US-Wahl 2024
US-Wahlkampf Was Harris' Bewerbung für schwarze Wähler bedeutet
Bei vielen schwarzen Wählerinnen der US-Demokraten gilt Kamala Harris als beliebt. Doch wie gut kann sie auch Männer für sich gewinnen - und hier vor allem die bisherigen Nichtwähler?
Die Afroamerikanerin Qiana Towns kann es immer noch nicht fassen. Eine schwarze Frau, die US-Präsidentin werden könnte: Das sei so groß. Als Kind hätte sie sich niemals vorstellen können, dass so etwas möglich sei, so Towns.
Sie lebt in Flint, im hart umkämpften Swing-State Michigan. In Flint ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung schwarz. Towns ist 47 Jahre alt, Englischprofessorin, zweifache Mutter und schon lange Anhängerin von Kamala Harris. "Ich als nicht weiße Frau bin so dankbar, sie als Vertreterin zu haben, eine Frau von so viel Tatkraft, Professionalität und Intelligenz."
Und das sehe nicht nur sie so, sagt Towns. Ihre schwarze Community in Flint sei von einer Euphorie erfasst worden, als US-Präsident Joe Biden seine Vizepräsidentin Harris als Präsidentschaftskandidatin vorgeschlagen habe.
200 Millionen US-Dollar Spenden
Ihre Community sei fast ausgeflippt, vor allem die Frauen um sie herum. Sofort hätten sich kleine Gruppen getroffen, geplant, überlegt, was sie tun könnten, wie sie sich einbringen könnten, um die Wahlkampf-Kampagne von Harris zu unterstützen.
Binnen sechs Tagen nach Bidens Rückzug als Kandidat der Demokraten hat die Kampagne von Harris nach eigenen Angaben rekordverdächtige 200 Millionen US-Dollar Spenden eingenommen, zwei Drittel davon von Erstspendern. 170.000 zusätzliche freiwillige Wahlkampfhelfer meldeten sich. Online versammeln sich Unterstützer-Gruppen.
Unterstützung schwarzer Frauen nicht überraschend
Den Auftakt machte die Netzwerkgruppe "Win with black women" - "Mit schwarzen Frauen gewinnen". Ein Online-Treffen brachte auf Zoom und anderen Plattformen über 90.000 Unterstützerinnen zusammen. Organisatorin Jotaka Eaddy sprach danach im Sender MSNBC von einem starken Moment der Einigkeit. Alle hätten nur ein Ziel gehabt - dafür zu sorgen, dass Harris die nächste Präsidentin der USA werde.
Die Unterstützung von schwarzen Frauen ist nicht überraschend. 2020 wählten mehr als 90 Prozent von ihnen demokratisch.
Harris ist für die Partei nun auch die Hoffnungsträgerin, die Stimmen in Wählergruppen zurückgewinnen soll, bei denen Biden zuletzt in den Umfragen schwächelte. Dazu gehören junge schwarze Männer. Eaddy sieht auch in dieser Wählergruppe eine Mobilisierung.
Erreicht Harris auch schwarze Nichtwähler?
Dagegen ist Sam Robinson in Detroit - ebenfalls im US-Bundesstaat Michigan -, wo rund 80 Prozent der Bevölkerung schwarz ist, weniger zuversichtlich. Natürlich gebe es eine Kamala-Harris-Euphorie, sagt der 27-jährige Afroamerikaner - aber nur bei denen, die sowieso demokratisch wählen wollten.
Begeisterung unter demokratischen Anhängern sei ja schön und gut. Es gehe für Harris aber darum, diejenigen zu erreichen, die vielleicht nicht wählen gehen wollten. Und da sehe es in seinem Umfeld im Swing-State Michigan anders aus.
Er spüre diese große Begeisterung in seinem Alltag nicht, so Robinson. "Die jungen Leute, mit denen ich spreche, die an der Tankstelle arbeiten, Kellner oder Kellnerinnen sind oder Amazon-Lieferanten - die sind nicht so begeistert." Ob es am Ende für Harris reicht? Er ist sich da nicht so sicher.