US-Wahl 2024

Harris in Washington

US-Wahlkampf Ein symbolträchtiger Ort und ein Müll-Vergleich

Stand: 30.10.2024 07:23 Uhr

Das Rennen ums Weiße Haus wird eng. Auf den letzten Metern will Harris mit einer Rede an historischer Stelle punkten. Amtsinhaber Biden reagiert auf einen rassistischen Witz bei einer Trump-Veranstaltung - und gerät selbst in die Kritik.

"Good evening America", ruft Kamala Harris von der großen Bühne. Rechts und links von ihr sind große Schilder angebracht mit der Aufschrift "Freedom" - Freiheit. Im Hintergrund, nicht mal 500 Meter entfernt, das Weiße Haus. Es ist ein symbolträchtiger Ort - und Harris erinnert gleich zu Beginn daran. Genau hier habe Donald Trump vor fast vier Jahren gestanden und einen bewaffneten Mob zum Kapitol geschickt, um den Volkswillen zu untergraben und das Ergebnis einer freien und fairen Wahl zu kippen.

Es sind starke Bilder, übertragen von vielen Fernsehsendern. Genau darum hat Kamala Harris diesen Ort für den Auftritt ausgewählt. Zehntausende sind auf die National Mall gekommen - US-Medien berichten von bis zu 50.000. Und Harris warnt vor Trump. "Er denkt nicht darüber nach, wie er Euer Leben verbessern kann", so Harris. Er sei instabil, rachsüchtig und vom Zorn zerfressen, und er sei auf unkontrollierte Macht aus.

Harris setzt auf Konsens und Kompromiss

Harris stellt dem entgegen, sie wolle eine Präsidentin für alle Amerikanerinnen und Amerikaner sein. Sie gelobe, nach Lösungen, nach Kompromissen zu suchen, um das Leben der Amerikanerinnen und Amerikaner besser zu machen. "Ich werde jeden Tag daran arbeiten, einen Konsens zu finden und Kompromisse zu schließen, um Dinge zu erreichen", so Harris. Anders als Trump sehe sie diejenigen, die anderer Meinung seien, nicht als Feinde. Trump wolle sie ins Gefängnis stecken, sie werde sie dagegen an einen gemeinsamen Tisch holen.

Harris und Trump liegen in Umfragen wenige Tage vor der Wahl weiter nahezu gleichauf. Und so war Harris sichtlich bemüht, nicht nur vor Trump zu warnen, sondern auch aufzuzeigen, wie sie das Leben der Amerikaner besser machen will - sei es finanziell oder im Kampf für das Recht auf Abtreibung.

Biden greift Müll-Vergleich auf

Und während Harris in Washington D.C. zu ihren Anhängern sprach, hatte Trump fast zeitgleich einen Wahlkampfauftritt im hart umkämpften Swing State Pennsylvania - in Allentown, dort sind mehr als die Hälfte der Bevölkerung in der Gegend Latinos. Aber wer von ihm eine Entschuldigung erwartet hatte für den Kommentar eines Comedians, der auf einer Trump-Kundgebung Puerto Rico mit einer Müll-Insel verglichen hatte, der wurde enttäuscht. Was Trump aber sagte, war: Niemand liebe die Latino- und die Puerto-Community mehr als er. Ob er damit verärgerte Latinos besänftigen kann, ist unklar.

Inzwischen muss sich auch Joe Biden mit dem Thema befassen. Angesprochen auf Trumps Müll-Kommentar hatte er gesagt, der einzige Müll, den er da draußen sehe, seien die Anhänger von Trump. Biden fügte dann zwar noch hinzu, Trumps Dämonisierung der Latinos sei gewissenlos und unamerikanisch. Aber es folgte ein Sturm der Entrüstung auch in den sozialen Medien. Biden erklärte danach nochmal auf X, die Dämonisierung der Latinos sei gewissenlos - nur das habe er sagen wollen.

Nina Barth, ARD Washington, tagesschau, 30.10.2024 06:27 Uhr