Mobilfunkempfang in den Bergen Und ewig droht das Funkloch
Beim Wandern oder Mountainbiken in den Bergen ist schnell ein Unfall passiert. Dann muss Hilfe her. Was aber, wenn man im Funkloch steckt? Auch für Bergwachten ist das ein großes Problem.
Im Harz gebe es leider sehr viele Funklöcher, berichtet Matthes Kirmann. Er ist Öffentlichkeitsbeauftragter der Bergwacht des DRK in Sachsen-Anhalt. Als Beispiele nennt er den Brocken und das Bodetal. "Das betrifft aber nicht nur das Mobilfunknetz, sondern auch das Funknetz unserer Digitalfunkgeräte", sagt Kirmann.
Auf mehreren Kilometern gebe es streckenweise keinen Empfang. "Dies kann dazu führen, dass wir verspätet gerufen werden" - in Notfällen könne das Menschen gefährden, so Kirmann. Für die Rettungskräfte ist es ein großes Problem, wenn ihre Digitalfunkgeräte keinen Empfang haben, etwa wenn die Bergretter und -retterinnen bei einer Personensuche weit voneinander entfernt seien, um eine größere Fläche absuchen zu können. Für einen sicheren Einsatzablauf wäre daher ein konstanter Funkempfang wünschenswert.
Notruftaste kann weiterhelfen
Wer sich beim Wandern ein Bein bricht und oder im Gelände abgerutscht ist, möchte natürlich von überall einen Hilferuf per Smartphone absetzen können. Ein Funkloch besteht aber manchmal nur für bestimmte Mobilfunknetze. Deshalb rät Andreas Höninger von der Alpinschule Bergspechte:
Das Handy soll man komplett ausschalten und wieder einschalten und dann statt der persönlichen PIN die Notruftaste drücken. Dadurch sucht sich Handy zunächst ein x-beliebiges Netz, das möglicherweise schwach zur Verfügung steht, um sich dort einzuwählen.
Wenn die Ortung von verletzten Personen durch mangelnden Funkempfang erschwert wird, ist die ausgeprägte Ortskenntnis der Retter doppelt gefragt. "Für alle Beteiligten der verschiedenen Hilfsorganisationen bedeutet jeder Einsatz eine kleine Suche. Denn der Einsatzort ist nur in wenigen Fällen direkt klar. Dadurch entstehen Verzögerungen bis zum Eintreffen beim Patienten oder Patientin", weiß Matthes Kirmann von der DRK-Bergwacht aus Erfahrung.
Das bestätigt auch der Landesleiter der DRK-Bergwacht Sachsen-Anhalt, Arne Peters: "Im gesamten Harz wird der telefonische Kontakt, der zum Auffinden einer verletzten Person hilfreich ist, durch Mobilfunklöcher erschwert."
Problemzonen in der Pfalz
In Rheinland-Pfalz gehören der Pfälzer Wald, der Binger Wald und die Vordereifel, das Enderttal und alle Moseltäler zu den Problemzonen für das Mobilfunknetz. "Für uns Rettungskräfte ist das sehr beeinträchtigend", beklagt Thomas Meffert von der dortigen DRK-Bergwacht.
Seit der Corona-Pandemie ist die Zahl der Einsätze in seinem Gebiet gestiegen. Erschwerend komme hinzu, dass die Einsätze komplexer geworden seien, so Meffert: "Denn es sind mehr Gruppen beim Wandern oder Radeln unterwegs. Und wenn sich ein Gruppenmitglied verletzt oder verunglückt, müssen die anderen oft ebenfalls (seelsorgerisch) betreut und versorgt werden."
Einsätze der Bergwachten nehmen zu
Der zunehmende Trend zu Outdoorsportarten wie Wandern, Mountainbiken, Trailrunning, Langlaufen und Skitouren ist auch im Schwarzwald deutlich spürbar. "Im vergangenen Jahr haben wir mit knapp 1600 Einsätzen einen neuen Rekord erlebt", berichtet Matthias Schübel von der dortigen Bergwacht. Während die Menschen früher vor allem am Wochenende in der Natur unterwegs waren, sei der Andrang mittlerweile auch wochentags groß, im Sommer wie im Winter. Für die Ehrenamtlichen in den Bergwachten ist dies eine zunehmende Belastung, denn für einen Einsatz müssen sie ihren Arbeitsplatz verlassen und ihre Freizeit opfern. Es sei denn, der Arbeitgeber stellt sie dafür frei.
