Trotz russischer Drohungen Frachter von deutscher Reederei verlässt Odessa
Der von einer Hamburger Eigner betriebene Frachter lag seit Kriegsbeginn im Hafen von Odessa fest - nun hat er die ukrainischen Gewässer verlassen. Eine riskante Fahrt angesichts der Drohungen Russlands, auch zivile Schiffe anzugreifen.
Mehrere Stunden nach dem Auslaufen aus dem südukrainischen Hafen Odessa hat das deutsche Frachtschiff "Joseph Schulte" den ukrainischen Teil des Schwarzen Meeres erfolgreich durchquert. "Ich kann bestätigen, dass das Schiff die ukrainischen Gewässer verlassen hat", teilte eine Sprecherin der Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) in Hamburg mit. Laut dem Schiffsinformationsdienst Marine Traffic fuhr der Frachter zu diesem Zeitpunkt in rumänischen Gewässern unweit des Ortes Sfântu Gheorghe.
Frachter lag seit Beginn der Invasion in Odessa
Das Containerschiff, das anteilig dem Hamburger Schiffseigner Bernhard Schulte gehört, hatte die ukrainische Stadt Odessa zuvor verlassen - trotz der Drohungen Russlands, Schiffe, die aus dem Hafen auslaufen, als potenzielle Ziele zu betrachten.
Der Frachter unter der Flagge von Hongkong hatte seit Ausbruch des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Hafen von Odessa gelegen, wie die BSM, die das Schiff betreut, mitteilte. Das Unternehmen dankte allen beteiligten Parteien, die eine sichere Überfahrt des Frachters ermöglichten. Nun soll das Schiff, das teils auch einer chinesischen Bank gehört, Istanbul ansteuern.
Es transportiert laut ukrainischen Angaben mehr als 2.100 Container mit etwa 30.000 Tonnen allgemeiner Fracht und ist das erste, das seit dem 16. Juli den Hafen von Odessa verlassen habe.
Ukraine will Schiffen Passage ins Ausland ermöglichen
In der vergangenen Woche hatte die Ukraine angekündigt, einen "humanitären Korridor" einrichten zu wollen, über den Schiffen, die im Hafen von Odessa festsitzen, die Passage über das Schwarze Meer ins Ausland ermöglicht werden soll. Die Überfahrt über diesen Korridor geschehe allerdings auf eigenes Risiko. Über den Korridor soll nach ukrainischen Regierungsangaben auch Getreide transportiert werden.
Allerdings hatte Russland angedroht, solche Schiffe als potenzielle Angriffsziele zu betrachten, nachdem der Kreml das im Sommer 2022 unter Beteiligung der UN und der Türkei ausgehandelte Getreideabkommen Mitte Juli hatte auslaufen lassen. Das Abkommen hatte den Export von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer ermöglicht.
Ukraine meldet Angriffe auf Donauhäfen
Seit dem Auslaufen des Abkommens hat Russland seine Angriffe auf die Agrar- und Hafeninfrastruktur der Ukraine verstärkt. Auch in der Nacht zu Mittwoch wurden die wichtigen Häfen der Ukraine an der Donaumündung Ziel russischer Angriffe, wie die Verwaltung des Gebiets Odessa mitteilte. Konkrete Orte wurden jedoch nicht genannt. Durch die Attacken mit Kampfdrohnen seien Lagerhäuser und Getreidesilos beschädigt worden und teils in Brand geraten. Inzwischen seien die Feuer wieder gelöscht. Tote und Verletzte habe es keine gegeben.
Auch die ukrainische Luftwaffe meldete Angriffe: In der Nacht seien 13 Kampfdrohnen iranischer Bauart über den Gebieten Odessa und Mykolajiw abgeschossen worden.
Das Donaudelta gehört zum größten Teil zum EU- und NATO-Mitglied Rumänien, ein Teil aber auch zur Ukraine. Bereits Anfang August hatte die Ukraine Angriffe auf die dortigen Hafenstädte gemeldet, die größtenteils auf den Hafen Ismajil abgezielt haben sollen.
In einer früheren Version hatten wir im Zusammenhang mit der "Joseph Schulte" geschrieben, sie gehöre zur Reederei "Bernhard Schulte Management". Richtig ist jedoch, dass der Eigner Bernhard Schulte heißt und die BSM das Schiff managt.
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