Zwei Jahre Haft Tochter malte Antikriegsbild - Russe verurteilt
In Russland ist ein Vater wegen Kritik am Krieg gegen die Ukraine zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt worden. Der Fall kam ins Rollen, nachdem seine Tochter ein Bild mit der Aufschrift "Ruhm der Ukraine" in der Schule gemalt hatte.
Ein russisches Gericht hat einen alleinerziehenden Vater wegen Kritik am Krieg in der Ukraine in Abwesenheit zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Alexej Moskaljow sei für schuldig befunden worden, die russische Armee in den Online-Netzwerken "diskreditiert" zu haben, sagte sein Anwalt Wladimir Biljenko. Nach Angaben des Anwalts und von Aktivisten erregten im vergangenen Frühjahr zunächst Zeichnungen der Tochter die Aufmerksamkeit der Behörden.
Die damals 13-Jährige hatte in der Schule ein Antikriegsbild mit dem Schriftzug "Ruhm der Ukraine" gezeichnet. Darauf zu sehen sind laut den Nachrichtenagenturen AFP und Reuters auch russische Raketen, die auf eine ukrainische Mutter und ein Kind gerichtet sind. Die Schulleitung schaltete umgehend die Polizei ein.
Daraufhin wurde der Vater einen Tag später erstmals auf die Polizeistation gebracht und eine Geldstrafe gegen ihn verhängt. Als dann im Winter kriegskritische Kommentare seiner Tochter im Internet auftauchten, durchsuchten die Behörden Moskaljows Wohnung und leiteten das Strafverfahren ein, weil er Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine kritisiert habe - so der Vorwurf.
Moskaljow bestritt die Vorwürfe und gab an, der Zugang zu seinem Computer sei ohne sein Wissen von anderen genutzt worden.
Vater könnte Sorgerecht ganz verlieren
Seit März stand Moskaljow unter Hausarrest, ihm wurde das Sorgerecht für seine Tochter zunächst vorläufig entzogen. Laut Gericht soll der 54-Jährige in der Nacht aus dem Arrest geflohen sein. Bei der Urteilsverkündung war er nicht anwesend. Zur Überwachung hatte er ein elektronisches Armband getragen, das er aber offenbar abstreifte. Als die Nachricht von seiner Flucht bekannt wurde, gab es Applaus im Gerichtssaal.
Laut Moskaljows Anwalt könnte sein Mandant in einem weiteren Verfahren Anfang April das Sorgerecht endgültig verlieren. Nach seinen Angaben wurde das Mädchen inzwischen unter Vormundschaft gestellt und könnte nun "binnen eines Monats in ein Waisenhaus" gebracht werden.
Medienberichte über inszeniertes Verfahren
Unabhängige Medien berichteten aus dem Gerichtssaal von einem inszenierten Verfahren mit einstudierten belastenden Aussagen vermeintlicher Zeugen. Es seien keine Beweise vorgelegt worden. Der Kremlkritiker Michail Chodorkowski kommentierte, dass der Machtapparat den Vater nutze, um das vom Gesetz nicht zu belangende Kind doch zu bestrafen.
Der Fall sorgte in Russland für Aufsehen. Das Urteil werten Beobachter als Zeichen, dass der Kreml sein Vorgehen gegen abweichende Meinungen verstärkt, immer mehr Menschen ins Visier nimmt und die Strafen für kritische Äußerungen gegen den Krieg verschärft. Russland hatte im Zuge des Krieges strenge Gesetze verabschiedet und Kritik an der Armee unter Strafe gestellt.