Menschen versammeln sich an einem beschädigten Haus im Damaskuser Vorort Mazzeh
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Krieg in Nahost ++ Tote in Syrien nach israelischen Angriffen ++

Stand: 14.11.2024 14:17 Uhr

Bei einem israelischen Angriff bei Damaskus gab es laut syrischer Nachrichtenagentur mindestens 15 Tote. Israels Militär hat binnen 24 Stunden mehr als 100 Ziele in Gaza und im Libanon bombardiert. Die Entwicklungen im Liveblog.

Israel hat 15 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Norden des Gazastreifens einfahren lassen. Die Ladung sei vorab aus den Vereinigten Arabischen Emiraten auf dem Seeweg eingetroffen, teilte die für palästinensische Angelegenheiten zuständige Behörde Cogat mit. Demnach fuhren die mit Nahrungsmitteln, Wasservorräten, Hygieneartikeln und Medikamenten beladenen Lkw gestern in das Gebiet.

UN-Hilfsorganisationen bestätigten zunächst nicht, ob die Hilfsgüter am Ziel eintrafen. Nach UN-Angaben überquerten Lastwagen mit Hilfsgütern vergangene Woche zwar die Grenze zum Gazastreifen, kamen aber nicht an den Bestimmungsorten an, weil das israelische Militär deren Bewegungsfreiraum einschränkte und hungrige Menschen sich aus Lastwagen bedienten.

Im Oktober startete Israels Militär eine neue Offensive im Norden des Gazastreifens. Der Umfang der Hilfslieferungen in das Gebiet ging in der Folge stark zurück, Hilfsorganisationen warnen vor einer Hungersnot. Mitte Oktober drohte die US-Regierung Israel mit einer möglichen Einschränkung der Militärhilfe, sollte es nicht binnen 30 Tagen mindestens 350 Lkw mit wichtigen Gütern pro Tag über die Grenze zum Gazastreifen lassen. Die Frist lief diese Woche ab.

Hilfsgruppen beklagten, dass Israel weiter unter den US-Forderungen geblieben sei. Dennoch rückte das Weiße Haus von der Drohung ab und schloss eine Einschränkung der Militärhilfe für Israel unter Verweis auf einige Verbesserungen bei der Versorgungslage vorerst aus.

Israel ist nach Angaben des israelischen Energieministers Eli Cohen einer Vereinbarung hinsichtlich der Kämpfe mit der Hisbollah so nah wie noch nie seit Kriegsbeginn. Ein zentraler Knackpunkt für Israel sei aber die Gewährleistung seiner Handlungsfreiheit im Libanon. Das sei wichtig für den Fall, dass die Hisbollah in Grenzgebiete zurückkehre, wo sie eine Bedrohung für israelische Gemeinden darstellen könnte. "Wir werden weniger nachsichtig sein als in der Vergangenheit, wenn es um Versuche geht, Hochburgen in Gebieten nahe Israel zu errichten", sagt Cohen in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters.

Israelische Spezialeinheiten haben bei einer Razzia im Westjordanland nach israelischen Angaben zwei gesuchte Palästinenser getötet. Die Einsatzkräfte wollten in der Nähe der Stadt Tulkarem im Nordwesten des Gebiets mehrere Verdächtige festnehmen, wie das israelische Militär mitteilte. Zwei Männer hätten dabei versucht, zu fliehen, einer davon sei bewaffnet gewesen. Die israelischen Einsatzkräfte eröffneten daraufhin den Angaben nach das Feuer.

Laut Armee wurden die Palästinenser "wegen terroristischer Aktivitäten gesucht". Bei einem der beiden Getöteten soll es sich demnach um den Anführer eines Terrornetzwerks in Tulkarem handeln. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete unter Berufung auf den palästinensischen Roten Halbmond, auch ein Kleinkind sei bei dem Armeeeinsatz durch den Splitter einer Kugel am Kopf verletzt worden. Dem Bericht zufolge ist der Junge der Sohn eines der Getöteten. 

