US-Wahl 2024
US-Wahl 2024 Wahlhelfer mit "Panik-Knöpfen"
Vor vier Jahren wollte der Ex-Präsident das Wahlergebnis nachträglich kippen, vor allem in Georgia. Wie steht es jetzt um die Sicherheit der Stimmauszählung - und welcher Druck lastet auf Wahlhelfern und Behörden?
Im Tate Center, einem Wahllokal in der Stadt Athens in Georgia wird jeder Erstwähler mit Glockenklingeln begrüßt. Athens, gut 120.000 Einwohner, ist Universitätsstadt, 40.000 Studierende leben hier, sehr viele wählen zum ersten Mal. Immer wieder ruft ein Wahlhelfer: "First Time Voter!" und lässt kleine Glöckchen klingeln.
Das vorzeitige Wählen, das "Early Voting" ist in Georgia in vollem Gang. Und so sehr sich Charlotte Sosebee, Leiterin der örtlichen Wahlbehörde über die schon jetzt hohe Wahlbeteiligung freut - sie macht sich auch Sorgen:
"Wir haben bisher im Bezirk Clarke County keine ernsthaften Bedrohungen erlebt. Aber wir sind uns sehr bewusst, dass es in anderen Bezirken Georgias bereits Drohungen gegen Wahlhelfer und Wahlleiter gibt", erklärt Sosebee. Sie hätten alle Sicherheitstrainings durchlaufen.
Und viele Bezirke haben 'Panic Buttons‘, Notfallknöpfe für ihre Wahlhelfer installiert.
Auch in ihren eigenen Räumen im Wahlamt von Athens gibt es einen solchen Knopf, mit dem die Polizei alarmiert werden kann.
Streit über Auszählmethode
Vor vier Jahren hat Joe Biden Georgia mit hauchdünnem Vorsprung gewonnen. Donald Trump hat damals den Landeswahlleiter unter Druck gesetzt, das Ergebnis zu seinen Gunsten zu korrigieren. Wahlleiter Brad Raffensperger, selbst Republikaner, blieb standhaft. Er ist auch diesmal für das Ergebnis in Georgia verantwortlich.
Die Landeswahlgesetze wurden verschärft, Details waren bis zuletzt umstritten. Abgestimmt wird an Wahlmaschinen, eine zusätzliche Auszählung per Hand - von Trump-nahen Republikanern gefordert - hat ein Gericht verworfen.
"Stand heute ist das endgültig vom Tisch", sagt Charlotte Sosebee. Sie rechnet damit, dass das Ergebnis für ganz Georgia nicht in der Wahlnacht, aber im Laufe des nächsten Tages feststeht.
Von Angst bis positiver Aufregung
Andere Bundestaaten könnten, wenn es besonders knapp wird, länger brauchen, betont Lori Ringhand, Wahlrechtsexpertin an der Universität von Georgia. Die Jura-Professorin spricht von einer Atmosphäre der Anspannung:
"Es gibt ein gewisses Maß an Besorgnis, bei manchen auch Angst, ob alles gut geht, in ganz Georgia. Vermischt mit positiver Aufregung, dass wir einer der wahlentscheidenden Swing States sind", sagt Ringhand.
Befürchtet sie während oder nach der Wahl Gewalt? Waffen sind in Georgia allgegenwärtig, sie dürfen auch auf der Straße offen getragen werden.
"Ich erwarte keine Gewalt in großem Ausmaß, das würde mich wirklich überraschen. Lokale Bedrohungen, hier und dort - ja. Darauf bereiten sich die Behörden auch vor."
Versuche, Vertrauen zu untergraben
Heißt das, die Wahl ist, auch auf die USA insgesamt gesehen, sicher?
"Wir haben die Gesetze, die wir brauchen. Die Wahlhelfer und Wahlleiter nehmen ihre Aufgabe überall ernst. Wir werden ein verlässliches Ergebnis haben", sagt Ringhand.
Doch mit Blick auf Donald Trump betont sie auch: "Der Versuch, das Vertrauen in unser Wahlsystem dauerhaft zu untergraben, das ist die wirkliche Sorge."
Bezirkswahlleiterin Charlotte Sosebee gesteht ein, dass sie nervös ist und – "je näher der endgültige Wahltag rückt, noch etwas nervöser werden wird."
Aber sie sagt auch: "Wir haben alles, was wir tun können, vorbereitet und getan." Und was sagen die Erstwähler, die Studenten?
"Ich habe vor zwei Tagen gewählt, für Harris gestimmt", so Liam Stiefel, "aber obwohl die Umfragen sagen, dass es unentschieden 50 zu 50 steht, wäre ich überrascht, wenn Harris gewinnt."