Krieg in Nahost ++ Hamas stellt Bedingungen für Verhandlungen ++
Die islamistische Hamas will erst weiter verhandeln, wenn Israel seine Angriffe auf den Gazastreifen einstellt. Großbritannien plant Überwachungsflüge über dem östlichen Mittelmeer. Alle Entwicklungen im Liveblog.
- Hamas stellt Bedingungen für Verhandlungen
- Israel: Kämpfe "im Herzen von Chan Yunis"
- Israel: Zweite Kriegs-Phase wird schwierig
- Israels Armee rückt offenbar im Süden Gazas vor
- UN warnen vor "höllischem Szenario" im Gazastreifen
- Armeesprecher: Haben Hinweise zum Verbleib übriger Geiseln in Gaza
Ende des Liveblogs
Für heute beenden wir den Liveblog und bedanken uns für Ihr Interesse!
Netanyahu: Hälfte aller Hamas-Bataillonskommandeure getötet
Nach Darstellung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu hat die Armee im Gaza-Krieg rund die Hälfte aller Bataillonskommandeure der Terrormiliz Hamas getötet. Das sagte er auf einer Pressekonferenz. Die israelische Armee geht davon aus, dass die Terrororganisation insgesamt 24 dieser militärischen Abteilungen mit jeweils rund 1.000 Mitgliedern hat. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. "Wir werden nicht vergessen und wir werden nicht vergeben", sagte Netanyahu weiter.
Es werde kein einziges Bataillon mehr geben, das eine Bedrohung für Israel darstellen könne, sagte Verteidigungsminister Joav Galant bei der Pressekonferenz. Die Hamas verliere allmählich die Kontrolle über den Gazastreifen. Die Terrororganisation verstehe inzwischen, dass niemand sie rette, weder die Iraner noch die libanesische Hisbollah.
Netanyahu kritisierte Menschenrechtsorganisationen und die UN dafür, sich nicht zu den sexuellen Verbrechen der Hamas gegen Frauen geäußert zu haben. Bei einem Treffen mit freigelassenen Geiseln und ihren Angehörigen habe er von grausamen Vergewaltigungsfällen gehört. Auch Rettungsdienste und Augenzeugen hatten von brutalen sexuellen Gewalttaten gegen Frauen und Mädchen bei dem Hamas-Angriff am 7. Oktober berichtet. Die UN-Frauen äußerten sich erst kürzlich nach massiver Kritik zu den Berichten über geschlechtsspezifische Gräuel und sexuelle Gewalt. Sie seien darüber sehr beunruhigt, hieß es in einem Post auf der Plattform X.
Israels Verteidigungsminister verurteilt Siedlergewalt
Der israelische Verteidigungsminister Joaw Gallant hat Gewalt gegen Palästinenser durch jüdische Siedler im Westjordanland verurteilt. "Es gibt leider Gewalt von Extremisten, die wir verurteilen müssen", sagte Gallant. "In einem Rechtsstaat, und Israel ist ein Rechtsstaat, haben nur diejenigen das Recht, Gewalt anzuwenden, die von der Regierung dazu ermächtigt sind, in unserem Fall sind das die IDF (Militär), die israelische Polizei, der Schin Bet (Sicherheitsdienst) und so weiter". Niemand sonst habe die Befugnis, Gewalt anzuwenden.
In jüngerer Zeit hat die Gewalt jüdischer Siedler gegenüber Palästinenser zugenommen. Als Reaktion auf die wachsenden Spannungen im Westjordanland erließ die US-Regierung Einreisebeschränkungen, die sich auch gegen extremistische israelische Siedler richten.
USA drängen auf mehr Hilfstransporte
Nach Ansicht der USA werden mehr Hilfsgüter und Treibstoff im Gazastreifen benötigt. Die USA hätten Israel aufgefordert, seine Bemühungen zu verstärken und mehr Transporte in den Küstenstreifen zu erlauben, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller. "Es wird im Moment nicht genug getan. Der Umfang der Hilfe, die hier ankommt, ist nicht ausreichend. Es muss mehr getan werden, und das haben wir der israelischen Regierung auch deutlich gemacht".