Ein UN-Ausschuss sieht in Israels Methoden der Kriegsführung im Gazastreifen die Merkmale eines "Völkermordes" erfüllt. Das Land setze "Hunger als Kriegsmethode ein und fügt der palästinensischen Bevölkerung eine kollektive Bestrafung zu", hieß es in einem Bericht der UN-Vertreter, die seit Jahrzehnten das israelische Vorgehen im Hinblick auf die Rechte in den besetzten Palästinensergebieten untersuchen.

Trotz wiederholter Appelle der Vereinten Nationen, Resolutionen des UN-Sicherheitsrats und Anordnungen des Internationalen Gerichtshofs (IGH) verursache Israel durch "die Belagerung des Gazastreifens, die Behinderung humanitärer Hilfe, gezielte Angriffe und die Tötung von Zivilisten und Mitarbeitern von Hilfsorganisationen vorsätzlich Tod, Hunger und schwere Verletzungen", so der Ausschuss.

In ihrem Bericht, der sich auf den Zeitraum zwischen dem brutalen Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 und Juli stützt, verwiesen die UN-Vertreter unter anderem auf die Zerstörung wichtiger Systeme für die Versorgung der Menschen mit Wasser und Lebensmitteln. Zudem zeigten sie sich "zutiefst besorgt über die beispiellose Zerstörung der zivilen Infrastruktur und die hohe Zahl der Todesopfer".

Die syrische Nachrichtenagentur Sana hat einen Luftangriff in einem Vorort von Damaskus gemeldet. Zudem habe sich ein zweiter Angriff gegen Wohngebäude in Kudsaja westlich der syrischen Hauptstadt gerichtet, hieß es. Dabei wurden mindestens fünfzehn Menschen getötet und 16 verletzt, so Sana unter Berufung auf eine syrische Militärquelle. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete von 17 Todesopfern, unter denen auch Zivilisten seien.

Das israelische Armeeradio sagte, die Ziele des Angriffs seien ein Hauptquartier der militanten palästinensischen Gruppe Islamischer Dschihad und andere Einrichtungen gewesen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Außenministerin Annalena Baerbock lehnt den Vorstoß von EU-Chefdiplomat Josep Borrell ab, als Reaktion auf die israelische Kriegsführung im Gazastreifen und im Libanon den regelmäßigen politischen Dialog mit Israel auszusetzen. "Wir setzen uns immer dafür ein, Gesprächskanäle offen zu halten. Dies gilt selbstverständlich auch für Israel", hieß es im Auswärtigen Amt in Berlin als Reaktion auf die Borrell-Pläne. 

Zugleich wurde im deutschen Außenministerium betont, der Assoziierungsrat mit dem regelmäßigen politischen Dialog bilde einen geeigneten Rahmen, um mit der israelischen Regierung auch über die Einhaltung der Vorgaben des humanitären Völkerrechts sowie die Versorgung der Menschen im Gazastreifen mit humanitärer Hilfe zu sprechen. "Ein Abbruch des Dialogs hilft hingegen niemandem, weder den notleidenden Menschen in Gaza, noch den Geiseln, die weiter von der Hamas festgehalten werden, noch all jenen in Israel, die auf Gesprächsbereitschaft setzen", hieß es weiter. 

Im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF brachte Baerbock Sanktionen ins Spiel, wenn einzelne israelische Minister das Völkerrecht brechen würden, "indem sie mit Blick auf Gaza oder auch das Westjordanland die Frage der Existenz der Palästinenser infrage stellen". Sie ergänzte: "Dann muss das auch von europäischer Ebene sanktioniert werden."

Vor dem Fußballspiel Frankreich-Israel am Abend in Paris hat sich der Dachverband jüdischer Organisationen in Frankreich besorgt gezeigt. "Wir sind wachsam, weil wir wissen, dass das Spiel in einer angespannten Sicherheitslage stattfindet", sagte Yonathan Arfi vom Dachverband Crif dem Sender RTL. Er rief dennoch dazu auf, das Spiel anzusehen: "Es ist zu einem Symbol des Kampfs gegen den Antisemitismus geworden",  so Arfi.

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, hat den Iran zu Verhandlungsfortschritten aufgefordert, um einen Krieg zu vermeiden. "Es ist zu diesem Zeitpunkt unerlässlich, einige konkrete, greifbare, sichtbare Ergebnisse zu erzielen, die zeigen, dass diese gemeinsame Arbeit die Lage verbessert (...) und in einem allgemeinen Sinne uns von Konflikt und letztlich Krieg wegführt", sagte Grossi bei einem Besuch in Teheran.

