetter forderte ebenfalls, dass die westlichen Unterstützer der Ukraine "sämtliches zerstörtes Material - also auch 'Leopard'-Kampfpanzer und Schützenpanzer - umgehend ersetzen". FDP-Verteidigungspolitiker Marcus Faber sagte der Zeitung, "deutliche Aussagen zum Ersatz des verlorenen Materials" könnten "die Überfallenen in ihrer Offensive unterstützen".
Zuletzt nahmen die gemeldeten Angriffe auf beiden Seiten zu. Etwa die ukrainische Stadt Krywyj Rih im Zentrum des Landes sei in der Nacht von Raketen angegriffen worden. Mehrere Menschen kamen nach Angaben der Ukraine dabei ums Leben. Auch von russischer Seite wurden Angriffe gemeldet. Die Ukraine habe am frühen Morgen Dörfer in der russischen Oblast Kursk beschossen. Die Angaben zu den Angriffen auf beiden Seiten können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.