Netanyahu: Israel muss für Sicherheit in Gaza sorgen
Israel muss nach Einschätzung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu noch lange nach dem Ende des Nahost-Kriegs die Kontrolle über die Sicherheit im Gazastreifen behalten. Der Gazastreifen müsse entmilitarisiert bleiben, dafür könne nur das israelische Militär sorgen, so Netanyahu bei einer Pressekonferenz. "Keine internationale Truppe kann dafür verantwortlich sein. Ich bin nicht bereit wegzuschauen und irgendein anderes Arrangement zu akzeptieren", sagte er.
Israels Armee meldet 138 Geiseln in Gaza
Nach Angaben der israelischen Armee sind derzeit noch 138 Geiseln in der Gewalt der Terrormiliz Hamas und anderer extremistischer Gruppen im Gazastreifen. Eine seit dem Hamas-Angriff vermisste Person wurde neuen Erkenntnissen zufolge am 7. Oktober ebenfalls aus Israel in das palästinensische Küstengebiet verschleppt, wie Armeesprecher Daniel Hagari mitteilte. Zuvor war die Zahl der noch dort verbleibenden Geiseln mit 137 angegeben worden.
Bei dem Überfall auf Grenzorte in Israel wurden israelischen Angaben zufolge insgesamt rund 240 Menschen entführt. Im Rahmen eines Deals mit der Hamas wurden kürzlich insgesamt 105 Geiseln freigelassen. Im Austausch entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen.
Terrororganisation Hamas spricht von 16.248 Toten
Die Zahl der seit Beginn des Krieges mit Israel im Gazastreifen getöteten Menschen ist nach Angaben der Gesundheitsbehörde in dem von der radikal-islamischen Hamas beherrschtem Gebiet auf 16.248 gestiegen. 7112 davon seien Kinder. Mindestens 43.616 Personen seien verletzt worden und mindestens 7600 Menschen würden vermisst.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Militärchef bezeichnet Flutung von Tunnel als "gute Idee"
Israels Generalstabschef hat die Überlegung, das ausgedehnte Tunnelsystem der islamistischen Hamas unter dem Gazastreifen mit Meerwasser zu fluten, als gute Idee bezeichnet. Er wolle allerdings nicht näher darauf eingehen, sagte Herzi Halevi vor Journalisten auf eine entsprechende Frage. Die Armee stoße in dem abgeriegelten Küstenstreifen auf viele unterirdische Infrastrukturen, sagte er. "Wir wussten, dass es viele davon gibt. Ein Ziel ist es, diese zu zerstören." Nach Halevis Worten gibt es unterschiedliche Wege dafür. Auf einzelne Überlegungen oder Maßnahmen wollte er nicht eingehen.
US-Außenministerium will Extremisten Einreise verbieten
Das US-Außenministerium hat Einreiseverbote gegen als extremistisch eingestufte israelische Siedler angekündigt, die der Angriffe auf Palästinenser im Westjordanland beschuldigt werden. Außenminister Antony Blinken nannte keine Einzelpersonen, denen die Einreise verboten werden soll. Doch ist nach Behördenangaben noch diese Woche mit einzelnen Verboten zu rechnen. Blinken hatte bereits vergangene Woche mit Maßnahmen wegen Angriffen auf Palästinensern gedroht.
"Wir haben der israelischen Regierung deutlich gemacht, dass mehr getan werden muss, um extremistische Siedler, die gewalttätige Angriffe gegen Palästinenser im Westjordanland verübt haben, zur Rechenschaft zu ziehen", teilte Blinken mit. Die Angriffe seien inakzeptabel. Blinken ließ wissen, dass sich die USA auch um Rechenschaftspflicht im Zusammenhang mit Angriffen von Palästinensern auf Israelis im Westjordanland und in Israel bemühten.
