US-Wahl 2024
US-Wahlkampf Wird Biden für Harris zur Belastung?
Das Auftreten von US-Präsident Biden könnte für Harris zum Problem werden: Erneut äußerte er sich ungelenk vor laufenden Kameras. Und das wenige Tage vor der Wahl. Trump spielt das in die Hände.
Kamala Harris lieferte am Dienstagabend gerade ihr Schlussplädoyer ab: Sie wolle eine Präsidentin für alle Amerikaner sein, sagte sie vor Zigtausenden unter freiem Himmel, das Weiße Haus im Rücken.
Doch dann braute sich genau dort, nur wenige hundert Meter von ihr entfernt, etwas zusammen: Joe Biden saß vor der Kamera in einem Video-Gespräch, das sich an die wichtige Wählergruppe der Latinos richtete.
Biden erinnerte daran, wie sich bei Donald Trumps Wahlkampfveranstaltung am Sonntag ein Comedian abfällig über Puerto Rico geäußert hatte: Das sei eine schwimmende Müllinsel. Anders sieht das Biden: Die Puerto Ricaner, die er kenne, seien alle anständige Leute. Der einzige Müll, den er da draußen treiben sehe, seien "seine Anhänger". Seine Dämonisierung der Latinos sei skrupellos.
Unklar blieb aber, von wem genau Biden an dieser stelle sprach. Von Trumps Anhängern?
Biden schob später eine Erklärung nach. Er habe die hasserfüllte Rhetorik des Comedians gemeint, schrieb er im Kurznachrichtendienst X.
Biden spielt Trump in die Hände
Aber da war der Schaden für die Demokraten bereits angerichtet. Noch am Abend nahm Trump den Faden auf und erinnerte an den Wahlkampf 2016, als sich die Kandidatin Hillary Clinton abfällig über seine Anhänger geäußert hatte.
"Erinnert ihr euch an Hillary? Sie hat 'erbärmlich' gesagt. Und 'unrettbar verloren'. Das hat nicht funktioniert. Aber 'Müll' ist schlimmer, oder? Aber ihr müsst ihm das bitte verzeihen. Er weiß ja nicht, was er sagt", sagte er bei einer Veranstaltung in Pennsylvania.
Und selbst Bidens Parteifreunde taten sich schwer. Harris verwies heute darauf, dass er seine Äußerungen ja klargestellt habe. Ansonsten lehne sie es entschieden ab, Leuten dafür zu kritisieren, wen sie wählen, sagte die Vizepräsidenten vorm Abflug zum nächsten Wahlkampftermin.
Spitze Zungen im heißen Wahlkampf
Vorige Woche schon hatte Biden den Republikanern eine Vorlage geliefert. Man müsse Donald Trump einsperren, sagte Biden vor Wahlkampfhelfern. Politisch einsperren, schob er nach: "Politisch aussperren."
Auch, wenn der Ruf "Lock her up!" (zu Deutsch: "Sperrt sie ein!") ursprünglich von Trump stammt und sich auf Hillary Clinton bezieht - aus Bidens Mund kam er nicht gut rüber. Nicht in der Schlussphase des Wahlkampfes. Harris' Team nimmt Biden deshalb als Problem wahr.
Dieser Präsident sei nicht länger in der Lage, sich verständlich und zusammenhängend auszudrücken, sagt Alex Thompson, Journalist bei der Nachrichtenplattform Axios. Deshalb möchte Harris ihn nicht im Wahlkampf dabei haben, so Thompson im Sender CNN.
Dazu kommt, dass Harris versucht, sich vorsichtig vom unbeliebten Biden und seiner Regierung zu distanzieren, um eigene Schwerpunkte zu setzen. Was sie zur Zeit nicht gebrauchen kann, ist, dass mehr über Bidens Sprüche und Aussetzer geredet wird als über ihren Wahlkampf. Wenige Tage vor der Wahl liegen Trump und sie weiter Kopf an Kopf.