Verschollene Malaysia-Airlines-Boeing Doch noch stundenlang geflogen?
Trotz Dementis aus Malaysia bleiben US-Medien dabei: Die verschwundene Boeing sendete auch lange nach ihrem Verschwinden Signale. Anderen Quellen zufolge wurde sie gezielt nach Westen gesteuert. Tatsächlich konzentriert sich die Suche jetzt auf den Indischen Ozean.
Die verschwundene Maschine der Malaysia Airlines könnte trotz eines Dementis der Regierung in Kuala Lumpur doch noch vier Stunden nach ihrem Verschwinden vom Radar Signale gesendet haben. Das berichten US-Medien übereinstimmend.
Das "Wall Street Journal", das gestern erstmals über diese möglichen Signale berichtet hatte, legte heute nach: Malaysische Satelliten hätten noch Stunden nach der durch Radar bekannten Position des Flugzeugs Signale erhalten, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Ermittler. Das bedeute, dass die Maschine mit 239 Menschen an Bord Stunden nach dem Verschwinden noch intakt war.
Keine Datenübertragung - aber trotzdem Kontakt?
Die Nachrichtenagentur AP wiederum berichtete, laut US-Ermittlerkreisen habe die Boeing 777 keine Daten übertragen, versuchte aber Kontakt zu dem Satelliten herzustellen. Boeing bietet bei seinen Flugzeugen einen Satellitendienst an, mit dem während des Flugs die Funktion der Maschine kontrolliert werden kann. Malaysia Airlines habe diesen Dienst nicht abonniert. Deswegen habe es keine Datenübertragung gegeben - dennoch habe das System den Satelliten angefunkt, sagte ein Insider der AP: "Das ist so, wie wenn dein Handy aus ist, aber noch ein kleines Signal 'Ich bin da' sendet", erklärte er. "So kann man manchmal deine Position eingrenzen, ohne dass du telefonierst, einfach weil das Handy so oft kleine Signale von sich gibt." So müsse man sich das auch bei dem Flugzeug vorstellen.
Nachdem die Maschine vom Radar verschwunden sei, habe auch noch ein anderer, rudimentärer Datenservice eine kürzere Zeit weitergesendet, hieß es laut AP weiter. Hätte es einen kompletten Technikausfall gegeben, eine Explosion oder einen Absturz, hätten alle Signale gleichzeitig verstummen müssen.
Malaysische Regierung bleibt zurückhaltend
Der malaysische Verkehrsminister Hishammuddin Hussein sagte, er könne aufgrund der ihm vorliegenden Daten von Boeing und dem Motorenfabrikanten Rolls Royce nicht bestätigen, dass die Maschine länger unterwegs gewesen sei. Von Boeing selbst gab es keinen Kommentar.
US-Regierungssprecher Jay Carney sagte, die Ermittler hätten neue Erkenntnisse, ohne weiter ins Detail zu gehen. Die USA schickten einen Zerstörer vom Südchinesischen Meer, wo er sich an der Suche beteiligt hatte, in den Indischen Ozean. Auch ein US-Flugzeug ist bei der dortigen Suche beteiligt.
Steuerte jemand die Maschine bewusst Richtung Andamanen?
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, die Maschine sei Insidern zufolge gezielt nach Westen geflogen worden. Darauf deuteten Daten der malaysischen Streitkräfte hin.
Eine unbekannte Maschine, die Ermittler für MH370 hielten, sei zwischen Luftfahrtwegemarken über dem Andamanischen Meer westlich von Malaysia aufgetaucht. Diese Punkte würden von Verkehrsflugzeugen auf dem Weg in den Nahen Osten oder nach Europa genutzt. Das sei ein Hinweis, dass die Boeing 777 bewusst in das Gebiet gesteuert worden sei. Die Ermittlungen konzentrierten sich nun auf Sabotage oder eine Entführung, heißt es bei Reuters weiter.
Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua nährte hingegen ursprüngliche Vermutungen über einen Absturz zwischen Malaysia und Vietnam. Chinesische Forscher hätten ein "Ereignis" am Meeresboden gemessen und dies als eine mögliche Spur zu der Boeing gewertet. Dieses nicht näher beschriebene "Ereignis" sei eineinhalb Stunden nach dem letzten Kontakt zu der Maschine registriert worden.
Suche im Indischen Ozean ausgeweitet
Tatsache ist: Nach der vergeblichen Suche im Südchinesischen Meer wird immer stärker im Indischen Ozean Hunderte Kilometer westlich von Malaysia gesucht. Die indische Marine sei dort mit zwei Transportflugzeugen und einem Helikopter sowie Schiffen im Einsatz, teilte das Verteidigungsministerium mit. Das Gebiet liegt rund um die Andamanen- und Nikobaren-Inseln. Laut indischer Marine werden auch Hunderte unbewohnter Inseln abgesucht.
Der malaysische Minister Hussein erklärte, dass sein Land Indien und andere Nachbarstaaten um Radardaten gebeten habe, um zu prüfen, ob die Maschine möglicherweise die Richtung geändert habe.
Vietnam stufte den Dringlichkeitsstatus für die Suchaktion herunter. Das bedeute aber nicht, dass die Suche eingestellt sei. Man sei von den malaysischen Behörden gebeten worden, zu prüfen, ob man Flugzeuge und Schiffe in die Straße von Malakka senden könnte.