Krieg gegen die Ukraine Weiter schwere Kämpfe in Bachmut
Auch am Silvesterwochenende hat Russland ukrainische Städte aus der Luft angegriffen. Präsident Selenskyj nannte die russischen Soldaten "erbärmliche" Terroristen. Besonders umkämpft bleibt die Frontstadt Bachmut im Osten.
Um die strategisch wichtige ostukrainische Stadt Bachmut kämpfen ukrainische und russische Truppen weiter. Dabei seien am Samstag 170 russische Soldaten getötet worden, teile der Sprecher der ukrainischen Heeresgruppe Ost, Serhij Tscherewatyj, mit. Weitere 200 russische Soldaten seien verwundet worden, als sie versuchten, die Stadt anzugreifen.
Tscherewatyj sprach von einem "Fließband des Todes" für die russischen Angreifer. Die Angaben zu den Opferzahlen konnten zunächst nicht unabhängig geprüft werden.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
45 Angriffe mit Kampfdrohnen
Bachmut gilt als Eckpfeiler der ukrainischen Frontlinien im Osten. Für die russische Armee ist die Stadt ein Prestigeobjekt, sie wollen sie unbedingt erobern. Die Angriffe werden von Teilen der berüchtigten russischen Söldnertrupp Wagner angeführt. Die russische Seite berichtet regelmäßig von hohen Opferzahlen bei den ukrainischen Truppen.
Um die ukrainischen Soldaten an der Front zu unterstützen, war Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko zum Jahreswechsel nach Bachmut gereist. Ein Video zeigt ihn mit Soldaten. Es soll am Silvestertag entstanden sein. Vermutlich aus Sicherheitsgründen war die Reise nicht vorab angekündigt worden.
Die russische Armee griff am Silvesterwochenende zudem weitere ukrainische Städte mit Kampfdrohnen, Raketen und schwerem Artilleriebeschuss an. Die ukrainischen Luftstreitkräfte meldeten am Sonntag 45 Angriffe mit Kampfdrohnen vom iranischen Typ Schahed-136. Mehrere Menschen starben, Dutzende wurden verletzt.
Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: Von Russland annektierte Gebiete.
Freiheitsentzug wegen Silvesterraketen
In Kiew hat ein 47-Jähriger am Abend Silvesterraketen gezündet - trotz eines klaren Feuerwerksverbots. "Jetzt drohen ihm fünf Jahre Freiheitsentzug", schrieb Bürgermeister Klitschko beim Messengerdienst Telegram. Anwohner hatten die Polizei informiert, die den Mann anschließend festnahm und ein ganzes Lager pyrotechnischer Produkte in seiner Wohnung beschlagnahmte.
Kurz darauf wurde in Kiew Luftalarm ausgelöst, da Russland mehrere sogenannte Kamikaze-Drohnen auf die Hauptstadt gestartet hatte. Klitschko teilte mit, ein Mann sei in Kiew getötet und zahlreiche verletzt worden. Am Wochenende seien zudem zwei Schulen beschädigt worden.
Viele Verletzte
Auch Teile der südukrainischen Stadt Cherson wurden in der Nacht beschossen. Dabei wurde ein Mensch getötet und ein weiterer verwundet, wie der stellvertretende Stabschef des Präsidenten, Kyrylo Tymoschenko, mitteilte. Insgesamt seien es am Wochenende 50 Verletzte gewesen.
In Chmelnyzkyj wurde eine 22-Jährige bei einem Raketenangriff verletzt. Sie starb später, wie der Bürgermeister der Stadt mitteilte. Die Vertreter der Stadt sprachen außerdem von zehn Verletzten am Feiertagswochenende.
Russland greife gezielt Zivilisten an, so die ukrainische Seite. "Russland hat keine militärischen Ziele mehr", schrieb der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak bei Twitter. "Es versucht, so viele Zivilisten wie möglich zu töten und so viele zivile Objekte wie möglich zu zerstören. Ein Krieg des Tötens wegen."
Selenskyj: "Sie haben Angst"
Olena Selenska zeigte sich empört, dass solche massiven Angriffe kurz vor Silvester stattfanden. "Das Leben anderer zu zerstören, ist eine widerliche Angewohnheit unserer Nachbarn", sagte die Ehefrau von Präsident Wolodymyr Selenskyj.
"Die russischen Terroristen waren bereits erbärmlich, und sind auch so ins neue Jahr gestartet", sagte der Präsident selbst in seiner täglichen Videoansprache. Die Angriffe könnten den Ukrainern nichts anhaben. "Unser Zusammengehörigkeitsgefühl, unsere Authentizität, das Leben selbst - all das steht so sehr im Kontrast zu der Angst, die in Russland vorherrscht."
Das russische Militär habe Angst, das könne man spüren, so Selenskyj. "Und sie haben zurecht Angst", sagte er. "Drohnen, Raketen und alles andere wird ihnen nicht helfen. Denn wir sind geeint. Sie eint nur die Angst."