Scholz wirbt für Deutschlandticket Lob vom Chef am Steuer
Kurz vor Start des Deutschlandtickets kommt symbolträchtige Unterstützung vom Kanzler: Am Steuer eines Busses lobte Scholz das Ticket als großen Fortschritt. Auch Verbraucherschützer finden das Ticket gut - nicht aber die Art, wie es verkauft wird.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat einen Termin bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) genutzt, um bilderstark Werbung für den Öffentlichen Nahverkehr und das Deutschlandticket zu machen. Auf einem BVG-Betriebshof setzte sich der SPD-Politiker selbst ans Steuer eines neuen E-Busses und drehte eine Runde über den großen Platz.
Das Deutschlandticket bezeichnete Scholz bei dem Termin als großen Fortschritt, bei dem "wir wahrscheinlich erst in fünf oder zehn Jahren wissen, wie groß er eigentlich ist, weil all die Konsequenzen gezogen sind aus dieser neuen Möglichkeit". Das Ticket sei ein "richtiges Modernisierungsprojekt aus Deutschland".
"Die Zukunft unseres Landes wird elektrisch sein"
Mit Blick auf die E-Busse der BVG sagte Scholz: "Die Zukunft unseres Landes wird elektrisch sein." Zugleich betonte der Kanzler die Bedeutung neuer Technologien. Bislang seien rund 160 Elektrobusse auf Berlins Straßen unterwegs, sagte BVG-Vorstand Rolf Erfurt. Die Flotte solle in diesem Jahr noch auf 230 Fahrzeuge wachsen. Bis 2030 will die BVG alle Dieselbusse abschaffen.
Für die Bundesregierung sind Deutschlandticket und E-Busse wichtige Bausteine, um die zugesagten Klimaziele zu erreichen. Das vergleichsweise günstige Ticket soll Bürger angesichts der hohen Inflation außerdem finanziell entlasten. Es gilt ab dem 1. Mai bundesweit im Regional- und Nahverkehr - also in praktisch allen Bussen, Straßenbahnen, S- und U-Bahnen und Regionalzügen des Landes - zum Teil auch auf Fähren oder in Schwebebahnen. Es ist eine Abo-Karte für 49 Euro im Monat und wird daher oft auch als 49-Euro-Ticket bezeichnet.
Rund 750.000 dieser Tickets wurden offiziellen Angaben zufolge bislang an Menschen verkauft, die zuvor kein Abo hatten. Die Branche rechnet mit bis zu sechs Millionen neuen Abonnentinnen und Abonnenten in den kommenden Wochen. Dazu dürften insgesamt elf Millionen Menschen kommen, die von ihrem aktuellen Nahverkehrsabo in das Deutschlandticket wechseln.
vzbv: Kauf muss auch am Schalter möglich sein
Auch Verbraucherschützer finden das Ticket grundsätzlich gut, von ihnen kommt aber auch Kritik. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat die Internet-Informationen von 15 Verkehrsunternehmen und -verbünden untersucht und kommt zu dem Schluss, dass diese oft mangelhaft seien. Bei zehn der 15 untersuchten Anbieter habe etwa eine "einfache verständliche Übersicht der Leistungsunterschiede von aktuellen Nahverkehrs-Abos und Deutschlandticket" gefehlt. Es müsse zudem meist "umständlich" geprüft werden, ob eine Umstellung bestehender Abos automatisch erfolge oder Verbraucher selbst aktiv werden müssten.
Die Verbraucherschützer kritisierten außerdem, dass fünf von 15 untersuchten Seiten die Möglichkeit, das Ticket am Schalter oder im Kundenzentrum zu erwerben, "explizit" ausschließen. Vier weitere lieferten keine eindeutigen Informationen dazu. Oft hätten also Menschen, die das Ticket nicht online kaufen könnten oder wollten, "das Nachsehen". Es dürfe aber niemand von dem Angebot ausgeschlossen werden, forderte der vzbv.
Das Deutschlandticket solle den Nahverkehr einfacher machen und mehr Menschen in Bus und Bahn holen, so Ramona Pop vom vzbv. Das könne aber nicht gelingen, wenn die Verkehrsunternehmen und -verbünde auf ihren Internetseiten wichtige Informationen nur unzureichend oder gar nicht angeben. "Neben einer Preisoffensive ist es auch Zeit für eine Transparenzoffensive beim Deutschlandticket", so Pop.