Umkämpfte Stadt Ukraine zieht sich teilweise aus Tschassiw Jar zurück
Seit Monaten ist Tschassiw Jar in der Region Donezk umkämpft - nun musste die Ukraine ein Viertel der strategisch wichtigen Stadt aufgeben. Im Fall der vollständigen Einnahme könnte Russland von dort weiter in Richtung Kramatorsk vorstoßen.
Nach monatelangen Kämpfen hat sich die ukrainische Armee aus dem östlichsten Teil der Kleinstadt Tschassiw Jar zurückziehen müssen. "Die Stellungen unserer Verteidiger sind zerstört worden", sagte der Sprecher der zuständigen Armeegruppierung, Nasar Woloschyn, im staatlichen Fernsehen. "Es war nicht mehr möglich, das Kanalviertel zu halten, nachdem der Feind eingedrungen war."
Es gebe dort kein einziges unbeschädigtes Gebäude mehr. "Bombardements und Artilleriebeschuss hinterließen eine Mondlandschaft", so der Sprecher. Das Leben der eigenen Soldaten sei gefährdet gewesen. Das Armeekommando habe sich für einen Rückzug auf besser geschützte Positionen entschieden, doch auch dort werde weiter gekämpft.
Bereits Ende April waren viele der Gebäude in Tschassiw Jar zerstört.
Vor einer Woche hatte Woloschyn noch gesagt, dass die ukrainische Armee den russischen Gegner aus dem Stadtteil weitgehend vertrieben habe. Doch gestern erklärte die Regierung in Moskau, in Tschassiw Jar das an einem Kanal gelegene Viertel Nowji erobert zu haben. Berichten zufolge wurden vom russischen Militär unter anderem schwere Gleitbomben gegen ukrainische Positionen eingesetzt.
Einnahme würde Russland weitere Wege öffnen
Taschiw Jar liegt auf einer Anhöhe. Falls die russischen Streitkräfte die Stadt vollständig unter ihre Kontrolle bringen, könnten sie von dort aus weiter nach Nordwesten in Richtung der Städte Kramatorsk und Slowjansk vorstoßen.
Das ukrainische Militär teilte weiter mit, russische Truppen seien daran gehindert worden, Verteidigungslinien an der Front bei Kramatorsk zu durchbrechen.
Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Russische Geländegewinne auch an anderen Frontabschnitten
Die russischen Truppen setzen seit Wochen ihren langsamen, aber stetigen Vorstoß in der ostukrainischen Region fort. Auch an anderen Frontabschnitten erzielte das russische Militär Geländegewinne. So verzeichneten ukrainische Militärbeobachter russische Fortschritte unter anderem in Torezk - die Stadt liegt ebenfalls in der Region Donezk. Zudem sollen sich russische Einheiten an einem dritten Abschnitt im Gebiet Charkiw an der Staatsgrenze festgesetzt haben.
Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren mit westlicher Unterstützung gegen die russische Invasion. Für ein Ende der Kampfhandlungen hatte Russland zuletzt Gebietsabtretungen der Ukraine gefordert. Kiew lehnt das ab.