Israelische Gerichtsmediziner arbeiten an einem Tatort im Viertel von Jaffa.
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Krieg in Nahost ++ Hamas reklamiert Angriff in Tel Aviv für sich ++

Stand: 02.10.2024 23:27 Uhr

Die Terrororganisation Hamas hat den Schusswaffenangriff von Dienstagabend in Tel Aviv mit sieben Toten für sich reklamiert. US-Präsident Biden spricht sich gegen einen Angriff Israels auf iranische Atomanlagen aus. Die Entwicklungen vom Mittwoch zum Nachlesen.

02.10.2024 • 23:27 Uhr

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Die Vereinten Nationen haben das von Israel gegen UN-Generalsekretär António Guterres verhängte Einreiseverbot als politisches Manöver kritisiert. Bei der Entscheidung des israelischen Außenministers Israel Katz, Guterres zur "unerwünschten Person" zu erklären, handele es sich um "eine weitere Attacke auf das Personal der Vereinten Nationen" durch die israelische Regierung, erklärte UN-Sprecher Stéphane Dujarric.

02.10.2024 • 20:34 Uhr

Libanon: 1,2 Millionen Vertriebene

Die Zahl der Vertriebenen im Libanon infolge der israelischen Angriffe ist nach Regierungsangaben auf rund 1,2 Millionen angestiegen. Rund 160.000 Menschen davon sind nach Aussagen des Leiters des Notfallausschusses der Regierung, Nasser Yassin, in Notunterkünften untergekommen. Die anderen seien zu Freunden, Verwandten, in Hotels oder in eigene Häuser in anderen Gegenden gezogen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur NNA. 

Nach Angaben der Regierung überquerten seit Beginn der intensiven israelischen Angriffe auf Ziele der Schiitenmiliz Hisbollah vergangene Woche fast 300.000 Menschen die Grenze nach Syrien.

Die Vereinten Nationen (UN) bereiten nach eigenen Angaben ein zweite Runde der Polio-Impfungen im Gazastreifen vor. Ab Mitte des Monats sollten dort etwa 640.000 Kinder geimpft werden, sagte ein UN-Sprecher. Zeitgleich würden Vitaminzusätze ausgeteilt.

Die militant-islamistische Hamas hat den Anschlag von Dienstagabend in Tel Aviv mit sieben Toten und 17 Verletzten für sich reklamiert. In einer Erklärung teilte die Miliz mit, die beiden Täter aus der Stadt Hebron im israelisch besetzten Westjordanland seien ihre Mitglieder gewesen. Zugleich drohte die Hamas weitere Terroranschläge an.

Die beiden Männer, die erschossen wurden, hatten ihre Opfer in einer Stadtbahn und an einer Haltestelle in Jaffa, dem arabisch geprägten Stadtteil der Küstenmetropole, umgebracht. Einer von ihnen hatte ein Schnellfeuergewehr, der andere ein Messer. Bei den Opfern handelte es sich den Angaben zufolge um Fahrgäste der Bahn und Passanten.

US-Präsident Joe Biden hat erklärt, dass er er einen Angriff auf Irans Atomanlagen nicht unterstütze. Allerdings würden nach der Raketenattacke gegen Israel weitere Sanktionen gegen den Iran verhängt werden. Über diese habe er sich in einer Telefonkonferenz mit den Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten abgestimmt. Er werde zudem bald mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu sprechen.

Die G7-Staaten erklärten nach dem Gespräch, sie verurteilten den iranischen Angriff auf Israel entschieden. Sie zeigten sich besorgt über die Eskalation und bekräftigten, dass ein Konflikt in der gesamten Region in niemandes Interesse liege. Sie betonten zudem, dass eine diplomatische Lösung noch immer möglich sei und sie sich gemeinsam für einen Abbau der Spannungen in Nahost einsetzen wollten.

Einen Tag nach dem iranischen Raketenangriff auf Israel hat die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) allen europäischen Fluggesellschaften dazu geraten, den iranischen Luftraum zu meiden. Die Warnung erfolge "in Anbetracht des iranischen Angriffs auf Israel am 1. Oktober 2024 und der Ankündigung Israels, Vergeltung zu üben", erklärte die EASA.

Die Empfehlung gelte zunächst bis zu 31. Oktober und könne, je nach Bewertung der Lage, "überprüft, angepasst oder zurückgezogen werden", erklärte die Agentur weiter. Die EASA betonte, sie werde die Situation weiterhin "genau beobachten, um zu beurteilen, ob die Risiken zu- oder abnehmen".

Vor dem Hintergrund der eskalierenden Kämpfe im Nahen Osten hat die Polizei in Schweden und Dänemark Untersuchungen zu möglichen Angriffen auf die israelischen Botschaften in den Hauptstädten eingeleitet. Nach zwei Explosionen in "unmittelbarer Nähe" der israelischen Botschaft in Kopenhagen wurden drei Männer festgenommen, wie die Polizei im Online-Dienst X mitteilte.

In Stockholm wurden laut Polizei am Dienstag offenbar Schüsse auf die israelische Botschaft abgegeben.  Verletzt wurde bei beiden Vorfällen niemand. Zwei der in Dänemark identifizierten Verdächtigen wurden am Kopenhagener Hauptbahnhof festgenommen, wie die Polizei weiter mitteilte. Zuvor sei ein dritter Mann an einem anderen Ort der dänischen Hauptstadt festgenommen worden. 

Bei einem israelischen Luftangriff auf Damaskus sind einem Bericht der syrischen Staatsmedien zufolge drei Zivilisten getötet worden. Drei weitere seien verletzt worden, hieß es. Eine Stellungnahme Israels liegt noch nicht vor.

