Netanyahu warnt Hisbollah "Größter Fehler ihres Lebens"
Im Süden wird Israel von der Hamas beschossen, im Norden von der Hisbollah. Premier Netanyahu warnte die Miliz aus dem Libanon davor, vollständig in den Krieg einzutreten - das werde "verheerende Folgen" haben.
Die Kämpfe zwischen dem israelischem Militär und der schiitischen Hisbollah-Miliz im Norden Israels an der Grenze zum Libanon spitzen sich zu. Den Soldaten gelang es nach eigenen Angaben, weitere Angriffe der Hisbollah abzuwehren.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu nahm bei einem Besuch der Truppen an der Grenze Bezug auf den zweiten Libanon-Krieg im Jahr 2006, bei dem mehr als 1.500 Menschen - vor allem libanesische Zivilisten - getötet wurden: "Ich kann nicht sagen, ob sich die Hisbollah entschließt, vollständig in den Krieg einzutreten. Wenn sie das tut, wird sie sich nach dem zweiten Libanonkrieg sehnen. Das wird der größte Fehler ihres Lebens sein", sagte er. "Wir werden sie mit einer Härte treffen, die sie sich nicht vorstellen kann. Für die Hisbollah und den Libanon wird das verheerende Folgen haben."
"Wir haben Angst, aber wir bleiben lieber hier"
Bereits vor einer Woche hatte Israel eine Zone von vier Kilometern entlang der libanesischen Grenze zur Sperrzone erklärt. Nun sollen weitere 14 israelische Gemeinden evakuiert werden, darunter das 400-Einwohner-Kibbuz Sasa. Hier weigern sich etwa 40 Bewohner zu gehen. Warum, erklärt die 23-jährige Aya Shokhat: "Ich gehe nicht, weil meine Familie sich weigert, die Wohnung zu verlassen. Wir haben Angst, aber wir lieben unser Zuhause und wir bleiben lieber hier, als jetzt zu gehe", sagt sie. "Wir haben ein Leben lang für dieses Haus gekämpft, es mit unseren Händen selbst gebaut, deshalb wollen wir es nicht verlassen."
In ihrem Bunker haben sie eine Küche eingerichtet, Essen für zwei Wochen eingekauft. Manchmal würden sie stundenlang mit Raketen bombardiert, manchmal kämen Terroristen über die Grenze. Dann sei alles gesperrt, bis es Entwarnung gebe, sagt die junge Frau.
"Das Land ist stark, die Armee ist an der Grenze"
Seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober mussten 200.000 Menschen in Israel ihre Häuser verlassen. Auch die 30.000-Einwohner-Stadt Sderot im Süden Israels, zwei Kilometer von der Grenze zu Gaza entfernt, wurde größtenteils evakuiert.
Yoav, ein freiwilliger Helfer der israelischen Organisation "Waffenbrüder", sortiert in einer ruhigen Straße auf einem Tisch Lebensmittel in Kartons. Er klebt sie zu, um sie an die zu verteilen, die sich weigern, Sderot zu verlassen - trotz ständigen Raketenbeschusses und Warnungen vor Terroristen aus Gaza.
"Dass Terroristen in ihr Haus kommen, ihre Familie, ihre Kinder töten, sie abschlachten - diese Grausamkeit ist so unglaublich", sagt Yoav. "Dass sie Kinder verbrennen, Mütter töten, sie entführen. Niemand von uns hat so etwas je erlebt. Aber das Land ist stark, unsere Armee ist an der Grenze. Die Hamas ist schlimmer als der IS. Wir müssen den Krieg gewinnen."
Auch er wolle als ehemaliger Soldat, der wegen seines Alters nicht eingezogen wurde, etwas beitragen. Aus der "Waffenbruder"-Bewegung, für die er als Mitglied zuvor gegen die Netanyahu-Regierung auf die Straße gegangen ist, sei nun eine Hilfsorganisation geworden, sagt Yoav. Viele Alte und Kranke seien in Sderot geblieben.
Die Anwohnerin Viktoria Brodzki sorgt sich vor allem um ihre Tiere: "Ich habe einen Hund, acht Katzen. Ich kümmere mich um Katzen auf der Straße, die gefüttert werden müssen. Für mich wäre das so, als ob ich meine Kinder ins Internat schicke und dann aus Angst wegrenne. So etwas kann ich nicht verstehen."
Brodzki will in Sderot bleiben, auch wenn die Bodenoffensive der israelischen Armee in Gaza bevorsteht. In den vergangenen Tagen gab es vereinzelt begrenzte Vorstöße der israelischen Armee in den Gazastreifen, um Informationen zu Vermissten und Geiseln zu sammeln, wie ein Militärsprecher mitteilte. Bei einem solchen Einsatz wurde gestern ein israelischer Soldat getötet, drei weitere wurden verletzt.