Hilferufe per Satellitenverbindungen
Immerhin gibt es im Schwarzwald einen flächendeckenden Netzempfang mit wenigen Ausnahmen. "Wenn man tatsächlich in einem dieser Funklöcher einen Notruf absetzen will, hilft es oftmals, einfach ein kleines Stück weiterzugehen, falls möglich", empfiehlt Schübel. In solchen Fällen ist es natürlich gut, wenn man nicht allein auf einer Wander- oder Radtour unterwegs ist, so dass die Begleiter Hilfe holen können.
Künftig sollen auch auch Hilferufe per Satellitenverbindungen über das eigene Smartphone möglich sein. Die neuste iPhone-Generation bietet schon die Möglichkeit, dass Notruf-Nachrichten an eine Apple-Zentrale verschickt werden. "Dann ist aber der zweite Schritt notwendig, dass die Notrufmeldung von dieser Zentrale an die zuständige Leitstelle übermittelt wird", erklärt Roland Ampenberger von der Bergwacht Bayern. Allerdings: Je mehr Stellen in der Rettungskette zwischengeschaltet sind, umso mehr Informationen können verloren gehen oder die Rettung verzögern.
Kommunikation per Satellit bietet auch der Outdoor-Ausrüster Garmin an. InReach heißt ein kleines Gerät, über das man ohne Mobilfunknetz weltweit Nachrichten verschicken und empfangen kann. Dazu muss man das Gerät anschaffen und ein monatliches Abo samt Gebühren abschließen.
Europaweiter Notruf 112
Wenn man beispielsweise im bayerischen Grenzgebiet unterwegs ist, kann es sein, dass ein Notruf per Handy entweder in der österreichischen Leitstelle in Innsbruck landet oder in Weilheim in Oberbayern. Das hängt davon ab, in welchem Mobilfunknetz das Smartphone eingewählt ist. Auch Notruf-Apps sind oft länderspezifisch. "Beispielsweise ist eine App, die in der Schweiz funktioniert, nicht in Österreich kompatibel. Deswegen ist der europaweite Notruf 112 die beste Lösung, wenn man sich nicht detailliert damit auseinandersetzen will", empfiehlt Ampenberger von der Bergwacht Bayern. Das funktioniert natürlich nur, wenn man nicht in einem Funkloch steckt. Deshalb gilt: Wenn nichts mehr geht, bleiben nur noch alpine Notsignale.
Trillerpfeife gehört ins Gepäck
Ein akustisches Signal soll man sechs Mal innerhalb einer Minute absetzen, jeweils mit zehn Sekunden Pause dazwischen, und das Ganze nach einer Minute Pause wiederholen, durchaus mehrfach, solange Aussicht besteht, bemerkt zu werden. Gut geeignet ist dafür beispielsweise eine Trillerpfeife wie sie in manchen Rucksäcken integriert ist. Ansonsten gehört sie zwingend ins Gepäck. Denn Pfeifen ist wesentlich kraftsparender, als wenn man längere Zeit um Hilfe rufen muss.
Die Antwort auf das Notsignal wird mit drei Zeichen pro Minute gegeben und ebenfalls nach einer Minute Pause wiederholt. Dadurch kann dem Alarmierenden bestätigt werden, dass das Notsignal empfangen worden ist.
Im Herbst soll ein neues visuelles Notsignal für die Berge in den Handel kommen. Zwei Schweizer bieten ein fliegendes Pannendreieck mit dem Namen Airmarker an. Das ist ein leuchtender Signalballon samt Auslöse-Einheit. An einer Leine kann er 45 Meter hochsteigen. Er soll sowohl am Tag als auch in der Nacht weithin sichtbar sein.