Treffen in Istanbul Russland und Ukraine verhandeln wieder
Erstmals seit fast drei Wochen reden Vertreter der Ukraine und Russlands heute wieder direkt miteinander. Sie treffen sich in Istanbul - unter Vermittlung des türkischen Präsidenten Erdogan. Dieser sieht eine "positive Richtung".
Vertreter Russlands und der Ukraine wollen heute in Istanbul erstmals seit fast drei Wochen wieder direkt über einen Waffenstillstand in der Ukraine verhandeln. Die Gespräche sollen bis Mittwoch dauern. Zu den zentralen Themen gehören nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj "Sicherheitsgarantien und die Neutralität" sowie der Status der Ukraine als "atomwaffenfreier Staat". Eine Neutralität der Ukraine ist eine der russischen Hauptforderungen. Selenskyj sagte am Sonntag, seine Regierung werde die Frage "gründlich" prüfen.
Erste Verhandlungen auf Ministerebene am 10. März im türkischen Antalya hatten keine konkreten Fortschritte im Bemühen um eine Waffenruhe in der Ukraine gebracht. Seitdem wurden die Gespräche per Videokonferenz fortgesetzt. Beide Konfliktparteien bezeichneten sie zuletzt als "schwierig".
Kuleba skeptisch
Auch der ukrainische Außenminister äußerte sich vor Beginn der Gespräche skeptisch zu deren Erfolgsaussichten. "Wenn wir sehen, dass sie zu einem ernsthaften, substanziellen Gespräch und ausgewogenen Vereinbarungen bereit sind, dann werden die Dinge vorankommen", sagte Dmytro Kuleba. "Wenn es sich um eine Wiederholung ihrer Propaganda handelt, werden die Gespräche erneut scheitern."
Minimalziel der ukrainischen Seite sei eine Verbesserung der humanitären Lage in von russischen Truppen belagerten Städten wie dem schwer zerstörten Mariupol. Wunschziel sei ein stabiler Waffenstillstand. Kuleba wies erneut auf die roten Linien der ukrainischen Regierung hin: "Wir tauschen nicht Menschen, Land und Souveränität. Unsere Position ist konkret."
"Es ist Putin, der das bis jetzt ablehnt"
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte im Vorfeld des Treffens, er halte telefonischen Kontakt zum ukrainischen Präsidenten Selenskyj und zu Kremlchef Wladimir Putin, es gehe in eine "positive Richtung".
Ziel der türkischen Regierung ist ein direktes Treffen von Putin und Selenskyj. "Wir glauben, dass nur durch so ein Treffen der Krieg beendet werden kann", sagte Erdogans Sprecher Ibrahim Kalin. "Präsident Selenskyj ist bereit dafür. Es ist Putin, der das bis jetzt ablehnt."
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Russland hatte die Ukraine vor knapp fünf Wochen angegriffen. Die Kämpfe in der Ukraine gingen auch in den vergangenen Stunden weiter. Nach Angaben Selenskyjs habe das ukrainische Militär zwar Erfolge erzielt, die Lage bleibe aber angespannt.
In seiner abendlichen Videoansprache sagte Selenskyj, die russischen Besatzer seien aus der Stadt Irpin - einem Vorort von Kiew - zurückgedrängt worden. Es sei jedoch "noch zu früh, um von Sicherheit in diesem Teil unserer Region zu sprechen". Die Russen kontrollierten nach wie vor die Gebiete im Norden Kiews. Auch in den Gebieten Tschernihiw, Sumy, Charkiw, Donbass und im Süden der Ukraine bleibe die Lage "sehr schwierig".