Verletzte Kriegsgefangene Ukraine gründet Kommission für Gefangenenaustausch
Die Ukraine und Russland - auf beiden Seiten gibt es Tausende Kriegsgefangene. Den Schwerverletzten möchte die Ukraine nun eine schnelle Rückkehr in ihre Heimat ermöglichen. Doch Russlands Beteiligung bleibt offen.
Die Ukraine wird eine sogenannte "gemischte medizinische Kommission" gründen, erklärten Militärvertreter bei einer Pressekonferenz. Ein Instrument, das von den Genfer Konventionen ausdrücklich vorgesehen ist, damit zumindest die schwerverletzten Kriegsgefangenen rasch in ihre Heimat zurückkehren.
Die Kommission werde die russischen Gefangenen begutachten. Wenn sie schwerverletzt seien, werde die Ukraine sie binnen drei Monaten an Russland übergeben. Das versprach Andrij Jusow, der beim ukrainischen Militär zuständig für Kriegsgefangene ist.
Russland äußert sich nicht zur Beteiligung
Solch eine "gemischte medizinische Kommission" bestehe aus drei Personen, erklärte Jusow. Davon kämen zwei Ärztinnen oder Ärzte aus neutralen Ländern und ein Arzt aus dem Land, in dem sich der Kriegsgefangene befindet. "Wir hoffen, dass auch der Aggressorstaat diese Initiative unterstützt". Damit meint er Russland, das sich bisher nicht dazu geäußert hat, ob es sich an dem Format beteiligen will.
Die ukrainische Initiative kommt fast auf den Tag genau anderthalb Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs. Bisher habe die Ukraine seit Kriegsbeginn knapp 2.600 Soldaten und Zivilisten aus russischer Gefangenschaft befreien können, heißt es in Kiew. Doch auf beiden Seiten gibt es weitere Tausende Kriegsgefangene, ihre genaue Zahl ist unbekannt. Und jeden Tag kommen neue Gefangene hinzu.
Kommission war in bisherigen Kriegen Ausnahmefall
Das Internationale Rote Kreuz unterstützt die ukrainische Initiative ausdrücklich. Doch bisher sei das System der "gemischten medizinischen Kommissionen", obwohl in der Genfer Konventionen vorgesehen, kaum angewendet worden, sagte Jürg Eglin, Delegationsleiter des Internationalen Roten Kreuzes in Kiew.
"Seit die Genfer Konventionen etabliert wurden - 1949 nach dem Zweiten Weltkrieg - gab es diese Situation noch relativ selten", erläutert er. Erst zweimal sei das passiert: im Vietnam-Krieg in den 1960er-Jahren und im Iran-Irak-Krieg in den 1980er-Jahren. "Und jetzt haben wir eine Situation, in der die Ukraine ihre Absichten klar erklärt, um diese Kommission zu etablieren und auch klar zeigt, dass sie dieses Völkerrecht respektieren und auch umsetzen wollen“, sagt Eglin.
Ärzte aus der Ukraine sehen ihre Verantwortung
Das Rote Kreuz hat bereits Ärztinnen und Ärzte gefunden, die teilnehmen möchten, darunter aus der Schweiz und aus Äthiopien. So steigt der Druck auf Russland, sich der Initiative anzuschließen - und selbst eine "gemischte Kommission" zu gründen.
Auch die Ukraine hat bereits ihren Vertreter benannt. Er werde das so objektiv wie möglich tun, verspricht Doktor Oleksandr Hluschanytsya: "Wenn Sie Arzt sind und wenn dann selbst ein Verbrecher zu Ihnen gebracht wird, der Blut verliert und Ihre Hilfe braucht, dann denken Sie nicht daran, wer er ist".
Die Ukraine will ihre Kommission jetzt so schnell wie möglich auf die Beine stellen.