Krieg gegen die Ukraine 13 Millionen Menschen brauchen Hilfe
In der gesamten Ukraine ist die Lebensmittelversorgung den UN zufolge bedroht. Landesweit greifen russische Truppen weiter an. Geländegewinne konnten sie nach Angaben der ukrainischen Vize-Verteidigungsministerin aber nicht erzielen.
Seit Anfang des russischen Angriffskriegs in der Ukraine am 24. Februar sind UN-Angaben zufolge mindestens 816 Zivilisten getötet worden. 1333 Menschen wurden zudem verletzt, teilte der UN-Menschenrechtsrat in Genf mit.
Die tatsächlichen Zahlen liegen wahrscheinlich weit höher. Beobachter des UN-Kommissariats für Menschenrechte sind zwar in der Ukraine vertreten, genaue Zahlen aus umkämpften Gebieten, etwa aus der Hafenstadt Mariupol im Süden des Landes, fehlen aber.
80 bis 90 Prozent der Stadt seien zerstört, es gebe kein einziges intaktes Gebäude, berichtete Mariupols stellvertretender Bürgermeister Sergej Orlow ukrainischen Medien.
Millionen Menschen auf der Flucht
Millionen Familien in der Ukraine hungern oder sind vom Hunger bedroht, warnte Tomson Phiri, der Sprecher des UN-Welternährungsprogramms. Die Produktion und Lieferung von Lebensmitteln sind demnach nicht gesichert. Lkw, Züge und Flughäfen seien zerstört, Brücken eingestürzt und Supermärkte ebenso wie Vorratslager leer.
Mehrere Millionen Menschen seien auf der Flucht, sagt Matthew Saltmarsh, Sprecher des UN-Flüchtlingswerks UNHCR. Mehr als 3,27 Millionen seien in Nachbarländer geflüchtet. Angaben der Internationalen Organisation für Migration zufolge sind außerdem knapp 6,5 Millionen Menschen innerhalb der Ukraine auf der Flucht. Nach Schätzungen von UNHCR brauchen etwa 13 Millionen Menschen innerhalb der Ukraine humanitäre Hilfen.
Landesweite Bombardierung fortgesetzt
Die russischen Truppen setzten die landesweite Bombardierung weiter fort. Noch vor Tagesanbruch heulten in Städten im ganzen Land die Alarmsirenen. Die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar sagte im ukrainischen Fernsehen, die russische Armee habe aber keine Geländegewinne erzielt, weil ukrainische Truppen sie daran gehindert hätten.
Russland kämpfe mit Kommunikationsproblemen und logistischen Schwierigkeiten, etwa beim Treibstoff und der Lebensmittelversorgung. Die Angaben lassen sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Ein Toter bei Angriff in Kiew
Aus Kiew meldete Bürgermeister Vitali Klitschko in einem Video beim Messengerdienst Telegram, russische Truppen hätten Wohnhäuser, Kindergärten und eine Schule beschossen. Bei einem Angriff auf ein Wohnviertel sei ein Mensch getötet worden. 19 Menschen seien im Stadtteil Podil verletzt worden, darunter vier Kinder. Auch die Angaben ließen sich nicht überprüfen.
Von einem "chaotischen Beschuss" mehrerer Wohngebiete sprach Mykola Poworosnyk, der stellvertretende Leiter der Stadtverwaltung. In Kiew seien seit Beginn des Kriegs mehr als 220 Menschen getötet worden.
Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.
Lwiw bittet um Hilfe für Flüchtende
Berichten zufolge gab es auch nahe der westukrainischen Großstadt Lwiw am Morgen heftige Explosionen. "Mehrere Raketen schlugen in einer Fabrik ein, in der Flugzeuge repariert werden", schrieb Bürgermeister Andrij Sadowyj auf Facebook. Opfer gebe es bislang keine, weil der Betrieb der Fabrik vorher eingestellt worden sei. Das Flughafengelände sei angegriffen worden, der Flughafen selbst aber nicht getroffen.
Lwiw liegt in der Westukraine an der Grenze zu Polen. Die Stadt sei zu einem Zufluchtsort für etwa 200.000 Menschen geworden, sagte Sadowyj einer Mitteilung zufolge: "Dies ist eine extrem schwere Belastung für die Stadt, und heute stehen wir am Rande unserer Fähigkeiten." Er bat internationale Organisationen um Hilfe für die Flüchtenden. Große Zelte mit sanitären Einrichtungen und Kochmöglichkeiten würden benötigt.
Evakuierung in Luhansk kommt nicht voran
Auch in der ostukrainischen Region Luhansk verhindert den Behörden zufolge Beschuss durch russische Streitkräfte eine sichere Evakuierung von Städten und Dörfern an der Front.
Der Gouverneur von Luhansk, Serhij Gaidai, sagte im staatlichen Fernsehen: "Es gibt keine einzige Gemeinde, die nicht unter Beschuss geraten ist." Er nannte die Städte Sewerodonezk, Rubischne und Popasna als besondere Brennpunkte.