Zweiter Jahrestag der Befreiung Die tiefen Wunden von Butscha
Als ukrainische Soldaten vor genau zwei Jahren die Stadt Butscha von der russischen Besatzung befreiten, fanden sie viele Leichen. Präsident Selenskyj erinnerte an die Toten - und rief zum Durchhalten auf.
Die Stadt Butscha ist für viele Menschen ein Symbol für die Gräuel des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Am Jahrestag gedachten der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, Ministerpräsident Denys Schmyhal und mehrere ausländische Botschafter der Opfer der 33-tägigen russischen Besatzung am Beginn der russischen Großinvasion vor zwei Jahren.
Selenskyj ruft die Welt zur Hilfe
Die Toten von Butscha seien Zeugnis, dass niemand in der Welt sich aus diesem Krieg heraushalten könne, sagte Selenskyj. Durch die Verteidigung der Menschen und des Landes werde die Menschlichkeit siegen. Zur Erinnerung hinterließ Selenskyj eine Lampe an der Mauer der Erinnerung.
An der Gedenkveranstaltung nahmen auch viele Angehörige von Opfern aus Butscha sowie von gefallenen ukrainischen Soldaten teil. Auf einem Denkmal sind die Namen der 509 bislang identifizierten Zivilisten aufgeführt, die während der Besatzung getötet wurden.
Nach der Befreiung der der Stadt vor den Toren Kiews hatten ukrainische Soldaten in den Straßen, in Wohnhäusern, Gärten und Massengräbern die Leichen von Männern, Frauen und Kindern gefunden. Einige wiesen Folterspuren auf.
Auf dem Friedhof von Butscha gibt es inzwischen auch Gräber gefallener Soldaten - Zeugnis des hohen Blutzolls.
"Unser Geist gibt nicht auf"
Zuvor hatte der ukrainische Präsident seine Landsleute in einer Osterbotschaft zum Durchhalten aufgerufen. Es vergehe kein Tag, in dem nicht russischer Terror das Leben in der Ukraine erschüttere, sagte Selenskyj. "Wir verteidigen uns, wir bleiben standhaft", sagte er. "Unser Geist gibt nicht auf und weiß, dass der Tod abgewendet werden kann. Das Leben kann siegen."
Das von einigen ukrainischen Christen gefeierte Osterfest sei eine Erinnerung daran, dass die Kraft des Geistes das Böse besiegen kann, sagte er in in sozialen Netzwerken verbreiteten Botschaft.
Die katholischen, protestantischen und griechisch-orthodoxen Christen der Ukraine begehen das Osterfest nach gregorianischem Kalender. Die Mehrheit der orthodoxen Christen im Land folgt jedoch dem julianischen Kalender, nach dem Ostern in diesem Jahr auf den 5. Mai fällt.
Schwierige militärische Lage der Ukraine
Selenskyj tauschte jüngst mehrere Berater in seinem Umfeld aus - eine Fortsetzung vieler Umbesetzungen in der politischen und militärischen Führung der Ukraine in den vergangenen Monaten. Betroffen ist unter anderen sein Assistent Serhij Schefir, der den Posten seit 2019 innehatte. Ein Pressesprecher begründete die Entlassungen laut ukrainischen Medien mit einer "Optimierung des Personals" im Präsidialamt.
Die militärische Situation spitzt sich für die ukrainische Armee weiter zu. Im Osten des Landes rücken russische Kräfte langsam, aber kontinuierlich vor. Der Ukraine fehlt es offenbar auch an ausgebildeten Soldaten - eine umfangreichere Mobilisierung ist allerdings politisch umstritten. Die militärischen Probleme werden durch stockende und zurückgehende westliche Hilfe erschwert.