Hamas: Keine Verhandlungen ohne Ende der Angriffe
Die radikal-islamische Hamas fordert die Einstellung der israelischen Angriffe auf den Gazastreifen. Erst dann werde es Verhandlungen oder den Austausch von Geiseln geben, sagt Hamas-Vertreter Osama Hamdan vor der Presse. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sei für das Leben der Geiseln voll verantwortlich. Dass die Vereinbarungen für den Austausch von Geiseln nicht vollständig umgesetzt worden sei, gehe ebenfalls auf sein Konto.
Erster Tod eines libanesischen Soldaten
Bei erneutem Beschuss an der Grenze zwischen dem Libanon und Israel hat es nach libanesischen Angaben mehrere Verletzte und einen Toten gegeben. Die libanesische Armee erklärte, dass bei einem israelischen Angriff auf einen Militärstandort im Grenzgebiet mindestens ein Soldat getötet worden sei. Es wäre der erste libanesische Soldat, der in dem aktuellen Konflikt ums Leben gekommen ist.
Der Beschuss folgte auf eine Reihe von Angriffen der libanesischen Hisbollah auf israelisches Gebiet. Seit Beginn des Kriegs in Nahost nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober kommt es immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah in der israelisch-libanesischen Grenzregion. Die libanesische Armee war bisher keine aktive Konfliktpartei.
Israel: Kämpfe "im Herzen von Chan Yunis"
Israels Armee kämpft nach der Ausweitung ihrer Bodeneinsätze auf den Süden des Gazastreifens eigenen Angaben zufolge mittlerweile auch "im Herzen von Chan Yunis", der größten Stadt in Süd-Gaza. Soldaten lieferten sich dort heftige Gefechte mit Hamas-Terroristen, erklärte das Militär. Angesichts der heftigen Kämpfe im gesamten Gazastreifen hat das Militär vom "intensivsten Tag seit Beginn der Bodenoffensive" gesprochen.
In den Süden des Küstengebiets waren nach Aufforderung der israelischen Armee Hunderttausende Schutz suchende Zivilisten aus dem bereits zuvor heftig umkämpften Norden geflüchtet. Das Militär kämpft eigenen Angaben nach aber nicht nur in Chan Yunis, sondern weiterhin auch in Hochburgen der Hamas im Norden des Gazastreifens.
Bericht: Polizei erlaubt rechte Demo in Jerusalem
Die Polizei in Israel hat einem Bericht des israelischen Rundfunks zufolge einen Marsch ultrarechter Demonstranten durch die Jerusalemer Altstadt genehmigt. Mit dem Protestzug am Donnerstagabend wollen die Teilnehmer unter anderem eine "Wiederherstellung der vollständigen jüdischen Kontrolle in Jerusalem und auf dem Tempelberg" fordern, wie der Sender Kan laut der Nachrichtenagentur dpa berichtet.
Laut einem Flugblatt, das bereits im Vorfeld veröffentlicht wurde, soll der Marsch auch durch das muslimische Viertel gehen. Das wäre für viele Palästinenser eine extreme Provokation.
Wie sehr ist die Hamas in Bedrängnis?
Israels Verteidigungsminister ist überzeugt, dass der Norden des Gazastreifens bald unter Kontrolle der Armee ist. Doch die Hamas ist längst nicht militärisch besiegt, geschweige denn sind ihre Strukturen zerstört.
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Großbritannien plant Überwachungsflüge über Gazastreifen
Großbritannien wird Überwachungsflüge über dem östlichen Mittelmeer vornehmen und dabei auch den Luftraum Israels und des Gazastreifens nutzen. Entsprechende Pläne des Verteidigungsministeriums bestätigte die Regierung in London. Das eingesetzte Flugzeug werde nicht mit Waffen bestückt sein. Es handele sich nicht um einen Kampfeinsatz. Es gehe ausschließlich darum, den Aufenthaltsort der von der Hamas festgehaltenen Geiseln festzustellen. Die britische Regierung fügte hinzu, dass nur Informationen im Zusammenhang mit einer Geiselbefreiung an die Behörden weitergegeben werden, die dafür zuständig seien.
