Nach Pannen beim Schützenpanzer Lambrecht will am "Puma" festhalten
Nach dem Gipfel zur Zukunft des Pannenpanzers "Puma" demonstrieren Rüstungsindustrie und Verteidigungsministerium Geschlossenheit. Der Hersteller will den "Puma" verbessern - die Regierung weiter auf ihn setzen.
Es ging viel um Hausaufgaben, die nun gemacht werden müssten, um verbesserte Abstimmung, um Kommunikation. Und es ging darum, zu demonstrieren: Wir werfen einander nichts vor. Bundeswehr und Rüstungsindustrie ziehen in Sachen "Puma" an einem Strang, das war die Botschaft. Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht betonte: "Die Truppe möchte weiter am 'Puma' festhalten“.
18 "Puma"-Schützenpanzer waren bei einer Schießübung ausgefallen. Inzwischen sind 17 der Panzer repariert, das habe wie von der Industrie zugesagt, bis zum Ende vergangenen Jahres geklappt, sagte Lambrecht. Trotzdem hielt sie nun an ihrer Entscheidung fest, den Nachkauf weiterer "Pumas" auszusetzen. Sie hatte außerdem die älteren "Marder"-Panzer für die Beteiligung an der Schnellen Eingreiftruppe der NATO (VJTF) aktiviert und nicht, wie ursprünglich vorgesehen, die "Pumas".
"Es fehlt an zu vielen Stellen“
"Das Problem scheint mir der Mangel an Ressourcen für einen zuverlässigen Betrieb des Gesamtsystems Puma zu sein“, sagt Frank Sauer, der an der Universität der Bundeswehr München zum Thema "Internationale Sicherheit" forscht:
Es fehlt an zu vielen Stellen - von einem ausreichenden Personalkörper in der Bundeswehr, der das System gut kennt und dementsprechend nutzen und warten kann, bis hin zu Wissensmanagement. Man braucht einfach eingespielte Besatzungen und Instandsetzer, dann kann man die Panzer auch sicher betreiben.
Diesen Schluss zog auch Verteidigungsministerin Lambrecht. Es gehe konkret darum, die Soldaten noch besser zu befähigen, in besonderen Situationen mit Schadensmeldungen umzugehen. Im Klartext: bessere Ausbildung und mehr Übung. Den anderen Teil der Hausaufgaben müsse die Industrie machen.
Industrie will Robustheit des "Pumas" verbessern
Ralf Ketzel, Chef der Firma Krauss-Maffei Wegmann, die den "Puma" gemeinsam mit Rheinmetall entwickelt hat und produziert, sagte, die Industrie sei zwar von den Berichten über die Ausfälle überrascht worden. Es sei aber gut eingeübte Praxis, dass man Erfahrungen aus der Truppe in konstruktive Verbesserungen übertrage. Man habe aus der Übung gelernt, dass man die Robustheit, die am "Puma" schon gut sei, auf ein Level bringt, das dann einer VJTF angemessen sei.
Kinderkrankheiten seien nicht unüblich
Überraschend sei das alles nicht, sagt Niklas Schörnig von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. Neue ambitionierte Systeme hätten oft mit Kinderkrankheiten zu kämpfen. Es gebe auf Basis öffentlich zugänglicher Informationen keinen Grund anzunehmen, dass beim "Puma" ein so grundlegender Designfehler vorliegen sollte, dass die Probleme nicht in den Griff zu bekommen seien.
Schwierig sei aber, dass die Bundeswehr funktionierende Systeme oft über Gebühr strapazieren müsse, weil sich viele Mannschaften ein System teilten. Und der "Puma" sei von Anfang an als ausgesprochen komplexes System mit Vernetzungsmöglichkeit geplant worden:
Je komplexer das System, desto mehr Fehler können unentdeckt bleiben, da nicht jede Einsatzsituation getestet werden konnte. Ob der Puma am Ende überkomplex ist, ist von außen schwer zu sagen, aber es wurden sehr viele Anforderungen an das Projekt herangetragen
Politischer Wille, die deutsche Rüstungsindustrie zu erhalten?
Dass man am "Puma" festhalten wolle, sei keine Überraschung, sagt Schörnig. Schließlich gebe es ja auch den politischen Willen, die deutsche Rüstungsindustrie zumindest teilweise zu erhalten. Von einem deutschen Projekt zugunsten eines anderen Produktes abzurücken, sei doch sehr ungewöhnlich.