UN-Generalsekretär António Guterres hat ein Ende der Gewalteskalation im Nahen Osten gefordert. Die Entwicklung führe die Menschen in der Region geradewegs in den Abgrund, sagte Guterres in einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates. Binnen einer Woche habe sich die alarmierende Lage im Libanon von einer schlechten zu einer "viel, viel schlimmeren" entwickelt.

Guterres sagte, es sei absolut notwendig, einen umfassenden Krieg im Libanon zu vermeiden. Er verurteilte den gestrigen iranischen Raketenangriff auf Israel scharf und kritisierte die Angriffe der Hamas aus dem Gazastreifen und der Hisbollah aus dem Libanon auf Israel. Dessen Reaktion auf die Terrorangriffe der Hamas vor knapp einem Jahr wiederum sei die "tödlichste und zerstörerischste Militärkampagne in meiner Amtszeit als Generalsekretär". Es sei höchste Zeit für einen sofortigen Waffenstillstand in Gaza.

Zuvor hatte Israel Guterres Voreingenommenheit vorgeworfen und ihm die Einreise verweigert.

ARD-Korrespondent Oliver Feldforth aus Tel Aviv zu den Vergeltungsdrohungen des israelischen Premiers Netanyahu gegen den Iran.

"Sehr ernst zu nehmen", Oliver Feldforth, ARD Tel Aviv, zu Vergeltungsdrohungen Netanyahus gegen den Iran

tagesschau, 02.10.2024 16:00 Uhr

Die Bundeswehr hat vor dem Hintergrund anhaltender Angriffe Israels auf die libanesische Hisbollah-Miliz weitere 130 deutsche Staatsangehörige über den Flughafen der Hauptstadt Beirut nach Deutschland ausfliegen lassen. Die besonders gefährdeten Deutschen seien im Rahmen einer sogenannten diplomatischen Abholung von einem Airbus A330 der multinationalen Lufttransporteinheit MMU (Multinational Multi-Role Tanker Transport Unit) abgeholt worden, teilten das Auswärtige Amt und Verteidigungsministerium mit.

Zunächst hieß es nach Informationen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, dass rund 200 Deutsche ausgeflogen werden sollten. Von den zur Verfügung gestellten insgesamt 215 Plätzen des Flugzeuges wurden jedoch nur 130 in Anspruch genommen. Das Flugzeug sollte laut Ankündigung des Flughafens Beirut am Abend in Frankfurt am Main landen. 

Das israelische Militär hat weitere Gefechtstote unter seinen Soldaten seit Beginn der Bodenoffensive im Libanon in dieser Woche bekanntgegeben. Bei den Kämpfen seien bisher acht Militärangehörige getötet worden, teilte das Militär mit.

Zunächst war der Tod eines 22-jährigen Angehörigen einer Kommandobrigade gemeldet worden. Über die Identität der sieben übrigen Gefallenen liegen noch keine Informationen vor.

Die Bodentruppen sollen in begrenzten Operationen Bewaffnete der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz bekämpfen. Das Militär teilte ohne Ortsangaben mit, Soldaten hätten mit Unterstützung aus der Luft in "Gefechten aus nächster Nähe" Kämpfer getötet.

Nach dem iranischen Raketenangriff auf Israel haben die Vereinigten Staaten zusätzliche Sanktionen gegen Teheran gefordert. "Mir fällt kein drastischeres Beispiel staatlicher Unterstützung des Terrorismus ein, als der Abschuss ballistischer Raketen, um den Tod eines Terroristenführers zu rächen", sagte die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield bei einer Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen.

"Das ist nicht vertretbar und inakzeptabel", so Thomas-Greenfield weiter. Der Sicherheitsrat habe die kollektive Verantwortung, zusätzliche Sanktionen gegen die Iranischen Revolutionsgarden wegen Terrorunterstützung und Missachtung von Resolutionen zu verhängen.

Bei einem weiteren Angriff der israelischen Armee sind im Zentrum des Gazastreifens nach palästinensischen Angaben drei Menschen getötet und mindestens 15 verletzt worden. Palästinensische Angaben machen in der Regel keinen Unterschied zwischen zivilen und militärischen Opfern.

Die israelische Armee teilte mit, sie habe eine Kommandozentrale der Hamas in dem ehemaligen Gebäude einer Mädchenschule in dem Ort Nuseirat angegriffen. Zuvor seien Vorsichtsmaßnahmen ergriffen worden, um Zivilisten möglichst zu schonen.

Zuvor waren bereits mehrere Tote nach Angriffen in Chan Yunis im Gazastreifen gemeldet worden.  

Bei dem gestrigen iranischen Raketenangriff auf Israel sind nach israelischen Angaben auch mehrere Luftwaffenstützpunkte getroffen worden. "Es wurde keine Infrastruktur (...) beschädigt", teilte das israelische Militär mit. Es habe auch keine Verletzten oder Schäden an Flugzeugen gegeben.

Der Iran hatte Israel gestern mit rund 200 Raketen angegriffen - zum zweiten Mal nach einem Angriff mit Hunderten Drohnen und Raketen im April. Nach Angaben der israelischen Armee wurde ein großer Teil der Raketen abgefangen.

Der Grünen-Politiker Cem Özdemir kritisiert pro-palästinensische Demonstranten, die in Berlin den iranischen Angriff auf Israel gefeiert haben. Er verurteile das in aller Schärfe, sagt der Bundeslandwirtschaftsminister dem Sender Welt TV. Die Solidarität Deutschlands gelte Israel. Der Iran habe gezeigt, dass er eine sehr wackelige Diktatur sei. "Diejenigen, die da demonstrieren, würden es keinen Tag im Iran aushalten. Sie wären die Ersten, die dem Iran den Rücken kehren würden", sagte Özdemir. Die Menschen im Iran wünschten sich Demokratie, westliche Werte und Menschenrechte. "Sie verachten das, wofür diese Leute in (Berlin-)Neukölln demonstriert haben."

