Gespräche in deutschen Schulen Die Hoffnung auf Frieden
Die Organisation "Combatants for Peace" setzt sich für eine Aussöhnung zwischen Israel und den Palästinensern ein. Zurzeit reisen Vertreter durch Deutschland und sprechen mit Schülerinnen und Schülern.
Ein Palästinenser und ein Israeli sprechen über Frieden, fordern Versöhnung und eine Abkehr von der Gewalt. Nicht erst seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober ist das alles andere als eine Selbstverständlichkeit.
Für den Palästinenser Osama Eliwat und den Israeli Rotem Levin ist es die einzige Lösung. Sie gehören zur Aktivistengruppe "Combatants for Peace" (CfP). Sie sind überzeugt, dass nur durch Dialog und Empathie eine Lösung für den Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis gefunden werden kann.
Deshalb stehen die beiden Männer nun vor Schülerinnen und Schülern der 11. und 12. Jahrgangsstufe eines Bremer Gymnasiums und erzählen, mit welchen tief verwurzelten Vorurteilen sie aufwuchsen.
Seit 2006 für eine Aussöhnung
"Schon als kleiner Junge war mir klar, dass ich zur Armee muss, wenn ich meine Familie und Mitmenschen beschützen und von der Gemeinschaft akzeptiert und geliebt werden will", sagt Levin. Doch während der drei Jahre in der israelischen Armee seien ihm Zweifel gekommen. Nach der Wehrpflicht fing er an, sich für Verständigung einzusetzen.
"Combatants for Peace" besteht fast nur aus Menschen, die vor ihrem Engagement für den Frieden auf einer der beiden Seiten kämpften. Seit 2006 setzt sich die Organisation für eine Aussöhnung von Israelis und Palästinensern ein.
Eliwat wuchs in Jerusalem auf und erzählt, wie er und seine Familie von der israelischen Armee drangsaliert worden seien: "Ich bin mit großer Angst vor den Soldaten aufgewachsen. Mit der Zeit wurde aus Angst Hass. Ich habe gesehen, wie Soldaten meine Lehrer schlugen, meinen Vater. Und ich wollte Rache."
Der Palästinenser Osama Eliwat und der Israeli Rotem Levin wollen eine Abkehr von der Gewalt.
Es gibt auch Kritik
Erst als Eliwat von einem Freund zu einem Abendessen in Bethlehem eingeladen wurde, habe er erstmals richtige Gespräche mit Israelis geführt. Daraufhin habe er Hebräisch gelernt und Führungen für Israelis in palästinensische Gebiete organisiert, um ihnen zu zeigen, unter welchen Umständen viele Menschen dort leben.
"Mir ist bewusst geworden, dass meine Sichtweise nicht die einzige ist. Meine Geschichte ist nicht die einzige. Mir ist klar geworden, dass ich nicht erwarten kann, dass mich andere Menschen verstehen, wenn ich mich nicht in sie hineinversetze", sagt Eliwat.
Doch es gibt auch Kritik an "Combatants for Peace". Die israelnahe Organisation "NGO Monitor" wirft CfP einen einseitigen Blick auf den jahrzehntealten Konflikt vor. Eliwat spricht in seinem Vortrag viel von Israel als Besatzungsmacht und von der Nakba, auf Deutsch: die Katastrophe. Dabei geht es um den Vorwurf der Palästinenser gegen Israel, im Jahr 1948 rund 700.000 Menschen aus ihrer Heimat vertrieben zu haben.
Die Vertreibung hunderttausender Jüdinnen und Juden aus arabischen Staaten kommt in dem Vortrag nicht vor. Auch der Überfall arabischer Länder auf Israel im Jahr 1948 - nur einen Tag nach dessen Staatsgründung - wird nicht erwähnt.
Schülerinnen und Schülern der 11. und 12. Jahrgangsstufe eines Bremer Gymnasiums hören Osama Eliwat und Rotem Levin zu.
Verschiedene Perspektiven
Lehrerin Nora Laux hat den Besuch organisiert. Ihr Ziel sei, dass die Schülerinnen und Schüler offener werden. "Dass sie sich Perspektiven anhören, die ihnen erst einmal nicht gefallen." Das scheint gelungen zu sein: "Ich werde das Ganze vielleicht nicht mehr so politisch sehen wie vorher. Und mehr an die Menschen denken", sagt eine Schülerin nach dem Gespräch mit Eliwat und Levin.
Die beiden Männer hatten ihre Vortragsreise lange vor dem Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober geplant. Wenn sich die Situation in Gaza nicht beruhige, wollen sie weiter öffentlich auftreten. Denn jetzt sei ihr Einsatz für den Frieden notwendiger denn je.