US-Wahl 2024
US-Demokraten Hält der Harris-Hype an?
Bald soll das Ergebnis der virtuellen Abstimmung feststehen - und Harris ganz offiziell Präsidentschaftskandidatin der Demokraten sein. Wen benennt sie als Vize-Kandidaten? Und kann sich ihre Popularität halten?
Dass Kamala Harris Präsidentschaftskandidatin der Demokraten wird, steht längst fest. Die erforderliche Mehrheit der Delegiertenstimmen hatte sie schon am vergangenen Freitag erreicht. "Ich werde eure Nominierung offiziell annehmen, sobald die virtuelle Abstimmung beendet ist", erklärte Harris in einer Telefonkonferenz mit Parteimitgliedern. Danach - wobei der genaue Zeitpunkt offen ist - will sie bekannt geben, wer ihr Vizepräsidentschaftskandidat wird.
Mit den drei Favoriten hat sie am Sonntag noch einmal gesprochen: Mit Josh Shapiro, Gouverneur des besonders wichtigen Wechselwählerstaats Pennsylvania, mit Mark Kelly, Senator aus Arizona und als früherer Astronaut landesweit prominent, und mit Tim Walz, Gouverneur von Minnesota, der sich in den vergangenen Tagen in der Favoriten-Liste Schritt für Schritt nach vorn geschoben hat.
"Brutal ehrlich", aber loyal
Was zählt bei der Auswahl eines Vize-Kandidaten besonders? "Du brauchst jemanden, dem Du vertraust, dass er hinter verschlossen Türen brutal ehrlich zu Dir ist. Und der dann in der Öffentlichkeit absolut loyal und respektvoll auftritt", sagte Tim Kaine, 2016 Vizepräsidentschaftskandidat von Hillary Clinton, im Radiosender NPR.
In den Umfragen hat Harris deutlich aufgeholt. Joe Biden lag vor seinem Ausstieg aus dem Rennen gegenüber dem republikanischen Konkurrenten Donald Trump klar zurück. Harris liege aktuell in den meisten wahlentscheidenden Swing States mit Trump gleichauf, in manchen der Schlüsselstaaten sogar vorn, sagt der Meinungsforscher Frank Luntz.
Er hat sogenannte Fokusgruppen untersucht, etwa junge Frauen: "Junge Frauen im Alter von 18 bis 29, die sich bisher weder für Biden noch für Trump interessiert haben, sind mit Kamala Harris plötzlich neu dabei. Harris wird sehr viele junge Frauen an die Wahlurnen bringen, die sonst gar nicht gewählt hätten", meint Luntz.
Trump setzt auf Diffamierung
Der Meinungsforscher Rich Thau betonte bei NPR, dass Harris vor allem den Kandidaten von Dritt-Parteien Stimmen abwerbe, etwa dem Unabhängigen Robert F. Kennedy.
Allerdings: Noch gibt es auch keine klare Führung für Harris in den Umfragen. Vor allem zwei Themen könnten ihr weiter zu schaffen machen, sagte Meinungsforscher Thau: die hohe Zahl illegaler Einwanderer und die Wirtschaftslage: "Vor allem aufgrund der Inflation. Viele Leute sind sehr unglücklich über die Preissteigerungen der letzten Jahre." Auch die jüngst veröffentlichten gestiegenen Arbeitslosenzahlen könnten diese Aspekte weiter im Vordergrund halten.
Klar scheint: Trump hat gegenüber Harris noch keine klare Linie im Wahlkampf gefunden. Einerseits versucht er es mit Angriff: "Wenn Harris diese Wahl gewinnt, werden wir schnell einen Kamala-Wirtschafts-Crash haben", behauptete Trump bei einer Rede am Wochenende in Atlanta im Bundesstaat Georgia.
Andererseits versucht er es mit persönlicher Diffamierung: Sie habe einen "sehr niedrigen Intelligenzquotienten", sagte Trump bei dem Auftritt über Harris.
Harris-Boom bis November?
Meinungsforscher Luntz glaubt, dass Harris in den Umfragen weiter zulegen kann: "Sie wird einen weiteren Anstieg während des Parteitags der Demokraten haben. Dann kommt es auf ihre TV-Debatten gegen Trump an - wenn sie stattfinden. Ihre Anziehungskraft auf Wählergruppen, die die Politik schon aufgegeben hatten, ist eindeutig", meint er. Und kommt zu dem Schluss: Der Harris-Boom könnte bis November anhalten.
Andere Experten betonen: Es sind noch drei Monate bis zur Wahl, es kann noch viel passieren.