Zudem erwägt London die Entsendung eines Docklandungsschiffes der Marine in den Nahen Osten, um medizinische und humanitäre Hilfe bereitzustellen. Das sagte Verteidigungsminister Grant Shapps zu Parlamentsabgeordneten bei einer Lageunterrichtung zum Konflikt im Gazastreifen.
Palästinenser: Fast 16.000 Menschen getötet
Im Gazastreifen sind seit Beginn des Krieges nach palästinensischen Angaben mehr als 15.900 Menschen getötet worden. Nach Angaben der Terrororganisation Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, waren die meisten von ihnen Zivilisten. Allein seit Ende der Feuerpause am Freitag seien etwa 900 Menschen getötet worden. Insgesamt seien mehr als 250 Beschäftigte bei Rettungs- und Gesundheitsdiensten ums Leben gekommen, teilte die palästinensische Gesundheitsministerin, Mai Al-Kaila, in Ramallah im Westjordanland mit.
Auf israelischer Seite sind seit Beginn der Bodenoffensive Ende Oktober nach offiziellen Angaben insgesamt etwa 80 Soldaten getötet worden.
Was steckt hinter den Angriffen der Huthi?
Seit dem Angriff der Hamas auf Israel gibt es auch mehr Attacken der Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe im Roten Meer. Die Aufständischen aus dem Jemen werden vom Iran unterstützt. Was steckt dahinter?
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WHO zutiefst besorgt über Lage im Nahen Osten
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist zutiefst besorgt über die Lage im Nahen Osten. Israel müsse bei seinen Angriffen auf den Gazastreifen die Bevölkerung und die zivile Infrastruktur wie Krankenhäuser schonen, verlangte Richard Peeperkorn, Repräsentant der WHO, während einer Videokonferenz in Rafah im Gazastreifen. "Die Lage wird jede Stunde schlimmer", sagte Peeperkorn. Immer mehr Zivilisten im südlichen Gazastreifen erhielten von Israel den Befehl zur sofortigen Evakuierung.
Die verbliebenen Krankenhäuser in den Gebieten müssten ohne ausreichend Treibstoff, Medikamente, Lebensmittel, Wasser oder Schutz für das medizinische Personal auskommen. In weniger als 60 Tagen sei die Zahl der funktionierenden Krankenhäuser in Gaza von 36 auf 18 gesunken. Von diesen könnten nur drei Kliniken eine grundlegende Erstversorgung anbieten, die übrigen Krankenhäuser könnten nur Teilleistungen erbringen.
Frankreich friert Vermögen des Hamas-Anführers Sinwar ein
Die französische Regierung hat das in Frankreich vorhandene Vermögen des Hamas-Anführers Jahia Sinwar eingefroren. Die von Wirtschaftsminister Bruno Le Maire in der vergangenen Woche angekündigte Sanktion trat heute in Kraft. Zur Höhe des Vermögens gibt es bislang keine Angaben. Der 61-Jährige gilt als Drahtzieher des brutalen Hamas-Angriffs auf Israel mit 1.200 Toten am 7. Oktober.
Katar: UN-Sicherheitsrat soll Israel an Verhandlungstisch zwingen
Katar ruft den UN-Sicherheitsrat dazu auf, Israel zurück an den Verhandlungstisch zu zwingen. "Es ist beschämend für die internationale Gemeinschaft, es zuzulassen, dass dieses abscheuliche Verbrechen fast zwei Monate lang andauert", sagte Katars Emir, Scheich Tamim bin Hamad al-Thani, in Doha während eines Gipfeltreffens des Golf-Kooperationsrates. In dieser Zeit würden "vorsätzlich unschuldige Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, getötet".
