Europawahl 2024
Hochrechnungen in Frankreich Le Pens Rechtsnationale gewinnen deutlich
Frankreichs Rechtspopulisten um Le Pen sind als klare Sieger aus der Europawahl hervorgegangen. Hochrechnungen zufolge erhielten sie mehr als doppelt so viele Stimmen wie die Partei von Präsident Macron.
Die rechtsnationale Partei Rassemblement National (RN) um Marine Le Pen hat ersten Hochrechnungen zufolge die Europawahl in Frankreich klar gewonnen. Die Liste von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Verbündeten landete wie erwartet weit abgeschlagen dahinter, wie die Sender France 2 und TF1 nach Schließung der Wahllokale berichteten.
Das europaskeptische RN kam demnach auf 31,5 bis 32,4 Prozent der Stimmen, Macrons proeuropäisches Lager auf nur etwa 15,2 Prozent. Die Sozialisten landeten den Hochrechnungen zufolge mit 14 bis 14,3 Prozent knapp hinter Macrons Mitte-Block auf Platz drei.
Die konservativen Republikaner können mit sieben Prozent rechnen, während mit Reconquete eine weitere Rechtsaußenpartei auf etwa fünf Prozent kommt. Die Grünen landen bei knapp sechs Prozent.
Macrons Regierung unter Druck
Für Macron ist das Ergebnis eine herbe Niederlage. Bereits bei der letzten Europawahl 2019 lagen die Rechtsnationalen vor seinem Lager. Während die Rechten damals aber nur einen knappen Vorsprung hatten, haben sie diesen nun erheblich ausgebaut und wohl etwa doppelt so viele Stimmen geholt wie Macrons Mitte-Kräfte.
Der haushohe Gewinn der Rechtsnationalen dürfte das Regierungslager, das in der Nationalversammlung keine absolute Mehrheit mehr hat, weiter unter Druck setzen. Der Blick richtet sich in Frankreich zudem auf die Präsidentschaftswahl 2027.
RN-Chef Bardella fordert Neuwahlen in Frankreich
Der Parteichef des RN, Jordan Bardella, forderte nach dem Erfolg seiner Partei Parlamentsneuwahlen in Frankreich. "Diese beispiellose Niederlage für die herrschende Kraft markiert das Ende eines Zyklus und den ersten Tag der Zeit nach Macron, bei der es an uns ist, sie aufzubauen", sagte Bardella.
Der deutliche Vorsprung seiner Partei vor dem Lager von Macron sei eine scharfe Verurteilung der bisherigen Politik. "Emmanuel Macron ist heute Abend ein geschwächter Präsident", kommentierte Bardella und sprach von einer politischen Sackgasse. "Unsere Landsleute haben einen Willen zur Veränderung ausgedrückt."
Künftige Führung des Mitte-Lagers unklar
Macron, der sich zweimal in der Stichwahl gegen die rechte Galionsfigur Le Pen durchsetzte, wird nach zwei Amtszeiten nicht mehr für das Präsidentenamt kandidieren können. Noch ist unklar, wen die Mitte-Kräfte ins Rennen schicken werden und wer eine Chance gegen Le Pen hätte.
Die Tochter des rechtsextremen Parteigründers Jean-Marie Le Pen hat es in den vergangenen Jahren erfolgreich geschafft, ein deutlich gemäßigteres Bild abzugeben und ihr RN bis weit in die bürgerliche Rechte hinein wählbar zu machen.