Vor dem als heikel geltenden Nations-League-Spiel Frankreich gegen Israel hat der Pariser Polizeichef sich trotz möglicher Spannungen zuversichtlich gezeigt. "Alle Sicherheitsbedingungen sind gewährleistet - im Verkehr, beim Zugang zum Stadion, während des Spiels", sagte Laurent Nuñez im Sender France Info. Er betonte: "Für diejenigen, die Unruhe stiften wollen, wird die Antwort der Sicherheitskräfte unter meiner Autorität extrem entschieden sein."

Nuñez sagte, es gebe keine konkrete Drohung gegen die Partie am Abend (20.45 Uhr) im Pariser Stade de France an sich. "Aber es bleibt in dem uns bekannten internationalen Kontext ein Hochrisikospiel." Man müsse konzentriert bleiben. Frankreich setzt 4.000 Polizisten für das Spiel ein, ungewöhnlicherweise werden einige von ihnen auch im Stadion selbst sein - zusätzlich zum Sicherheitspersonal. Die Polizei soll außerdem im Nahverkehr und an verschiedenen Orten in der Stadt zum Einsatz kommen.

Die Bundesregierung tritt Berichten aus dem Umfeld der schiitischen Hisbollah-Miliz entgegen, die den im Land eingesetzten deutschen Blauhelmen gemeinsame Sache mit Israel vorwerfen. "Der Hisbollah nahe stehende Medien im Libanon verbreiten das Narrativ, Deutschland und die von Deutschland geführte Maritime Task Force der Vereinten Nationen hätten zugunsten Israels in die Kampfhandlungen im Libanon eingegriffen", teilte das Verteidigungsministerium in Berlin mit. Und: "Diese Vorwürfe weist die Bundesregierung entschieden zurück." 

Anfang November hatten israelische Spezialkräfte - den Berichten nach mit Schnellbooten - in der am Strand gelegenen Stadt Batrun einen Mann in ihre Gewalt gebracht. Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, dieser sei in Waffenschmuggel der Hisbollah zwischen dem Libanon und Syrien involviert gewesen. UNIFIL erklärte danach, nicht an irgendeiner Entführung oder an "anderen Verletzungen der libanesischen Souveränität" beteiligt gewesen zu sein. In Hisbollah-nahen Medien kursiert der Vorwurf, Deutschland und Schiffe im UN-Einsatz hätten die Israelis erkannt und geduldet, möglicherweise gar unterstützt.

Deutschland stellt derzeit etwa 100 Soldaten für die UN-Truppe UNIFIL im Libanon. Etwa 40 Deutsche sind im Hauptquartier der Friedensmission in der libanesischen Hafenstadt Nakura. Rund 60 Männer und Frauen sind auf der Korvette "Ludwigshafen am Rhein", mit der Deutschland auch den maritimen Teil der UN-Truppe führt.

Die israelische Armee greift weitere Ziele in den südlichen Vororten der libanesischen Hauptstadt Beirut an. Eine Reporterin der Nachrichtenagentur dpa zählte mindestens vier Luftangriffe und berichtete von schwarzen Rauchwolken nach den Explosionen. Nach einer Evakuierungsaufforderung der israelischen Armee hätten einige Anwohner mit Schüssen vor den bevorstehenden Angriffen gewarnt, daraufhin seien viele aus der Gegend geflohen.

Die staatliche Nachrichtenagentur NNA meldete mindestens sechs Angriffe. Auch im Süden setzte Israels Militär die Angriffe fort.

Im Kampf gegen die islamistische Terrororganisation Hamas und die libanesische Hisbollah-Miliz hat Israels Luftwaffe Militärangaben zufolge binnen 24 Stunden mehr als 100 Ziele im Gazastreifen und im Libanon angegriffen. Darunter seien Waffenlager, Raketenabschussrampen und Kommandozentralen gewesen, teilte die Armee mit.

"Die Truppen fanden eine große Menge Waffen und eliminierten Dutzende Terroristen aus der Luft und vom Boden aus", hieß es in der Mitteilung des Militärs über die Einsätze der israelischen Armee in Beit Lahia und Dschabalija im Norden des Gazastreifens. 

