Noworossijsk Angriff auf russischen Marinestützpunkt
Russland will einen ukrainischen Angriff auf den Marinestützpunkt in Noworossijsk abgewehrt haben. Bilder zeigen jedoch ein Marineschiff mit Schlagseite. Der ukrainische Geheimdienst kündigt weitere Angriffe an.
Die Ukraine hat offenbar den russischen Hafen Noworossijsk mit Drohnen angegriffen. Dabei sei ein russisches Marineschiff beschädigt worden, hieß es der Nachrichtenagentur Reuters zufolge aus dem ukrainischen Geheimdienst. "Infolge des Angriffs wurde die 'Olenegorski Gornjak' schwer beschädigt und kann derzeit ihre Kampfeinsätze nicht ausüben", sagte ein Insider der Agentur. Das Schiff soll etwa 100 Mann Besatzung gehabt haben.
Der Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR, Andrij Jussow, bezeichnete den Angriff als "gute und gerechte Nachricht" für die Ukraine. "Das wird weitergehen." Jussow betonte, dass Landungsschiffe wie die "Olenegorski Gornjak" eine Gefahr für die Ukraine darstellten.
Mychajlo Podoljak, Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj, schrieb bei Twitter, dass die ukrainischen Seedrohnen die Spielregeln komplett änderten. Der Flottenpräsenz der russischen Marine im Schwarzen Meer werde ein Ende gesetzt. Künftig werde die Ukraine die "Freiheit und Sicherheit im Schwarzen Meer für den Welthandel" sicherstellen.
Russland behauptet, Angriff sei abgewehrt worden
Das russische Verteidigungsministerium in Moskau hatte behauptet, der Angriff auf die Schwarzmeerflotte sei abgewehrt worden. Russische Wachboote hätten das Feuer eröffnet und die unbemannten Objekte zerstört, Schäden habe es keine gegeben.
Ein Video des Einsatzes soll jedoch zeigen, wie eine Seedrohne, beladen mit 450 Kilogramm Sprengstoff, das feindliche Schiff angreife, zitierten mehrere ukrainische Medien einen Informanten. In dem veröffentlichten Video ist der Angriff aus der Drohnenperspektive bis kurz vor der Schiffswand zu sehen. Spätere Bilder zeigten das 1976 in Dienst genommene Landungsschiff "Olenegorski Gornjak" mit deutlich sichtbarer Schlagseite in der Bucht von Noworossijsk. Selbst kriegsbefürwortende russische Militärblogger veröffentlichten Fotos und Videos des Schiffes in Schieflage und schrieben von Beschädigungen.
Wichtiger russischer Hafen
Die im Gebiet Krasnodar gelegene Hafenstadt Noworossijsk ist ein Stützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte sowie ein wichtiger Hafen für den Erdölexport. Bisher war der Ort aber nicht angegriffen worden. Das Kaspische Pipeline-Konsortium, das in Noworossijsk Erdöl verlädt, teilte mit, der Schiffsverkehr dort sei vorübergehend eingestellt.
Das russische Militär berichtete zudem von mehr als einem Dutzend ukrainischer Flugdrohnen, die angeblich in der Nacht über der von Moskau völkerrechtswidrig annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim abgewehrt worden seien.
Russland wirft Ukraine mehrere Angriffe vor
Erst Anfang der Woche hatte Russland, das selbst in viel größerem Umfang und mit deutlich verheerenderen Folgen ukrainische Schwarzmeerhäfen bombardiert, Kiew einen Angriffsversuch mit Seedrohnen auf Schiffe unweit der bereits 2014 von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim vorgeworfen.
Mehr als 17 Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs ist die Lage im Schwarzen Meer besonders angespannt, nachdem Moskau vor wenigen Wochen ein Abkommen zum Export ukrainischen Getreides aufgekündigt hatte. Seitdem bombardiert das russische Militär immer wieder ukrainische Küstenregionen, wobei schon Hafeninfrastruktur und Speicher für Agrarprodukte schwer beschädigt wurden.