Die Bundesregierung holt nach Informationen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel weitere Deutsche mit einer Militärmaschine aus dem Libanon. Am Nachmittag landete ein Airbus A330 der niederländischen Luftwaffe auf dem Flughafen Beirut. Mit dem Jet sollen um die 200 Deutsche - die meisten stammen aus dem Südlibanon - von Beirut nach Frankfurt ausfliegen.

Unter den 200 Personen befinden sich vor allem Deutsche, die medizinische Hilfe benötigen, oder Familien, die wegen der Kampfhandlungen im Südlibanon obdachlos geworden sind. Der Krisenstab der Bundesregierung hatte die Bundeswehr um Hilfe bei der Abholung von Deutschen aus dem Libanon gebeten, da es auf den zivilen Verbindungen vom Beiruter Flughafen kaum noch Tickets gibt.

Die Gegend um die nordisraelische Stadt Safed ist nach Angaben der israelischen Armee von rund 40 Raketen aus dem Libanon angegriffen worden. Über Opfer oder Schäden wurde zunächst nichts mitgeteilt. Auch in zahlreichen anderen israelischen Ortschaften in der Nähe der faktischen Grenze zum Libanon gab es immer wieder Luftalarm.

Die Hisbollah berichtete, sie habe Raketen auf Orte nördlich der israelischen Küstenstadt Haifa abgefeuert. Erklärtes Ziel der israelischen Regierung ist es, die Schiitenmiliz Hisbollah von der Grenze zu vertreiben, damit rund 60.000 evakuierte Israelis in ihre Häuser zurückkehren können.

FDP-Bundestagsfraktionschef Christian Dürr fordert als Reaktion auf die Angriffe des Irans und der libanesischen Hisbollah-Miliz eine noch entschlossenere deutsche Unterstützung Israels. Wichtiger als eine Diskussion über mögliche Bundeswehreinsätze sei "die Lieferung dringend benötigter Ersatzteile an die israelische Armee, die seit Langem darum gebeten hat", sagte Dürr der Nachrichtenagentur dpa. "Zudem müssen wir endlich härter gegen das Mullah-Regime im Iran vorgehen, das der Drahtzieher für den Terror im Nahen Osten ist", ergänzte er.

Angesichts der Eskalation der Lage im Libanon stellt sich die Bundesregierung darauf ein, weitere Deutsche aus dem Land herauszuholen. "In der Tat sind wir besorgt", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts mit Blick auf die Sicherheit deutscher Staatsbürger im Libanon. Am Vormittag habe der Krisenstab des Ministeriums getagt, um sich "nach den dramatischen Entwicklungen der letzten Stunden ein Lagebild zu verschaffen".

Der Sprecher fügte vor Medienvertretern hinzu: "Bestimmte Dinge können wir hier nicht sagen - auch zum Schutz der operativen Sicherheit der Beteiligten." Der Außenamtssprecher verwies darauf, dass bereits seit Monaten eine Ausreiseaufforderung für Deutsche im Libanon gelte. Die Ausreisen seien nun "noch mal deutlich schwieriger geworden, wovor wir ja die letzten Monate gewarnt haben".

Erstmals seit dem Beginn der israelischen Bodenoffensive im Libanon ist es zu Kämpfen am Boden und Verlusten für die israelischen Streitkräfte gekommen. Ein 22-jähriger Soldat im Range eines Hauptmanns sei im Südlibanon im Kampf gefallen, teilte das israelische Militär mit. Über mögliche Verletzte machte es zunächst keine Angaben.

Zuvor hatte die proiranische Hisbollah-Miliz direkte Kämpfe mit israelischen Bodentruppen beim libanesischen Ort Udaissa gemeldet.  Ihrer Darstellung zufolge haben die Israelis versucht, in den Ort unmittelbar an der Grenze zu Israel einzudringen.

Die Eskalation der Kriegshandlungen im Nahen Osten führt zu Problemen in der Luftfahrt. Internationale Airlines haben heute Flüge abgesagt oder umgeleitet. Auf Regionalflughäfen, darunter im Libanon, Israel und Kuwait, kam es laut Daten von FlightRadar24 zu großen Verspätungen. "Alle Flugzeuge - hauptsächlich Flüge nach Indien -– meiden bis auf Weiteres den iranischen Luftraum", sagte ein Sprecher der polnischen Fluggesellschaft LOT.

Im Zuge des eskalierenden Konflikts sagten weltweit Fluggesellschaften ihre Flüge nach Israel und in den Libanon ab. Viele von ihnen gaben an, dass sie die Flüge je nach Sicherheitslage frühestens Mitte Oktober wieder aufnehmen werden. British Airways und Air France-KLM teilten mit, den Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv mindestens bis Anfang nächster Woche nicht anzufliegen, einschließlich des 7. Oktober, dem ersten Jahrestag des Angriffs der Hamas auf Israel.

Die Sicherheitslage in Deutschland kann sich nach Ansicht von Bundesinnenministerin Nancy Faeser durch die iranischen Raketenangriffe auf Israel verschärfen. "Die Bedrohungslage durch islamistische, antisemitische und israelfeindliche Gewalt ist hoch", sagt Faeser der Funke Mediengruppe laut Vorabmeldung. Vor allem habe ihr Ressort die Emotionalisierung und Radikalisierung von Personen in der islamistischen Szene im Auge. "Wir beobachten mögliche Auswirkungen auf die Sicherheitslage in Deutschland sehr genau."

