Stromversorgung in der Ukraine Alle Wärme- und Wasserkraftwerke beschädigt
Die Ukraine stellt sich auf einen harten Winter mit massiven Problemen bei der Stromversorgung ein. Alle Wärme- und Wasserkraftwerke sind laut Regierungschef Schmyhal durch russische Angriffe beschädigt worden. Die Stromimporte reichen nicht aus.
Wegen der russischen Angriffe auf das Energienetz müssen die Menschen in der Ukraine den ganzen Winter über mit Stromabschaltungen rechnen. Zwar sei die Lage gegenwärtig unter Kontrolle, doch gebe es durch die Schäden weiter Mängel bei der Stromversorgung, teilte Regierungschef Denys Schmyhal mit. "Alle Wärme- und Wasserkraftwerke des Landes wurden beschädigt." Dazu seien etwa 40 Prozent der Hochspannungsnetzanlagen unterschiedlich stark zerstört.
"Daher sind in den meisten Region die Einschränkungen in der Stromversorgung immer noch erheblich", bilanzierte er. "Seien wir ehrlich, dass wir diesen Winter ständig unter den Bedingungen eines begrenzten Stromverbrauchs leben werden", sagte er nach Angaben der Staatsagentur Unian.
Kritische Infrastruktur hat Priorität
Dabei müssten Prioritäten gesetzt werden. Vorrang habe die kritische Infrastruktur wie Krankenhäuser sowie die Wasser- und Wärmeversorgung, gefolgt vom militärisch-industriellen Komplex.
Erst an dritter Stelle stünden kritische Versorgungsobjekte wie Bäckereien oder Molkereien. Die Versorgung der Zivilbevölkerung mit Strom stehe erst an vierter Stelle.
Zuvor hatte bereits Wolodymyr Kudryzkyj, der Chef des staatlichen Stromnetzbetreibers Ukrenerho, auf die Probleme hingewiesen. Das Stromdefizit könne zwar zum Teil mit Maßnahmen wie dem Stromimport kompensiert werden, "aber nicht vollständig".
Cherson, Donezk und Charkiw besonders betroffen
Besonders betroffen seien die Regionen Cherson, Donezk und Charkiw. Vor allem rund um Cherson in der Südukraine ist nach Angaben des staatlichen Energieversorgers Ukrenergo die Energieinfrastruktur "praktisch zerstört".
"Mehr als tausend Raketen und Drohnen" seien von Russland seit dem 10. Oktober abgefeuert worden, sagte Ukrenergo-Chef Wolodymyr Kudryzkyji. "Die Arbeiten in Charkiw und Donezk sind ebenfalls kompliziert", fügte er hinzu - die an Russland grenzenden Regionen sind immer noch hart umkämpft.
Russland greife fast täglich mit Artillerie die Energieanlagen und Verteilungsnetze an, erklärte Ministerpräsident Schmyhal. Vor Ort "wird die Situation durch die Wetterbedingungen, die die Reparaturarbeiten verlangsamen, noch komplizierter", betonte er.
Russland: Angriffe auf die Energie-Infrastruktur
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte erklärt, seine Armee werde die Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur fortsetzen, um Vergeltung für die Explosion auf der Krim-Brücke zu üben, für die Russland die Regierung in Kiew verantwortlich macht.
In den vergangenen Wochen hatte Russland immer wieder die Energie-Infrastruktur der Ukraine mit Raketen angegriffen. Dadurch ist vor allem die Stromversorgung in weiten Teilen des Landes zusammengebrochen. Inzwischen ist es gelungen, die Bevölkerung zumindest stundenweise mit Strom zu versorgen.
Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: Von Russland annektierte Gebiete.