DNA-Tests für Hunde Südtirols Kampf gegen Kot
Einmal nicht aufgepasst beim Gehen, und schon wieder steckt der Schuh im Hundehaufen. Das soll sich ändern in Südtirol - und so müssen nun alle dort registrierten Hunde einen DNA-Test machen.
Heute ist auch Dolly dran. Die Rauhaardackel-Hündin steht auf der grünen Untersuchungsliege in der Tierklinik Salden und lässt sich von Tierärztin Karin Vonmetz einen Tupfer ins Maul schieben, ohne groß zu jaulen. Ein paar Augenblicke, der Tupfer wird einige Male gedreht, dann ist alles erledigt. Auch Dollys DNA geht jetzt nach Bozen in die Datenbank gegen unliebsame Hundehaufen.
In Südtirol gilt seit Anfang des Jahres ein Gesetz, mit dem die norditalienische Provinz nicht weggeräumtem Hundekot den Kampf ansagt. "Das Gesetz schreibt vor, dass für alle Hunde ein DNA-Test vorzulegen ist", sagt Landesrat Arnold Schuler von der Südtiroler Volkspartei. Die genetischen Daten aller in Südtirol registrierten 40.000 Hunde würden dann in der Datenbank für Vierbeiner hinterlegt.
Dadurch könne in Südtirol künftig ermittelt werden, welcher Haufen auf dem Bürgersteig von welchem Hund stammt. Die Behörden könnten die Besitzerinnen oder Besitzer zur Kasse bitten.
Erst bei einem Viertel der 40.000 in Südtirol registrierten Hunde wurde ein DNA-Test vorgenommen. Einer von ihnen ist hier bei Tierärztin Karin Vonmetz in der Praxis.
Gesetz soll abschreckend wirken
"Die abschreckende Wirkung wird enorm sein", hofft Schuler, der als Erfinder des Gesetzes gilt. Denn jeder wisse: "Wenn er das Häuflein von seinem Hund liegen lässt oder mitnimmt im Säckchen und hinter den nächsten Gartenzaun wirft", dann sei künftig die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, relativ hoch.
Im vergangenen Jahr gab es allein in der Stadt Bozen 400 Meldungen, weil sich Bürgerinnen und Bürger über Hundedreck auf den Straßen geärgert haben. Mitarbeiter des Hygieneamts zogen los, die Halter der verantwortlichen Tiere aber konnten fast nie ermittelt werden. Künftig würden die Behördenmitarbeiter Proben des Hundekots nehmen und mit der DNA in der Datenbank abgleichen. Die ermittelten Hundebesitzerinnen und -besitzer erhielten einen Bußgeldbescheid.
"Ich werde den Test nicht mitmachen"
Aber es gibt auch Protest gegen das neue Anti-Hundehaufen-Gesetz. "Ich bin selber Hundebesitzerin", sagt Tierschützerin Sonja Meraner und kündigt an: "Ich werde den Test nicht mitmachen." Die Präsidentin des Vereins "Südtiroler Tierparadies hilft" betont, sie sei gegen das Gesetz und die DNA-Probenpflicht, da diese sinnlos sei. Unter anderem kritisiert sie, nur in Südtirol registrierte Hunde müssten den DNA-Test machen. Hunde von Touristen oder von Besitzern aus der Nachbarprovinz Trient dagegen nicht. "Aber ich sehe auch genügend Touristenhunde, die Häufchen machen", berichtet Meraner, und die würden häufig auch liegen gelassen.
Die Tierschützerin, die auch in der Partei der Freiheitlichen aktiv ist, hat eine Online-Petition organisiert und kündigt eine Sammelklage gegen das Gesetz an. Die neue Regel würde auch dazu führen, dass Hundehalter ihre Tiere abmeldeten oder für tot erklärten. "Aber dann sehe ich ihn zwei Tage danach mit dem Hund herumlaufen", sagt Meraner. Unter anderem befürchtet sie, dadurch könne in Südtirol ein Problem mit streunenden Hunden entstehen.
Erst ein Viertel der Hunde erfasst
Die Landesregierung in Bozen hat in den vergangenen zwei Jahren allen Hundebesitzerinnen und -besitzern eine Übergangsfrist gewährt. Bislang ist bei nur rund 10.000 Hunden, also rund einem Viertel der in Südtirol registrierten, ein DNA-Test gemacht worden. Einige hätten vielleicht geglaubt, das seit zwei Jahren angekündigte Gesetz würde eventuell doch nicht kommen, sagt Landesrat Schuler. Aber mit dem Inkrafttreten des Gesetzes zu Beginn des Jahres werde jetzt ernst gemacht.
Um den Hundehaltern die Probe-Entnahmen zu erleichtern, haben mehrere Gemeinden öffentliche Teststellen eingerichtet, die die Tierarztpraxen unterstützen sollen. Schuler ist optimistisch, dass man in absehbarer Zeit einen Großteil der Hunde erfassen werde.
Das Anti-Hundehaufen-Gesetz kostet die Steuerzahler keinen Cent, betont der Landesrat. Für die neuen Regeln musste nur eine weitere Spalte in der schon existierenden Hundedatenbank eingerichtet werden. Die Kosten für die Entnahme der DNA-Probe in Höhe von 65 Euro zahlen die Hundebesitzerinnen und -besitzer.
Wer sich weigert, die genetischen Daten seines Hundes erfassen zu lassen, dem drohen Strafen von bis zu 1.064 Euro. Bislang ist noch keine Buße verhängt worden - den bei den Tests säumigen Hundehaltern soll noch ein paar Wochen Zeit gegeben werden.
Auch bei Biss oder Riss einsetzbar
Laut Schuler haben andere Regionen und auch Städte in Italien bereits Interesse am Südtiroler Model gezeigt, unter anderem Genua. Auch die Zentralregierung in Rom verfolge die Entwicklung und habe die nationale Datenbank für Haustiere um den Punkt "DNA-Probe" erweitert. In Südtirol hatten unter anderem viele Gemeinden, auch in den ländlichen Regionen, auf DNA-Tests für Hunde gedrungen.
Mit Hilfe der erhobenen Gendaten soll es künftig auch leichter möglich sein, die verantwortlichen Halter zu ermitteln, wenn Hunde Menschen beißen oder Nutzvieh reißen. Befürworter des Gesetzes weisen außerdem darauf hin, dass Hundekot zu schweren gesundheitlichen Schäden bei Kühen führen kann.