Deutschland hat als Konsequenz aus Irans Angriff auf Israel den iranischen Botschafter ins Auswärtige Amt einbestellt. Da der Botschafter nicht in der Stadt gewesen sei, habe man dem Geschäftsträger der Botschaft deutlich gemacht, dass die Bundesregierung den Angriff auf das "Allerschärfste" verurteile und der Angriff durch nichts zu rechtfertigen sei, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes (AA) in Berlin.

Zugleich habe man den Iran aufgerufen, weitere Angriffe auch über seine Verbündeten zu unterlassen. Die Einbestellung eines Botschafters gilt als scharfes diplomatisches Mittel. Zu Frage nach weiteren Sanktionen gegen den Iran sagte der Sprecher, man schaue sich nun "einen ganzen Instrumentenkasten an Maßnahmen" gemeinsam mit den europäischen und internationalen Partnern an.

Die iranische Botschaft in Berlin

Deutschland hat den iranischen Botschafter ins Auswärtige Amt einbestellt.

Nahost-Experte Jan Busse von der Universität der Bundeswehr München zu den iranischen Angriffen auf Israel und die Lage im Nahen Osten.

Jan Busse, Universität der Bundeswehr München, über eine mögliche Eskalation im Nahen Osten

tagesschau24, 02.10.2024 11:00 Uhr

Nach Angaben der libanesischen Armee sind israelische Soldaten in den Libanon eingedrungen. Die israelischen Bodentruppen hätten die als Blaue Linie bekannte Demarkationslinie verletzt und seien unter anderem nahe dem Dorf Jarun etwa 400 Meter weit auf libanesischem Gebiet vorgerückt, teilten die Streitkräfte mit. Danach hätten sich die israelischen Truppen wieder zurückgezogen.

Das israelische Militär sprach in einer Mitteilung gleichfalls erstmals von Nahkampf-Einsätzen im südlichen Libanon. Die Vereinten Nationen hatten den Verlauf der sogenannten Blauen Linie im Jahr 2000 festgelegt, um seinerzeit den Abzug der israelischen Truppen aus dem Libanon zu überwachen. Es handelt sich um eine vorläufige Grenze, weil Israel und der Libanon ihre gemeinsame Grenze bisher nicht abschließend verhandelt haben. Laut einer UN-Resolution von 2006 müssen Israels Truppen sich hinter diese Linie zurückziehen.

Nach zwei Explosionen in der Nähe der israelischen Botschaft in Kopenhagen hat die dänische Polizei nach eigenen Angaben drei Personen festgenommen. Weitere Details liegen zunächst nicht vor. Durch die Detonationen am nördlichen Stadtrand der dänischen Hauptstadt sei niemand verletzt worden, hatte die örtliche Polizei zuvor mitgeteilt. In Schweden geht die dortige Polizei mutmaßlichen Schüssen auf die israelische Botschaft in Stockholm nach.

Das Auswärtige Amt hat deutsche Staatsangehörige dazu aufgerufen, den Iran zu verlassen. Die Lage in der gesamten Region bleibe "volatil und sehr angespannt" teilte das Ministerium auf seiner Website mit. Mit einer "Gegenantwort der israelischen Streitkräfte" nach den gestrigen iranischen Angriffe sei zu rechnen. "Auch Angriffe auf iranisches Territorium sind dabei nicht auszuschließen."

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat sich bestürzt gezeigt über Jubelszenen in Deutschland nach dem Raketenangriff des Irans auf Israel. Das mache sie betroffen und wütend, sagte die SPD-Politikerin. Bei einer propalästinensischen Demonstration in Berlin-Wedding war gestern Abend Jubel ausgebrochen. Faeser sagte, auch in Bonn habe es am Abend Spontankundgebungen gegeben. Die Situation im Nahen Osten bezeichnete Faeser als brandgefährlich, die Raketenangriffe des Irans seien durch nichts zu rechtfertigen

Nach dem iranischen Raketenangriff auf Israel beraten die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten über die Lage im Nahen Osten. Sie habe für den Nachmittag eine Videokonferenz auf Ebene der Staats- und Regierungschefs einberufen, erklärte Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni nach Regierungsangaben. Italien hat derzeit den Vorsitz in der Gruppe der sieben wichtigen Industriestaaten (G7) inne. Der Gruppe der Sieben (G7) gehören Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten an.

Israel verbietet UN-Generalsekretär António Guterres die Einreise. Außenminister Israel Katz warf Guterres Voreingenommenheit gegenüber Israel vor und erklärte ihn zur "Persona non grata", also zur unerwünschten Person. "Wer den abscheulichen Angriff des Irans auf Israel nicht unmissverständlich verurteilt, wie es fast alle Länder der Welt getan haben, hat es nicht verdient, israelischen Boden zu betreten»" schrieb Katz auf der Plattform X.

Auch in dem südlibanesischen Grenzort Marun Al-Ras liefern sich Mitglieder der Hisbollah nach Angaben der Miliz Gefechte mit israelischen Streitkräften. Zuvor hatte die Hisbollah Kämpfe mit israelischen Soldaten auf beiden Seiten der Grenze gemeldet.

Bei einem Vorfall an der israelischen Botschaft in Stockholm sind nach Polizeiangaben Schüsse abgegeben worden. Am Vorabend waren zunächst Notrufe wegen eines lauten Knalls in der Straße im Stockholmer Stadtteil Östermalm eingegangen, in der sich die Botschaft befindet. Bereits in der Nacht schrieb die Polizei, dass Funde darauf hindeuteten, dass die Botschaft von Schüssen getroffen worden sei. Verletzte habe man keine gefunden, festgenommen worden sei noch niemand.