Westjordanland meldet 260 Tote
Im Westjordanland sind seit dem 7. Oktober laut Angaben des palästinensischen Gesundheitsministers Mai al-Kaila 260 Menschen getötet und 3.200 verletzt worden. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben derzeit nicht.
Wie könnte eine Zukunft für den Gazastreifen aussehen?
Die israelische Regierung bleibt bisher vage, wie es für die Palästinenser im Gazastreifen weitergehen soll - und auch für die Menschen im besetzten Westjordanland. Die sind von ihren politischen Führern enttäuscht.
Lesen Sie die ganze Reportage hier.
Israel: "Zweite Phase" des Krieges wird schwierig
Israel stellt sich auf einen schwierigen weiteren Verlauf seiner Militäroffensive im Gazastreifen ein. "Wir machen jetzt mit der zweiten Phase weiter. Eine zweite Phase, die militärisch schwierig sein wird", sagte ein Regierungssprecher vor Journalisten. Er fügte hinzu, Israel sei offen für "konstruktives Feedback" was die Minderung des Leids für Zivilisten angehe. Die Ratschläge müssten aber im Einklang mit dem Ziel stehen, die Hamas zu zerstören.
Kommunikationsnetz in Gaza teilweise wiederhergestellt
Die Telekommunikationsdienste im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben teilweise wiederhergestellt. Diese waren am Montag inmitten des Gaza-Krieges demnach flächendeckend ausgefallen. "Wir möchten die schrittweise Rückkehr der Kommunikationsdienste (Festnetz, Handy und Internet) im Zentrum und in südlichen Bereichen des Gazastreifens bekanntgeben", schrieb das im Westjordanland ansässige palästinensische Unternehmen Paltel auf Facebook. Am Montag hatte es geheißen, der Grund für den Ausfall seien Schäden an Kernelementen des Netzwerkes durch die anhaltenden israelischen Angriffe.
EU-Innenkommissarin warnt vor Anschlägen in Europa durch Nahost-Krieg
Im Zusammenhang mit dem Nahost-Krieg hat EU-Innenkommissarin Ylva Johansson vor Anschlägen in Europa in der bevorstehenden Feiertagszeit gewarnt. Es gebe ein "enormes Risiko von Terroranschlägen", sagte die Schwedin in Brüssel am Rande eines Innenministertreffens. Johansson begründete dies mit der "Polarisierung", die der Krieg zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas in der Gesellschaft auslöse.
Auch der deutsche Verfassungsschutz sieht eine akute Gefahr islamistischer Anschläge. Innenkommissarin Johansson kündigte 30 Millionen Euro zusätzlich für den Schutz besonders gefährdeter Orte wie etwa Gotteshäuser an. Sie verwies auf das Attentat vom Wochenende in Paris. Dort hatte ein polizeibekannter Islamist einen Touristen aus Deutschland erstochen. Der Attentäter begründete dies in einem Video unter anderem mit der Gewalt gegen Palästinenser.
UN: Zahl der getöteten Zivilisten "nimmt rapide zu"
Die Ausweitung der israelischen Angriffe im Süden des Gazastreifens führt nach Angaben der Vereinten Nationen zu immer mehr Todesopfern unter der Zivilbevölkerung. "Die Zahl der getöteten Zivilisten nimmt rapide zu", erklärte der Generalkommissar des Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini. Zivilisten, darunter Frauen, Kinder, Ältere, Kranke und Menschen mit Behinderungen, seien die Hauptleidtragenden des Krieges.
Mit der Wiederaufnahme der Militäroperation und ihrer Ausweitung im Süden Gazas "wiederholen sich die Schrecken der vergangenen Wochen", beklagte Lazzarini. Das Bombardement der israelischen Streitkräfte dauere an, nachdem eine weitere Fluchtaufforderung zur Verlegung von Menschen aus der Stadt Chan Yunis nach Rafah erlassen worden sei. "Dieser Befehl löste Panik, Angst und Unruhe aus", hieß es. Mindestens 60.000 weitere Menschen seien gezwungen worden, in bereits überfüllte UNRWA-Unterkünfte umzuziehen. Die israelische Armee hat eine Evakuierungskarte online gestellt, die den Gazastreifen in Hunderte kleiner Zonen unterteilt, um die Zivilisten über Kampfzonen zu informieren.
Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen. Schraffur: Israelische Armee
Israels Armee rückt offenbar im Süden Gazas vor
Israels Armee stößt im Süden des Gazastreifens offenbar weiter vor und hat einem Medienbericht zufolge Ziele im Raum Chan Yunis unter Beschuss genommen. Die "Times of Israel" zitierte in der Nacht palästinensische Berichte, wonach es intensive Angriffe der israelischen Streitkräfte in der größten Stadt des südlichen Teils des abgeriegelten Küstengebiets gebe.
Unterdessen gab es an der Grenze zum Gazastreifen auf israelischer Seite erneut Raketenalarm. Wie die israelische Armee am Morgen meldete, heulten erneut die Sirenen. Israels Truppen bekämpfen die Hamas zwar nun auch verstärkt im Süden des Gazastreifens, doch ist der seit Wochen andauernde Einsatz gegen die Hamas im Norden des Küstengebiets noch nicht beendet. "Wir haben sie im Norden noch nicht vollständig militärisch besiegt, aber wir haben gute Fortschritte gemacht", hatte ein Armeesprecher am Vortag gesagt.
USA fordern Israel zu zusätzlichen Treibstofflieferungen auf
Die US-Regierung hat Israel nach eigenen Angaben aufgefordert, die Einfuhr von mehr Treibstoff in den Gazastreifen zu ermöglichen. Es habe "sehr offene Gespräche" mit Israel über die Notwendigkeit für Treibstofflieferungen geben, erklärte US-Außenministeriumssprecher Matthew Miller. Die am Freitag und Samstag in das Gebiet transportierte Menge sei lediglich auf dem vor der zwischenzeitlichen Feuerpause zwischen Israel und der Hamas erreichtem Niveau. Es müsse aber "tatsächlich mehr" Treibstoff in den Gazastreifen gelangen, sagte Miller.
UN warnen vor "höllischem Szenario" im Gazastreifen
Eine UN-Vertreterin hat angesichts eines möglichen Ausbleibens humanitärer Hilfe im Gazastreifen vor einem "noch höllischeren Szenario" gewarnt. "Die Voraussetzungen für die Bereitstellung von Hilfe für die Menschen in Gaza sind nicht gegeben", erklärte die UN-Koordinatorin für humanitäre Angelegenheiten in den palästinensischen Gebieten, Lynn Hastings.
Sie wies die Idee von "Sicherheitszonen" zurück, zu deren Einrichtung die USA Israel gedrängt hatte. "Diese Zonen können weder sicher noch humanitär sein, wenn sie einseitig erklärt werden", sagte sie.
Armeesprecher: Haben Hinweise zum Verbleib übriger Geiseln in Gaza
Das israelische Militär hat einem Sprecher zufolge nachrichtendienstliche Hinweise zum Verbleib der noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln. Auf die Frage, ob das Militär nachrichtendienstliche Informationen habe, wo sich die Geiseln befinden könnten, sagte Armeesprecher Jonathan Conricus in der Nacht: "Ja, haben wir." Nähere Angaben könne er nicht machen.
Das Thema habe für Israels nachrichtendienstliche Organisationen höchste Priorität, sagte der Sprecher. Israel geht davon aus, dass insgesamt noch 137 Geiseln in dem Küstenstreifen festgehalten werden. Unter ihnen sind laut dem israelischen Verteidigungsminister Yoav Gallant noch 15 Frauen und zwei Kinder.
