US-Wahl 2024
Obama-Rede zu Harris "Yes, she can!"
Ex-US-Präsident Obama hat auf dem Demokraten-Parteitag in einer umjubelten Rede für Kamala Harris geworben: Die USA seien bereit für Harris als Präsidentin. Unterstützung kam sogar von einer ehemaligen Trump-Anhängerin.
Der frühere US-Präsident Barack Obama hat die Demokratische Partei dazu aufgerufen, sich geschlossen hinter ihrer Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris zu versammeln.
Sie sei "bereit für den Job", sagte er beim Parteitag der Demokraten in Chicago und trat ihr dann sogar seinen früheren Schlachtruf ab: "Yes, she can!", sagte er in Anspielung auf seinen früheren weltbekannten Wahlkampf-Slogan "Yes, we can!".
"Wir haben die Chance, jemanden zu wählen, der sein ganzes Leben damit verbracht hat, den Menschen die gleichen Chancen zu geben, die Amerika ihr gegeben hat. Jemanden, der euch sieht und euch zuhört", so Obama. "Sie wird sich für jeden Amerikaner einsetzen."
"Es wird nicht einfach werden"
Es werde ein enges Rennen werden, mahnte Obama zugleich mit Blick auf den Wahlkampf gegen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. "Es wird nicht einfach werden." Doch wenn die Partei in den verbleibenden elf Wochen bis zur Wahl arbeite wie nie zuvor, dann könne Harris die nächste Präsidentin der Vereinigten Staaten werden.
Den derzeitigen Amtsinhaber Joe Biden würdigte Obama als Wächter der Demokratie. Biden werde als Staatschef in die Geschichte eingehen, der die Demokratie in einem Moment großer Gefahr verteidigt habe.
"Amerika, die Hoffnung kehrt zurück"
Während die Menge "Danke, Joe" skandierte, erklärte Obama: "Ich bin stolz darauf, ihn meinen Präsidenten zu nennen, aber noch stolzer bin ich darauf, ihn meinen Freund zu nennen." Biden diente unter Obama acht Jahre lang als Vizepräsident. Er empfinde Hoffnung, sagte Obama.
Den meisten Beifall des Abends erhielt allerdings nicht Barack Obama, sondern seine Frau Michelle. Minuten zuvor hatte die frühere First Lady der Menschenmenge in ihrer Rede eröffnet, dass "etwas wunderbar Magisches in der Luft" liege.
"Amerika, die Hoffnung kehrt zurück", sagte sie mit Blick auf die Kandidatur von Harris bei der Präsidentschaftswahl im November. Michelle Obama lobte Harris als "eine der qualifiziertesten Personen, die sich jemals um das Amt des Präsidenten beworben haben".
Ebenso vom Beifall der Delegierten getragen wurde Doug Emhoff, der Ehemann von Kamala Harris. Er könnte der erste First Gentleman in der Geschichte der USA werden. In seiner Rede bedachte er seine Frau mit einer öffentlichen Liebeserklärung. "Kamala Harris war genau die richtige Person für mich in einem wichtigen Moment meines Lebens. Und in diesem Moment der Geschichte unseres Landes ist sie genau die richtige Präsidentin", erklärte er.
Harris' Kandidatur offiziell bestätigt
Zuvor hatten die US-Demokraten Kamala Harris in einer großen Show als Präsidentschaftskandidatin für die Wahl im November bestätigt. Die Delegationen aus allen Bundesstaaten und US-Außengebieten gaben in einem rein zeremoniellen Votum noch einmal ihre Stimmen für die 59-Jährige ab - begleitet von Musik, Lichteffekten, kurzen Reden und viel Jubel in der Veranstaltungshalle.
Die mehr als 4.500 Delegierten hatten Harris bereits vor dem Parteitag per Online-Abstimmung offiziell nominiert. Die Partei hatte die Kandidatenkür vorgezogen und digital abgewickelt - wegen Fristen für den Druck von Wahlzetteln in einem Bundesstaat. Das Prozedere in Chicago war deshalb rein symbolischer Natur.
Harris selbst war bei der Nominierungszeremonie in Chicago nicht anwesend, wurde aber aus Milwaukee zugeschaltet. Sie war in die anderthalb Autostunden entfernte Stadt im Bundesstaat Wisconsin gereist, um dort Wahlkampf zu machen.
Ex-Trump-Sprecherin wirbt für Harris
Unter den Rednerinnen auf dem Parteitag war auch die frühere Sprecherin von Ex-Präsident Donald Trump. Stephanie Grisham sagte bei der Versammlung, nach ihren Jahren unter Trump stehe sie nun als Fürsprecherin für Harris bei dem Parteitag. "Sie respektiert das amerikanische Volk", sagte sie mit Blick auf Harris. "Und sie hat meine Stimme."
Grisham sagte, sie habe Trump früher glühend unterstützt. "Ich habe ihn gesehen, wenn die Kameras ausgeschaltet waren", erzählte sie mit Blick auf den Ex-Präsidenten. "Hinter verschlossenen Türen verhöhnt Trump seine Anhänger." Er habe kein Einfühlungsvermögen, keine Moral und keine Treue zur Wahrheit. Trump habe ihr immer gesagt: "Es ist egal, was du sagst, Stephanie, sag es oft genug und die Leute werden dir glauben."
Harris soll in der deutschen Nacht zum Freitag ihre große Rede beim Parteitag halten. Der Auftritt der 59-Jährigen ist das große Finale der viertägigen Versammlung, die vor allem dazu dienen soll, Harris und ihren Vizepräsidentschaftskandidaten Tim Walz zu zelebrieren und dem Duo Schwung für den weiteren Wahlkampf zu geben.
Mit Informationen von Ralf Borchard, ARD-Studio Washington