Etwa zum selben Zeitpunkt der Notrufe war bekannt geworden, dass der Iran einen umfassenden Raketenangriff auf Israel gestartet hat. Die schwedische Polizei hatte die Sicherheitsmaßnahmen rund um jüdische und israelische Objekte im Land nach vorherigen Zwischenfällen an der Botschaft erhöht.

Zuvor waren zwei Explosionen nahe der israelischen Botschaft in Kopenhagen gemeldet worden.

Wegen der angespannten humanitären Lage im Libanon hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) nach eigenen Angaben eine erste Hilfsgüterlieferung in das Land auf den Weg gebracht. Das DRK unterstütze das Libanesische Rote Kreuz mit der Lieferung von fast sieben Tonnen medizinischer Ausrüstung, teilte die Organisation mit. An Bord seien unter anderem Infusionsgeräte und Verbandsmaterial. Transportiert worden seien die Materialien von Köln in die libanesische Hauptstadt Beirut von der Bundeswehr.

Nach dem Angriff mit Schusswaffen und Messern in der israelischen Stadt Tel Aviv ist die Zahl der Todesopfer auf sieben gestiegen. Ein bei dem gestrigen Angriff verletzter Mann erlag am Morgen seinen Verletzungen, wie das behandelnde Krankenhaus mitteilte. 

02.10.2024 • 11:52 Uhr

"Die Message an Teheran ist klar"

Arye Sharuz Shalicar, Sprecher der israelischen Armee, über die Ziele Israels nach dem iranischen Angriff und das Recht auf Selbstverteidigung: "Es gibt keinen Plan B - außer zu überleben."

Arye Sharuz Shalicar, Sprecher Armee Israels, über einen möglichen Gegenschlag auf den Iran

tagesschau24, 02.10.2024 11:00 Uhr

Nach dem iranischen Angriff auf Israel mit fast 200 Raketen hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seinem israelischen Amtskollegen die Solidarität Deutschlands zugesichert. Steinmeier habe mit Präsident Izchak Herzog telefoniert, schrieb seine Sprecherin Cerstin Gammelin auf X. "Der Bundespräsident verurteilte die iranischen Raketenangriffe auf Israel und sprach dem Präsidenten sein Mitgefühl für die Opfer des Terrorangriffs in Jaffa aus", schrieb sie.

Die israelische Luftwaffe greift weiterhin Ziele im Libanon an, darunter erneut südlich der Hauptstadt Beirut. Im Ort Chuaifat, etwa 15 Autominuten vom Flughafen entfernt, gab es Anwohnern zufolge einen lauten Knall und Rauchwolken über dem Gebiet, wie die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete. 

Auch in mehreren Orten im Süden, im Zentrum sowie im Nordosten des Landes setzte Israels Militär seine Angriffe demnach fort, darunter nahe der Küstenstadt Tyros und mit schweren Angriffen im Ort Nabatijeh. Allein dort habe es innerhalb von 24 Stunden 22 Tote und 47 Verletzte gegeben. Im Verlauf eines Tages zählte das libanesische Gesundheitsministerium insgesamt 55 Tote und mehr als 150 Verletzte.

Die Hisbollah hat eigenen Angaben zufolge Gebiete nördlich der israelischen Hafenstadt Haifa beschossen. Die Gruppe habe die Gegend mit einer großen Raketensalve ins Visier genommen, teilt die militante Organisation mit.

Auf der Flucht aus dem Libanon nehmen Bürger des Landes und Angehörige anderer Staaten nach Medienberichten auch den Seeweg auf die Mittelmeerinsel Zypern. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Zyperns CNA und der zyprische Rundfunk RIK berichteten, kamen in den vergangenen Tagen in den Jachthäfen von Agia Napa und Larnaka täglich Luxusboote aus dem Libanon an.

An Bord seien auch Diplomaten und andere Beschäftigte ausländischer Botschaften im Libanon. Sie wollten der Situation in dem Land nach Verschärfung des Konflikts zwischen der Hisbollah-Miliz und Israel entkommen. Viele Flüge aus der libanesischen Hauptstadt Beirut wurden gestrichen oder sind ausgebucht. Eine Überfahrt von Beirut in das rund 180 Kilometer entfernte Agia Napa soll den Medienberichten zufolge 1.000 bis 1.500 Euro pro Person kosten. Dort seien bislang rund 30 Boote angekommen.

Zypern mit Nikosia und Libanon

Libanesen und Angehörige anderer Staaten fliehen auf dem Seeweg vom Libanon nach Zypern.

Spanien will rund 350 seiner Staatsbürger aus dem Libanon ausfliegen. "Die spanischen Flugzeuge sind bereit, das Personal ist bereit, wie immer mit der Professionalität der spanischen Armee", sagt Verteidigungsministerin Margarita Robles in einem Interview mit dem Fernsehsender Antena 3. Die Bürger hätten darum gebeten, in ihr Heimatland zurückzukehren. Zuvor hatte Außenminister Jose Manuel Albares gesagt, dass sich etwa 1.000 Spanier im Libanon befänden.

Im Libanon sind nach Einschätzung der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen mehr als eine Million Menschen auf der Flucht. "Die Bedarfe sind jetzt schon enorm", sagt Lara Dovifat, Leiterin der Politischen Abteilung von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, in einem Interview mit dem WDR.

Das libanesische Gesundheitssystem sei auch schon vorher an seine Grenzen gestoßen. "Es ist einfach eine schwache Gesundheitsinfrastruktur vorhanden", erläutert Dovifat. Wegen der prekären Lage werde die Hilfsorganisation ihre Arbeit vor Ort wahrscheinlich weiter ausbauen. Besonders stark nachgefragt seien grundlegende Artikel wie Matratzen, Decken, Trinkwasser und Hygienekits.

