Rückläufige Mitgliederzahlen Wo die AfD die meisten Mitglieder verliert
Die Zahl der AfD-Parteimitglieder geht zurück. Woran das liegt, ist umstritten. Auffällig ist aber: Die Partei schrumpft vor allem im Westen - und auch in Sachsen, der Heimat von Parteichef Chrupalla.
Die AfD hat in den vergangenen zwei Jahren mehr Mitglieder im Westen verloren als im Osten. Das geht aus neuen Mitgliederzahlen hervor, die dem ARD-Hauptstadtstudio vorliegen. Waren es in den alten Bundesländern im Juli 2020 noch 24.646 Mitglieder, sind es diesen Monat noch 20.588 - also 16,5 Prozent weniger AfD-Mitglieder.
In den neuen Bundesländern dagegen fiel der Rückgang geringer aus: Von 9036 Mitgliedern im Juli 2020 sind derzeit noch 7871 Mitglieder übrig - demnach 12,9 Prozent weniger.
Weniger Rückgang in "Flügel"-dominierten Ländern
Vor allem im Norden hat die AfD ein Problem: Bremen (-32,1 Prozent), Schleswig-Holstein (-25 Prozent) und Hamburg (-24,7 Prozent) sind die Bundesländer mit dem prozentual größten Mitgliederschwund.
Einzig in Sachsen-Anhalt, das vom angeblich aufgelösten radikalen Flügel der Partei dominiert wird, konnte die AfD in den vergangenen zwei Jahren sogar 15 Mitglieder hinzugewinnen (+1,1 Prozent). Auch im Thüringer Landesverband, den der rechtsextreme Björn Höcke anführt, war der Rückgang nur gering - von 1294 auf 1267 (-2,1 Prozent).
Eine Ausnahme für die vom Flügel dominierten Ost-Verbände zeigt sich ausgerechnet in der Heimat von Partei- und Bundestagsfraktionschef Tino Chrupalla: Sachsen hat noch 2175 AfD-Mitglieder, also 406 beziehungsweise 15,7 Prozent weniger als noch vor zwei Jahren. Auch Brandenburg verliert (-15,2 Prozent) etwas weniger als im bundesweiten Durchschnitt.
Insgesamt hat die AfD noch 28.631 Parteimitglieder bundesweit und damit in den vergangenen zwei Jahren 15,4 Prozent verloren. Im Juli 2020 waren es noch 33.850. Unter die Verluste fallen neben Austritten auch das Ende von Mitgliedschaften aufgrund von Nichtzahlungen oder Tod.
Scharfe Kritik aus Westverbänden
Die AfD hat den Rückgang der Mitgliederzahlen in der Vergangenheit auch mit der Bereinigung der eigenen Kartei erklärt. Co-Parteichefin Alice Weidel ließ diese Woche ausrichten, aus der Anzahl der Austritte könne man nicht ableiten, dass die ehemaligen Mitglieder nicht mehr mit der Politik der AfD einverstanden seien.
Vor allem in den Westverbänden der AfD gibt es aber seit Monaten Unmut über den "zu Russland-freundlichen Kurs" bezüglich des Krieges in der Ukraine. Dazu kommt die Verfassungsschutz-Beobachtung der gesamten AfD und die anhaltend heftig geführten internen Streitigkeiten.
Zuletzt wurde die schriftliche Austrittserklärung des niedersächsischen Landtagsabgeordneten Christopher Emden öffentlich, der schrieb, seine Partei entwickele sich "zu einem Sammelbecken für Versager, Gangster und Minderbemittelte". Außerdem sei die AfD "aufgrund der zunehmenden Radikalisierung vieler Mitglieder sogar gefährlich für unser Land".