Russland evakuiert weitere 120 Landsleute
Russland hat weitere 120 Staatsangehörige aus dem Gazastreifen ausgeflogen. Unter den Passagieren der bereits in Moskau gelandeten Maschine vom Typ "Iljuschin-76" seien auch 30 Kinder, teilte das russische Katastrophenschutzministerium über die Nachrichten-App Telegram mit. Bislang hat die Regierung in Moskau mit neun Flügen mehr als 880 russische Staatsbürger in ihre Heimat zurückgebracht.
Armeesprecher dementiert Netz-Totalausfall im Gazastreifen
Ein israelischer Armeesprecher hat einen erneuten Totalausfall der Telekommunikationsdienste im Gazastreifen dementiert. Er selbst habe gerade erst zum Beispiel Live-Übertragungen palästinensischer Propaganda-Leute auf TikTok gesehen, sagte Armeesprecher Jonathan Conricus dem US-Sender CNN in der Nacht. Die CNN-Journalistin konfrontierte ihn mit dem Umstand, dass der Sender ein geplantes Interview mit dem Internationalen Roten Kreuz wegen eines "Blackouts" nicht habe führen können.
Die Netzwerke in Gaza seien vielleicht nicht perfekt, aber einen Blackout gebe es nicht, widersprach der Armeesprecher. Das im Westjordanland ansässige palästinensische Unternehmen Paltel hatte am Montag bei X, ehemals Twitter, berichtet, dass die Telekommunikationsdienste im Gazastreifen erneut ausgefallen seien.
US-Zeitung: Israel bereitet Flutung der Hamas-Tunnel vor
Israel erwägt einem Medienbericht zufolge offenbar, die von der Hamas genutzten Tunnelsysteme im Gazastreifen zu fluten. Israel habe ein großes Pumpsystem installiert, um die von der terroristischen Hamas genutzten Tunnel unter dem Gazastreifen unter Wasser zu setzen und die Kämpfer zu vertreiben, berichtet die Zeitung "Wall Street Journal" unter Berufung auf US-Beamte.
Den ganzen Artikel lesen Sie hier.
Angehörige von Hamas-Geiseln treffen Netanyahu
Angehörige der im Gazastreifen verbliebenen Geiseln der Hamas werden heute nach eigenen Angaben mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu zusammentreffen. Sie wollten eine Zusicherung des Regierungschefs, dass er das Schicksal ihrer verschleppten Verwandten bei der Militäroperation gegen die Hamas berücksichtige, erklärten die Familien. Sie warfen Netanyahu und Mitgliedern seiner Regierung zudem vor, ihren Forderungen nach einem Treffen tagelang ausgewichen zu sein. Nun soll es am heutigen Dienstag ein Gespräch geben.
Israelische Offiziere: Auf jeden getöteten Hamas-Kämpfer kommen zwei getötete Zivilisten
Beim Militäreinsatz gegen die Hamas im Gazastreifen sind nach Angaben zweier hochrangiger israelischer Offiziere für jeden getöteten Hamas-Terroristen zwei Zivilisten getötet worden. Dieses Verhältnis sei "nicht gut", die Ausnutzung von Zivilisten als menschliche Schutzschilde sei aber Teil der "grundlegenden Strategie" der Hamas, sagte einer der beiden Militärvertreter, die nicht namentlich genannt werden wollten, in einem Gespräch mit Journalisten.
Es sei zu hoffen, dass sich die Anzahl der getöteten Zivilisten im Verhältnis zu getöteten Kämpfern im weiteren Verlauf der Kämpfe im Gazastreifen "erheblich" verbessere, sagte ein Offizier weiter. Auf Informationen angesprochen, denen zufolge 5.000 Hamas-Terroristen getötet worden seien, erklärte einer der Offiziere, diese Zahl sei "mehr oder weniger exakt".
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Der Liveblog vom Montag zum Nachlesen
Fünf Tage vor dem Angriff der Hamas ist laut einem US-Bericht an Börsen auf sinkende Kurse israelischer Aktien gewettet worden. Die Telekommunikation in Nord-Gaza und in Gaza-Stadt ist laut Anbieter erneut ausgefallen. Die Entwicklungen im Liveblog.