Die israelische Armee hat ihre Evakuierungsaufforderung für Gebiete im Süden des Libanon ausgeweitet. Der Sprecher der israelischen Armee für die arabischsprachige Bevölkerung, Avichai Adraee, veröffentlichte am Vormittag auf seinem Konto im Onlinedienst Telegram einen Aufruf an Zivilisten, "für Ihre Sicherheit" mehr als 20 Ortschaften zu verlassen. Das betraf auch palästinensische Flüchtlingssiedlungen insbesondere nahe der Stadt Tyros.

"Verlassen Sie Ihre Häuser sofort", schrieb Armeesprecher Adraee. "Seien Sie vorsichtig, Sie dürfen nicht nach Süden gehen. Jede Bewegung nach Süden kann Sie in Gefahr bringen." Die israelische Armee hatte bereits gestern zu Evakuierungen aufgerufen.

Die Zahl der Toten nach israelischen Angriffen im Gazastreifen ist nach Angaben von palästinensischen Sanitätern auf mindestens 60 gestiegen. Unter den beschossenen Objekten sei auch eine Schule, die vertriebenen Familien Schutz bieten sollte, sagt das medizinische Personal vor Ort der Nachrichtenagentur Reuters. Dort seien mindestens 17 Menschen getötet worden.

Wie der örtliche Radiosender "Stimme Palästinas" und von der Terrorgruppe Hamas kontrollierte Medien berichteten, haben israelische Panzer mehrere Gebiete im Osten und Zentrum von Chan Yunis im Süden der Enklave angegriffen und sich anschließend teilweise zurückgezogen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

In der Nähe der israelischen Botschaft in Kopenhagen ist es in der Nacht zu zwei Explosionen gekommen. Die Polizei nahm Ermittlungen auch zur Frage auf, ob es eine mögliche Verbindung zur Botschaft gibt. Das Gebäude liegt wie mehrere andere Landesvertretungen in Hellerup im Norden des Großraums Kopenhagen. Verletzt wurde nach Polizeiangaben niemand. Weitere Details etwa zur Art der Detonationen und möglichen Schäden blieben am Morgen unklar. "Wir sind schockiert über die Explosionen in der Nähe der Botschaft", teilte die israelische Botschaft auf Facebook mit. Man habe volles Vertrauen in die dänische Polizei.

Die Hisbollah hat sich nach eigenen Angaben Kämpfe mit israelischen Soldaten auf beiden Seiten der Grenze geliefert. Zum einen seien Kämpfer der pro-iranischen Miliz einer "feindlichen israelischen Infanterieeinheit" gegenübergestanden, die versucht habe, in das libanesische Dorf Adajseh einzudringen, erklärte die Hisbollah. Es habe Zusammenstöße gegeben, die Hisbollah-Kämpfer hätten die israelische Einheit zum Rückzug zwingen können, hieß es weiter. Zudem hätten Hisbollah-Kämpfer eine "große Infanterieeinheit" im israelischen Misgav Am "mit Raketen und Artillerie" angegriffen.

An drei weiteren Standorten seien weitere Truppenansammlungen beschossen worden, unter anderem mit Raketen vom Typ Burkan, die eine enorme Sprengkraft haben können. Die israelische Armee hatte zuvor am frühen Mittwochmorgen erklärt, erneut Hisbollah-Ziele angegriffen zu haben.

Die Huthi-Rebellen im Jemen haben eigenen Angaben zufolge militärische Stellungen in Israel angegriffen. Die Gruppe habe Ziele tief im Landesinneren mit drei Marschflugkörpern vom Typ "Quds 5" ins Visier genommen, sagte ein Huthi-Militärsprecher. Von israelischer Seite gab es zunächst keine Reaktion auf die Mitteilung der Huthi.

Die Huthi-Miliz ist Teil der sogenannten Achse des Widerstandes, die vom Iran geführt wird und zu der neben der Hamas auch die Hisbollah-Miliz im Libanon sowie militante Gruppen im Irak und in Syrien gehören. Die Huthi haben wiederholt Ziele in Israel mit Drohnen und Raketen beschossen und attackieren häufig Schiffe im Roten Meer, die sie in Verbindung mit Israel bringen. Israel hat mehrmals Ziele der Miliz im Jemen angegriffen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat die iranischen Raketenangriffe auf Israel "aufs Schärfste" verurteilt. "Damit droht eine weitere Eskalation der ohnehin angespannten Lage im Nahen Osten", teilte er mit. "Iran riskiert damit, die ganze Region in Brand zu setzen - das gilt es unter allen Umständen zu verhindern." Die Hisbollah und der Iran müssten ihre Attacken auf Israel unverzüglich einstellen. Man werde sich gemeinsam mit den Partnern dafür einsetzen, eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah zu vermitteln.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben zusätzliche Streitkräfte zu ihrer "lokal begrenzten" Bodenoffensive im Libanon hinzugezogen. Mehrere Brigaden der 36. Division hätten sich der Operation angeschlossen, teilte das Militär mit. Der Einsatz, der gestern begann, gelte "terroristischen Zielen und Infrastrukturen der Hisbollah".

Bei israelischen Luftangriffen im Süden des Gazastreifens wurden nach palästinensischen Angaben mindestens 32 Menschen getötet. Unter den Toten seien auch Frauen und Kinder, sagten Angestellte des European Hospital in Chan Yunis der Nachrichtenagentur AP. Es gebe Dutzende Verletzte. Die israelische Armee äußerte sich zunächst nicht dazu.

02.10.2024 • 08:21 Uhr

Iranischer Luftraum bleibt gesperrt

In Erwartung eines israelischen Gegenangriffs hat der Iran die Sperrung seines Luftraums verlängert. Zunächst bis morgen um 5.00 Uhr Ortszeit seien zur Gewährleistung der Flugsicherheit alle Verbindungen gestrichen worden, berichtete die Nachrichtenagentur Isna unter Berufung auf einen Sprecher der Luftfahrtbehörde. Nach dem iranischen Raketenangriff auf Israel gestern Abend hat das israelische Militär weitere Angriffe im Nahen Osten angekündigt.