Das israelische Militär geht laut eigenen Angaben auch im Libanon weiter gegen die Hisbollah vor. Demnach kamen zwei Hisbollah-Kommandeure sowie ein Kompaniechef der Miliz bei einem Angriff der Luftwaffe ums Leben.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat Israel vorgeworfen, mit seinen wiederholten Evakuierungsaufforderungen an die Bevölkerung im Gazastreifen "Kriegsverbrechen" zu verüben. "Human Rights Watch hat Beweise dafür gesammelt, dass israelische Entscheidungsträger (...) das Kriegsverbrechen der Zwangsumsiedlung begehen", heißt es in einem Bericht der Organisation.

"Die Handlungen Israels scheinen zudem die Definition einer ethnischen Säuberung zu erfüllen", schreibt HRW in Bezug auf Gebiete des Gazastreifens, in die deren Bewohner nicht zurückkehren können. Die Organisation stütze sich in ihrem Bericht auf Interviews mit vertriebenen Palästinensern, Satellitenbilder und öffentlich zugängliche Berichte, erklärte Nadia Hardman von HRW.

Vor dem Nations-League-Spiel Frankreich gegen Israel hat der französische Innenminister Sicherheit für israelische und jüdische Fans zugesagt. "Sie werden in Sicherheit sein", sagte Bruno Retailleau im Sender BFMTV. "Ich lade Sie ein, zu dem Spiel zu kommen."

Israel trifft in der Nations League heute Abend im Pariser Stade de France auf Frankreich. Angesichts der Angriffe rund um das Fußballspiel von Maccabi Tel Aviv in Amsterdam vergangene Woche gibt es Sorgen um die Sicherheit der Fans.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell bringt im Vorfeld des EU-Außenministertreffens in der kommenden Woche offenbar die Aussetzung des politischen Dialogs mit Israel ins Spiel. Das berichten übereinstimmend die Nachrichtenagenturen dpa und Reuters. Hintergrund sind mögliche Menschenrechtsverletzungen.

In einem Brief an die EU-Außenminister äußert Borrell laut Reuters "ernsthafte Bedenken über mögliche Verletzungen des humanitären Völkerrechts in Gaza". Diese Bedenken seien "von Israel bisher nicht ausreichend ausgeräumt" worden. "Angesichts dessen werde ich vorschlagen, dass die EU die Menschenrechtsklausel anwendet, um den politischen Dialog mit Israel auszusetzen."

Der politische Dialog der EU mit Israel wird über ein sogenanntes Assoziationsabkommen aus dem Jahr 2000 geregelt. Er sieht unter anderem einen regelmäßigen Austausch zur Stärkung der Beziehungen und zur Weiterentwicklung der Partnerschaft vor. Festgehalten ist dort auch, dass die Beziehungen zwischen den Vertragsparteien auf der Achtung der Menschenrechte und der Grundsätze der Demokratie beruhen. Eine Aussetzung würde die Zustimmung aller 27 EU-Staaten erfordern, was als unwahrscheinlich gilt.

Knapp eine Woche nach den Angriffen auf israelische Fußballfans in Amsterdam hat die niederländische Polizei Dutzende pro-palästinensische Demonstranten festgenommen, die sich erneut über ein danach verhängtes Demonstrationsverbot hinweggesetzt hatten.

Mehrere hundert Demonstranten versammelten sich am frühen Abend auf dem Dam-Platz im Zentrum von Amsterdam. Polizeibeamte hätten die Demonstrierenden angewiesen, den Ort zu verlassen, erklärte die Polizei. "Einige sind daraufhin freiwillig gegangen. Die verbliebenen Demonstranten wurden von Polizisten umzingelt", erklärte die Polizei weiter. Sie seien festgenommen worden.

Polizistinnen beobachten ein pro-palästinensische Demonstration in Amsterdam

Polizistinnen beobachten die Demonstration in Amsterdam.

Das US-Militär hat Stellungen proiranischer Milizen im Jemen und in Syrien angegriffen. Nach Angaben des UN-Menschenrechtsbüros sind rund 70 Prozent der Getöteten im Gazastreifen Kinder und Frauen.