Bildungsministerin Karliczek Noch keine bundesweiten Schulschließungen
Die Kultusminister der Länder wollen über die Auswirkungen der Corona-Epidemie auf die Schulen beraten. Eine Schließung aller Schulen stehe bislang noch nicht zur Debatte, sagt Bundesbildungsministerin Karliczek.
Dänemark tut es, Österreich auch, Italien sowieso: Wegen des Coronavirus gibt es in diesen Ländern flächendeckende Schulschließungen. Für Deutschland sieht Bundesbildungsministerin Anja Karliczek dazu derzeit noch keine Not. Das würden auch Wissenschaftler und Gesundheitsminister Jens Spahn betonen, sagte die CDU-Politikerin der "Bild"-Zeitung. "Die Lage muss aber immer wieder neu bewertet werden."
Deshalb verlangte sie, dass sich die Kultusministerien der Länder auf den Fall bundesweiter Schulschließungen vorbereiten. Sie müssten "jetzt intensiv darüber nachdenken, wie in nächster Zukunft der Schulbetrieb aufrechterhalten werden kann". Es sollten Wege gefunden werden, wie Unterricht stattfinden kann.
Notfallpläne für das Abitur
Mit dem Thema beschäftigt sich auch die Kultusministerkonferenz (KMK), die am Nachmittag für zwei Tage in Berlin zusammenkommt. Im Raum steht zudem die Frage, ob die Ausbreitung des Virus Abiturprüfungen gefährdet. In den meisten Bundesländern stehen in den nächsten Wochen die schriftlichen Prüfungen an. Nordrhein-Westfalen hat bereits einen Notfallplan, der vorsieht, dass Schüler die Klausuren an einem zentralen Nachschreibetermin nachholen, wenn sie wegen der Quarantäne-Regelungen nicht mitschreiben können.
Ähnliches kündigte die Präsidentin der KMK, die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig, auch für ihr Bundesland an. Dort würden die mündlichen Prüfungen vom 16. bis 25. März planmäßig abgehalten, sagte die SPD-Politikerin SWR Aktuell: "Wo Schulen geschlossen sind und sie das Abitur verschieben müssen, muss es einfach nachgeholt werden. Wir sind auch da ganz eng in Abstimmung mit den Schulen."
Der Deutsche Lehrerverband plädierte dafür, Abiturprüfungen zu den festgesetzten Terminen stattfinden zu lassen, auch wenn der Rest einer Schule Corona-Ferien habe - "unter Beachtung eines strengen Gesundheitsschutzes", wie Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger der "Passauer Neuen Presse" sagte. So müsse dafür gesorgt werden, dass ein entsprechender Abstand zwischen den Prüflingen in den Prüfungsräumen bestehe.
Keine Schulfahrten in Risiko-Gebiete
Die Vorsitzende der KMK empfahl außerdem die Absage von Schulfahrten in Corona-Risikogebiete. Dabei gehe es um Regionen, die das Robert Koch-Institut als Risikogebiet eingestuft hat, sagte Hubig der Nachrichtenagentur dpa. In Rheinland-Pfalz habe die Schulaufsicht alle Schulen darüber informiert, solche Klassenfahrten "ab sofort zu unterlassen sind". Die dafür anfallenden Stornierungskosten übernehme das Land Rheinland-Pfalz.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte sich gestern abermals gegen generelle Schulschließungen ausgesprochen. Es sei leichter, auf Fußballspiele oder Clubkonzerte zu verzichten als auf eine Betreuung der Kinder, erklärte der CDU-Politiker. Geschlossene Schulen und Kitas hätten auch Folgen für Polizisten oder Angehörige des Gesundheitswesens. Es könne auch fatale Folgen haben, Kinder nun etwa von der Oma betreuen zu lassen, sagte Spahn mit Blick auf das erhöhte Krankheitsrisiko für Ältere. Regionale Schulschließungen wie im besonders betroffenen Kreis Heinsberg seien sinnvoll.
RKI fordert von Jüngeren Solidarität
In seinem täglichen Briefing rief das Robert Koch-Institut (RKI) jüngere Menschen zu Selbstschutz und Solidarität auf. Im Moment sei von einigen aus dieser Gruppe zu hören, dass sie sich von dem Coronavirus nicht betroffen sähen und ihn für sich als harmlos einstuften, sagte RKI-Vizepräsident Lars Schaade. "Aber auch wenn es selten vorkommt: Auch bei jüngeren und gesunden Menschen kann es schwere Verläufe geben, darunter sogar Todesfälle." Alle müssten deshalb die Situation ernst nehmen und sich selbst und andere schützen. "Die Jüngeren sollten sich natürlich bitte auch solidarisch mit den Älteren zeigen, die ein höheres Risiko haben", so Schaade.
Den Anstieg der Meldezahlen hierzulande bezeichnete er als "recht schnell", wie auch in anderen Ländern. Ziel der Maßnahmen sei, die Zahlen zu drücken. Man werde anhand der Entwicklung in den nächsten Tagen und Wochen sehen, ob die lokalen Behörden dabei nachsteuern müssten.
Vierter Todesfall in Deutschland
Nach Angaben der US-amerikanischen Johns Hopkins University sind in Deutschland inzwischen mehr als 2000 Infektionen nachgewiesen worden. Todesfälle gibt es bislang vier: Drei von ihnen in Nordrhein-Westfalen, den vierten Todesfall meldete am Mittag Baden-Württemberg. Dem Landesgesundheitsministerium zufolge handelt es sich um einen 67 Jahre alten Mann.