US-Außenminister Antony Blinken hat den iranischen Raketenangriff auf Israel als "völlig inakzeptabel" bezeichnet. Zum zweiten Mal innerhalb von fünf Monaten habe der Iran einen direkten Angriff auf Israel unternommen. "Die ganze Welt sollte dies verurteilen." Israel habe den Angriff mit aktiver Unterstützung der USA und anderer Verbündeter erfolgreich abgewehrt. "Wir haben einmal mehr unseren Einsatz für die Verteidigung Israels unter Beweis gestellt", sagte Blinken. Die US-Regierung werde weiterhin in engem Kontakt mit Israel und anderen Partnern in der Region bleiben.

Irans Außenminister Abbas Araghchi hat unmittelbar nach dem Raketenangriff seines Landes auf Israel mit europäischen Kollegen telefoniert. Gespräche führte er unter anderem mit Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und Kollegen in Großbritannien, Frankreich sowie weiteren Ländern, wie die iranische Nachrichtenagentur Irna berichtete. Die Raketenoperation sei nun abgeschlossen, sagte Araghchi. Sollte Israel Vergeltungsmaßnahmen ergreifen, werde die Antwort des Iran "noch härter ausfallen". Teheran strebe keine Eskalation an, fürchte aber auch keinen Krieg, so Araghchi.

Zyperns Regierung steht nach eigenen Angaben bereit, um Evakuierungsaktionen aus dem Nahen Osten zu unterstützen. Ein Mechanismus, der es erlaube, Angehörige anderer Nationen über die Mittelmeerinsel in Sicherheit zu bringen, sei vollständig aktiviert worden, teilte ein Regierungssprecher mit. "Wir verfolgen die Situation aufmerksam und sind voll und ganz darauf vorbereitet, Evakuierungsmaßnahmen zu unterstützen, je nachdem, wie sich die Lage entwickelt."

Von allen EU-Mitgliedsländern liegt Zypern am nächsten zum Libanon. Während des einmonatigen Kriegs zwischen Israel und der Hisbollah im Sommer 2006 wurden fast 60.000 Menschen aus dem Libanon über Zypern in Sicherheit gebracht.

Die Hisbollah hat sich nach eigenen Angaben israelischen Soldaten entgegengestellt, die in den Ort Adaisseh im Südlibanon eindringen wollten, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Die Israelis seien zum Rückzug gezwungen worden.

Die israelische Armee führt seit gestern Morgen einen "lokal begrenzten" Einsatz im Süden des Libanon durch. Das Militär spricht dabei von "gezielten" Razzien gegen Hisbollah-Ziele in Dörfern nahe der israelischen Grenze. Heute morgen teilte die Armee mit, erneut Stellungen der Terrormiliz Hisbollah in der libanesischen Hauptstadt Beirut angegriffen zu haben.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen sind heute Nacht mindestens neun Menschen getötet und 20 weitere verletzt worden, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtet. Ein Schulgebäude in Gaza-Stadt und ein Waisenhaus, in dem Vertriebene untergebracht sind, seien bei dem Angriff getroffen worden. Das israelische Militär teilte mit, die Schule sei von der Hamas-Terrormiliz als Basis genutzt worden. Die Armee habe vor dem Angriff Schritte eingeleitet, um zivile Opfer zu vermeiden.

02.10.2024 • 05:04 Uhr

Austin telefoniert mit Gallant

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat nach dem iranischen Angriff mit seinem israelischen Amtskollegen telefoniert. "Der Minister und ich brachten unsere gegenseitige Wertschätzung für die koordinierte Verteidigung Israels gegen fast 200 vom Iran abgefeuerte ballistische Raketen zum Ausdruck und verpflichteten uns, in engem Kontakt zu bleiben", teilte Austin nach dem Gespräch mit Yoav Gallant bei X mit. Austin sprach von einem "ungeheuerlichen Akt der Aggression" des Iran gegen Israel.

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat die Angriffe des Iran auf Israel aufs Schärfste verurteilt. Als Zeichen seines Engagements für die Sicherheit Israels habe Frankreich seine militärischen Ressourcen im Nahen Osten mobilisiert, teilte der Präsidentenpalast mit. Macron bekräftige die Forderung Frankreichs, dass die Hisbollah ihre terroristischen Aktionen gegen Israel und seine Bevölkerung einstelle, hieß es in der Erklärung weiter. Macron wünsche außerdem, dass die Souveränität und territoriale Integrität des Libanon unter strikter Einhaltung der Resolutionen des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen wiederhergestellt werde.

02.10.2024 • 01:47 Uhr

Britisches Militär involviert

Das britische Militär hat sich nach Angaben von Verteidigungsminister John Healey an Versuchen beteiligt, eine weitere Eskalation im Nahen Osten zu verhindern. Das teilte Healey auf X mit. "Ich verurteile den Angriff des Irans auf Israel aufs Schärfste", schrieb Healey und dankte den Beteiligten des britischen Militärs für ihren Mut und ihre Professionalität. "Das Vereinigte Königreich steht voll und ganz hinter Israels Recht, sein Land und seine Bevölkerung gegen Bedrohungen zu verteidigen", betonte der Verteidigungsminister weiter. Einzelheiten zu der genauen Art der britischen Beteiligung nannte er nicht. 

