Beziehungen zur Regierung in Ankara Deutscher EU-Botschafter in Türkei tritt zurück

Stand: 14.06.2016 11:48 Uhr

Der EU-Botschafter in der Türkei hat seinen Rücktritt erklärt. Über die Gründe ist offiziell zwar noch nichts bekannt - der deutsche Diplomat Haber war aber im Mai wegen einer Äußerung über das Flüchtlingsabkommen von der Regierung in Ankara einbestellt worden.

Mitten in den Spannungen zwischen der EU und Türkei tritt der EU-Botschafter in Ankara nach wenigen Monaten zurück. Der aus Deutschland stammende Diplomat Hansjörg Haber habe sein Amt niedergelegt, sagte eine Vertreterin der EU-Delegation in Ankara. Eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini sagte, Haber werde seinen Posten zum 1. August verlassen.

Keine der Sprecherinnen machte Angaben zu den Gründen für Habers Demission. Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte einen EU-Vertreter mit den Worten, Haber trete nicht aus persönlichen Gründen zurück.

Haber war Mitte Mai wegen einer Äußerung über das Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei von der türkischen Regierung einbestellt worden. Türkischen Medienberichten zufolge hatte Haber gegenüber Journalisten mit Blick auf die Vereinbarungen gesagt: "Wir haben ein Sprichwort: Beginnen wie ein Türke und beenden wie ein Deutscher. Hier ist es umgekehrt." Haber sagte allerdings tagesschau.de, er habe die Äußerung positiv und als Wertschätzung für die geleistete Arbeit gemeint. Sie habe seinen Optimismus ausdrücken sollen.

Haber war bereits bei seinem ersten Auslandseinsatz als deutscher Diplomat von 1993 bis 1996 in Ankara stationiert gewesen, im September 2015 kehrte er für die EU wieder dorthin zurück. Er ist mit Innenstaatssekretärin Emily Haber (CDU) verheiratet.

Beziehungen wegen Flüchtlingsabkommen belastet

Der Streit um den Flüchtlingspakt belastet seit Monaten die Beziehungen zwischen der Türkei und der EU. Gemäß dem am 20. März in Kraft getretenen Abkommen werden alle "irregulär" in die EU eingereisten Flüchtlinge wieder in die Türkei zurückgeschickt. Die EU hat zugesagt, für jeden zurückgeschickten Syrer im Gegenzug einen anderen syrischen Flüchtling direkt aus der Türkei aufzunehmen. Umstritten ist vor allem die geplante Visa-Befreiung für türkische Bürger in der EU.

Zuletzt hatte die Armenien-Resolution im Deutschen Bundestag auch den Ton zwischen Berlin und Ankara weiter verschärft.

Andreas Meyer-Feist, A. Meyer-Feist, ARD Brüssel, 14.06.2016 15:37 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 14. Juni 2016 um 12:00 Uhr.