US-Wahl 2024

Kamala Harris
Porträt

Kamala Harris Für viele immer noch schwer einzuschätzen

Stand: 03.11.2024 04:39 Uhr

Als Harris die Präsidentschaftskandidatur von Biden übernahm, löste das bei den US-Demokraten Euphorie aus. Doch kurz vor der Wahl können viele Wähler sie immer noch nicht einschätzen. Hat sie auf die falschen Themen gesetzt?

Vor zweieinhalb Monaten schien alles möglich. "Lasst uns das nächste großartige Kapitel in der außerordentlichsten Geschichte schreiben, die je erzählt wurde", rief Kamala Harris beim Nominierungsparteitag der Demokraten im August.

Die Delegierten waren aus dem Häuschen, es flossen die Tränen. Als Harris eingestiegen sei, sei das wie ein frischer Luftzug gewesen, erzählte eine Delegierte aus Oklahoma, jetzt hätten sie wieder Hoffnung und Optimismus.

Ein Schub, der nicht ausreichte?

Kurz vor der Wahl fällt die Bilanz nüchterner aus. Ja, Harris hat der Partei und ihren potentiellen Wählern einen gewaltigen Schub verschafft. Aber sie hat, so sieht es heute aus, lediglich zu Donald Trump aufgeschlossen. Klar überholt hat sie ihn - trotz aller Begeisterung - nicht.

Das könnte daran liegen, dass viele Wählerinnen und Wähler immer noch nicht wissen, wer sie ist und wofür sie steht. Wenn man jemanden habe, die seit fast vier Jahren im Amt ist und von der man hat drei Jahre lang weder etwas gesehen noch gehört habe, dann spreche das für sie Bände, sagt zum Beispiel Tracy aus North Carolina, die Trump gewählt hat.

Wenig Zeit, das Profil zu schärfen

Weil Joe Biden erst Ende Juli aus dem Rennen ausgestiegen ist, hatte Harris nicht viel Zeit, sich bekannter zu machen und ihr Profil zu schärfen. Beim Thema Einwanderung klingt sie inzwischen ähnlich wie Trump, wenn sie die Grenze zu Mexiko de facto dicht machen will.

Und auch beim Thema Waffen setzt sie ungewohnte Akzente. Sie sei Waffenbesitzerin, ihr Vizepräsident-Kandidat Tim Walz auch, und wer in ihr Haus eindringe, auf den werde geschossen, sagte sie in einer Talkshow.

Zu wenig Vertrauen beim Thema Wirtschaft

Ihre Vorgeschichte als Staatsanwältin in Kalifornien setzt sie ein, um sich als Frau für Recht und Gesetz zu präsentieren. Ihr wichtigstes Thema aber bleibt das Recht auf Abtreibung: Die Regierung dürfe Frauen nicht sagen, was sie mit ihren Körpern tun sollen, sagt Harris im Wahlkampf.

Das könnte ein weiter Grund sein, warum Harris nicht weiter vorn liegt. "Das Thema Abtreibung ist stark, aber vor allem bei Wählern der Demokraten", sagt Professor Charles Franklin von der Marquette University in Wisconsin. Das Thema aber, das alle interessiert, parteiübergreifend, sei die Wirtschaft, und da trauten viele Trump mehr zu.

Bei einer Umfrage der Marquette University, die Mitte Oktober veröffentlicht wurde, führte Trump mit 15 Punkten vor Harris. Das kann sie wohl nicht mehr aufholen, und das könnte die Wahl entscheiden.

Eine Abschlusskundgebung als Fingerzeig

Auf den letzten Metern ihres Wahlkampfes setzt Harris auf Starpower und Symbolik. Bruce Springsteen und Beyoncé haben sie gerade erst öffentlich unterstützt. Ihre sogenannten "closing arguments", also ihr Schlussplädoyer Abschlusskundgebung hat Harris am vergangenen Dienstag unterhalb des Weißen Hauses abgehalten, da, wo Donald Trump am 6. Januar 21 gesprochen hat - bevor seine Anhänger das Kapitol stürmten.

Das sollte wohl noch einmal deutlich machen, was ihrer Meinung nach auf dem Spiel steht. Aber: Wird das für einen Wahlsieg reichen?

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 22. August 2024 um 14:15 Uhr.