US-Wahl 2024
US-Wahl 2024 Die umkämpften Vorstädterinnen von Wisconsin
Frauen aus den Vorstädten der Swing States haben den Ruf, konservativ zu sein. 2020 aber wählten sie mehrheitlich demokratisch. Welche Themen sind für sie jetzt relevant - und wie kommen Harris und Trump bei ihnen an?
Die Mülltonnen stehen in Reih und Glied. Der Rasen vor den Einfamilienhäuschen ist ordentlich gemäht. In den Vorgärten von Waukesha County im Bundesstaat Wisconsin wechseln sich Trump- und Harris-Wahlkampfschilder ab.
Hier wohnt die eher konservative Mittelschicht: Familien mit gutem Einkommen, überwiegend Weiße, viele Hausfrauen. Eine von ihnen ist Lisa Dillmann, eine Deutsche mit amerikanischer Staatsbürgerschaft. Sie kam 2012 als Au-pair-Mädchen nach Wisconsin, heiratete einen Amerikaner und blieb. Heute ist sie Mutter von drei kleinen Kindern und überzeugte Trump-Anhängerin.
Trump sei die perfekte Person, um das Land zu führen, sagt die 36-jährige Frau leidenschaftlich. Um die Menschen wieder dahin zurückzubringen, wo sie waren, und um Amerika wieder großartig und gesund zu machen.
Ausmalen von Horrorszenarien
Ihre Freundin Natalie Duval pflichtet ihr bei. Die beiden konservativen jungen Frauen werfen der Biden-Regierung totales Versagen vor: beim Umgang mit den illegalen Einwanderern, den hohen Lebenshaltungskosten und den - ihrer Meinung nach - viel zu hohen Steuern.
Wenn es weiter in diese Richtung ginge, seien die USA schon bald ein kommunistisches oder sozialistisches Land, meint Natalie Duval. Dann gebe es schon bald keine Demokratie mehr, und in vier Jahren könnten sie nicht mehr wählen!
Natalie und Lisa unterstützen Trump. Sie fürchten, dass eine Präsidentin Harris den Kommunismus und Sozialismus ins Land bringen könnte.
Zuzug junger Städter
Wie Lisa und Natalie denken hier in Waukesha County rund 50 Prozent der Bevölkerung. Waukesha gehört neben Ozaukee und Washington County zu den sogenannten WOW counties, benannt nach ihren Anfangsbuchstaben.
Die drei Vorstadtbezirke von Milwaukee, der größten Stadt in Wisconsin, waren jahrzehntelang republikanisch geprägt. Doch seit ein paar Jahren werden die Wahlkreise immer demokratischer - unter anderem wegen des Zuzugs vieler junger Städter.
Noch stehe es allerdings "fifty fifty", die Frauen in ihrer Nachbarschaft seien sehr gespalten, erzählt Victoria Benson Hora von der überparteilichen Organisation League of Women Voters im Vorort Cedartown. Privat ist die pensionierte Lehrerin eine glühende Demokratin.
Sie habe ein Kamala-Harris-Wahlkampfschild vor dem Haus aufgestellt, erzählt sie, und wenn sie im Vorgarten Laub reche, zeigten manche Autofahrer den Mittelfinger. Alles Angstmacherei, fügt sie hinzu.
Es könnte wieder eng werden
Ohne Frage - die Bewohner Wisconsins haben sehr gegensätzliche politische Ansichten. 2016 gewann Donald Trump Wisconsin knapp, auch dank der Stimmen von Frauen aus den Vorstädten. 2020 gewann Joe Biden knapp. Auch diesmal wird es eng werden. Die Kandidaten liegen in den Umfragen gleichauf.
Kein Wunder, dass die “Soccer mums” - wie die "Fußballmütter" aus den Vorstädten genannt werden - eine besonders heiß umkämpfte Wählergruppe sind. Zu ihren Themen gehören: Bildung, Waffengewalt an Schulen, Kinderbetreuung, Gesundheitsfürsorge und das Recht auf Abtreibung. Vor allem mit letzterem versuchen die Demokraten bei den Vorstadt-Frauen zu punkten.
Frauen als Zielgruppe
Der sogenannte gender gap - auf deutsch die Kluft zwischen den Geschlechtern - sei bei der bevorstehenden Wahl besonders groß, erläutert Politikwissenschaftlerin Kelly Dittmer vom Center for American Women and Politics an der Rutgers University.
Laut einer neuen CBS Umfrage wollen 55 Prozent der Frauen für Harris stimmen und nur 45 Prozent der Männer, bei Trump ist die Verteilung andersherum. Seit 1980 wählen bei jeder Präsidentschaftswahl mehr Frauen als Männer, sagt Kelly Dittmer, auch das mache sie zu einer verlässlichen und für beide Parteien überaus wichtigen Zielgruppe.
Die Republikanerin mit deutschen Wurzeln, Lisa Dillmann sagt, sie hätte nichts gegen eine Frau als Präsidentin, aber Kamala Harris wolle sie nicht.
Wenn es die richtige Frau wäre, eine, die stark ist und Führungsqualitäten hat, eine Frau, die weiß, wie man ein starkes Land regiert, dann ja. Aber bei Harris ist das nicht der Fall.
Wie überall im Land kochen auch in Wisconsin wenige Tage vor der Wahl die Emotionen hoch. Auf die Frage, was sie sich für die Zukunft wünsche, sagt die Vorstädterin Victoria Benson Hora unter Tränen: "Wir brauchen den Wandel, für unsere Kinder und die Zukunft unseres Landes. Kamala Harris wird gewinnen."