Vermisste Boeing 777 Verstärkte Suche im Indischen Ozean
Die malaysischen Behörden gehen offenbar davon aus, dass die vermisste Boeing 777 im südlichen Indischen Ozean abgestürzt ist. Doch Gewissheit gibt es nicht. Zugleich treten immer mehr Ermittlungspannen auf. Im Fokus der Kritik: das malaysische Militär.
Von Udo Schmidt, ARD-Hörfunkstudio Singapur
Die Angehörigen der 227 Passagiere der Boeing 777 ertragen das Warten nicht mehr. In Peking wollen sie nun in den Hungerstreik treten, um die Ermittlungen zu beschleunigen. "Wir wollen die Wahrheit erfahren, lasst die Passagiere nicht zu Opfern der Politik werden. Wo bleibt denn das Mitgefühl?", empören sie sich.
Aber auch ein Hungerstreik wird die Chancen kaum erhöhen, die Maschine, sollte sie abgestürzt sein, in den endlosen Weiten des Indischen Ozeans zu finden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Flug MH370 vor zwölf Tagen in den südlichen Indischen Ozean gesteuert wurde und dort ohne Treibstoff abgestürzt ist, ist groß.
"Eine Suche, die Malaysia alleine nicht leisten kann"
Aber wie kann das Flugzeug dort gefunden werden? "Die gesamte Suche erstreckt sich auf ein Gebiet von 2,24 Millionen nautischen Quadratmeilen. Das ist eine Suche, die Malaysia alleine nicht leisten kann", sagt Malaysias Transportminister Hishammuddin Hussein. 2,24 Millionen nautische Quadratmeilen entsprechen 7,68 Millionen Quadratkilometern.
Australien hat die Koordination der Suche im südlichen Indischen Ozean übernommen - eine wahre Herkulesaufgabe, weiß John Young, der australische Einsatzleiter: "Wir nehmen diese Suche sehr ernst. Das Flugzeug kann im Norden oder im Süden verschwunden sein. Der Süden ist unser Verantwortungsgebiet, wir werden alle unsere Mittel einsetzen."
Über den Malediven wollen Anwohner die Boeing gesichtet haben, im dröhnenden Tiefflug, wie lokale Medien berichten. Eine der vielen Möglichkeiten, von denen sich bisher keine als richtig erwiesen hat.
Ermittlungspannen beim Militär
Sicher ist dagegen, dass das malaysische Militär geschlampt hat. Zweimal wurde die Boeing offenbar vom militärischen Radar über der Straße von Malakka erfasst. Aber nichts wurde unternommen. Vor allem wurde anfangs niemand informiert, so dass lange und mit viel Aufwand im Südchinesischen Meer nach dem Wrack gesucht wurde - an falscher Stelle, wie man jetzt weiß.
Piloten weiter im Visier der Ermittler
Der Flugkapitän bleibt im Blick der Ermittler. Hat er den Wendekurs in den Bordcomputer eingegeben, möglicherweise noch vor dem Abschiedsgruß aus dem Cockpit an den Tower Kuala Lumpur? Und wenn ja, warum? War er Täter oder zu diesem Flugmanöver gezwungen? Immer mehr Freunde des Chefpiloten äußern sich und verteidigen Zaharie Ahmed Shah.
"Kapitän Zaharie ist ein sehr disziplinierter, professioneller Pilot, der seit 30 Jahren fliegt. Er hält sich an die Vorschrift, die es seit dem 11. September 2001 gibt, die Cockpittür auf keinen Fall zu öffnen", meint Peter Chong, der angibt, Zaharie eine Woche vor dem Unglücksflug zuletzt gesehen zu haben.
Auf mögliche Motive des Piloten oder der Entführer, die ins Cockpit eingedrungen sein könnten, gibt es weiterhin keine überzeugenden Hinweise.