02.10.2024 • 01:29 Uhr

Israel kündigt weitere Angriffe an

Nach dem iranischen Raketenangriff hat Israel seinerseits weitere Angriffe im Nahen Osten angekündigt. "Die Luftwaffe ist nach wie vor voll einsatzfähig und wird heute Abend im Nahen Osten weiterhin mit voller Kraft zuschlagen, so wie sie es im vergangenen Jahr getan hat", sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Die iranischen Raketenangriffe hätten keine Auswirkungen auf die Einsatzfähigkeit der Luftwaffe. Die israelischen und US-Verteidigungssysteme hätten effektiv funktioniert, sagte er weiter. Es habe eine enge Zusammenarbeit beim Aufspüren und Abfangen geben.

Hagari betonte, der Iran habe "eine schwerwiegende Tat" begangen, die den Nahen Osten in Richtung Eskalation treibe. "Wir werden zu dem Zeitpunkt und an dem Ort handeln, den wir bestimmen, und zwar in Übereinstimmung mit den Anweisungen der politischen Ebene. Diese Ereignisse werden Konsequenzen nach sich ziehen."

Im iranischen Staatsfernsehen sind die Raketenangriffe der Islamischen Republik auf Israel gefeiert worden. Nach Verkündung der Angriffe auf Israel durch die iranischen Revolutionsgarden lobte ein Moderator im Staatsfernsehen "das mutige iranische Volk" für die Attacken. Zu Bildern von in den Himmel abgeschossenen Raketen spielte der Sender fröhliche Musik. Außerdem zeigte er Aufnahmen von feiernden Menschen in mehreren iranischen Städten, die Fahnen der libanesischen Hisbollah-Miliz und deren am Freitag von Israel getöteten Chef Hassan Nasrallah hochhielten.

Der Iran hatte Israel am Dienstagabend direkt mit Raketen angegriffen - zum zweiten Mal nach dem Abschuss von Hunderten Drohnen und Raketen auf Israel im April. Nach Angaben der israelischen Armee wurde erneut "eine große Anzahl" iranischer Raketen abgefangen. Die israelische Armee gab am späteren Abend vorerst Entwarnung, die Gefahr aus dem Iran sei "im Moment" gebannt.

Irans Staatsmedien zeigen Bilder von feiernden Menschen in Teheran nach den iranischen Angriffen auf Israel

Feiernde Menschen in Teheran nach den iranischen Angriffen auf Israel.

02.10.2024 • 00:55 Uhr

Israelischer Angriff in Beirut

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben Stellungen der Terrormiliz Hisbollah in der libanesischen Hauptstadt Beirut angegriffen. Das teilte das Militär auf Telegram mit. Weitere Details wurden bislang nicht genannt. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf Augenzeugen von Einschlägen, die in den südlichen Außenbezirken Beiruts zu hören seien.

Kurz zuvor hatte die israelische Armee die betroffene Bevölkerung aufgerufen, "sofort" zu ihrer eigenen Sicherheit zwei Gebäude in einem südlichen Vorort von Beirut zu verlassen und die gesamte Umgebung im Umkreis von 500 Metern zu meiden. Die südlichen Vororte von Beirut sind eine Hochburg der pro-iranischen Hisbollah-Miliz.

Die iranischen Raketenangriffe auf Israel haben an der New Yorker Börse zu Kursverlusten und steigenden Ölpreisen geführt. In New York gaben der Dow Jones und der Technologie-Index Nasdaq um rund anderthalb Prozent nach. Der Preis für die Rohölsorte Brent North Sea stieg um 2,6 Prozent auf 73,56 Dollar (65,90 Euro) pro Barrel. Der Preis für Gold, das als besonders sichere Geldanlage gilt, verteuerte sich um rund ein Prozent auf ein neues Rekordhoch von über 2.600 Dollar (2.300 Euro) pro Unze. Die Märkte "werfen ein wachsames Auge auf die eskalierenden Spannungen im Nahen Osten", erklärte Joe Mazzola, Analyst beim Finanzdienstleister Charles Schwab.

02.10.2024 • 00:36 Uhr

Videos zeigen Schäden in Israel

Israelische Medien sowie die Armee haben Aufnahmen von mutmaßlichen Schäden infolge der iranischen Raketenangriffe veröffentlicht. Auf einem vom israelischen Sender Kan 11 geteilten Video, das in einem Ort Zentralisraels aufgenommen worden sein soll, ist ein mehrere Meter tiefer Krater im Boden zu sehen. Autos rund um den Krater sind mit Erde bedeckt. Auf Videos in sozialen Medien ist zu sehen, wie Raketenteile auf israelische Orte wie Tel Aviv herabfielen. Die israelische Armee sowie Medien veröffentlichten ein Video, das ein Schulgebäude in Zentralisrael zeigt, das bei dem Angriff getroffen worden sein soll. Zu sehen sind schwere Schäden am Gebäude und in einem Innenraum. Der israelische Armeesender veröffentlichte ein Foto aus der Beduinenstadt Tel Scheva im Süden Israels, auf dem ein Teil einer meterhohen Rakete zu sehen ist, die senkrecht im Boden steckte.

Israels Militär zufolge gab es eine kleine Anzahl von Einschlägen im Zentrum Israels und weitere im Süden des Landes. Insgesamt hatte der Iran nach Angaben der israelischen Armee rund 180 Raketen Richtung Israel abgefeuert. Die meisten seien von Israel und einer von den USA geführten Verteidigungskoalition abgefangen worden, hieß es.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

02.10.2024 • 00:32 Uhr

Liveblog vom Dienstag zum Nachlesen

Nach dem iranischen Raketenangriff auf Israel hält der UN-Sicherheitsrat eine Dringlichkeitssitzung zur Lage im Nahen Osten ab. Der Iran sperrt nach seinem Angriff auf Israel seinen gesamten Luftraum.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 02. Oktober 2024 um 17:00 Uhr.