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Krieg in Nahost ++ Israel hält UN-Konvoi im Gazastreifen auf ++

Stand: 09.09.2024 23:29 Uhr

Das israelische Militär hat einen UN-Konvoi im Norden des Gazastreifens angehalten - wegen "verdächtiger" Personen an Bord. Der UN-Menschenrechtsbeauftragte Türk drängt auf ein baldiges Kriegsende in Gaza. Der Liveblog vom Montag zum Nachlesen.

09.09.2024 • 23:29 Uhr

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Hiermit schließen wir unseren Liveblog. Vielen Dank für Ihr Interesse.

Die Geiseln in der Gewalt der islamistischen Hamas werden nach Informationen ihrer Angehörigen unter grauenhaften Bedingungen festgehalten. Das Forum der Familienmitglieder der Entführten teilte mit, die Ergebnisse einer ersten Untersuchung des Schicksals von sechs zuletzt getöteten Geiseln durch die Armee seien äußerst beunruhigend. 

Die Untersuchung habe ergeben, dass "die ermordeten Geiseln (zuvor) in engen unterirdischen Tunneln mit wenig Luft festgehalten wurden", hieß es. Sie hätten unter extremer Mangelernährung sowie unter Gewichtsverlust gelitten und "klare Zeichen langanhaltender körperlicher Vernachlässigung" aufgewiesen. Die Untersuchungsergebnisse seien den Angehörigen vorgelegt worden. Die Armee äußerte sich dazu offiziell nicht.

Israel hat drei Palästinenser festgenommen, die zeitnah einen Anschlag geplant haben sollen. Einer der drei Männer sei den Sicherheitskräften bei einem Einsatz auf einer Schnellstraße im zentralen Abschnitt Israels ins Netz gegangen, hieß es in einer Mitteilung der Polizei und des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet. 

Nach seiner Befragung seien zwei weitere mutmaßliche Mitglieder der Terrorzelle nahe Hebron im Westjordanland festgenommen worden. Bei einer Durchsuchung wurden Waffen gefunden, mit denen der Anschlag verübt werden sollte, wie es in der Mitteilung weiter hieß. 

In Nablus im besetzten Westjordanland haben Hunderte Menschen einer US-türkischen Aktivistin die letzte Ehre erwiesen, die bei einem Protest gegen israelische Siedlungen im nahegelegenen Beita getötet wurde. Die in eine Palästinenserfahne gehüllte Leiche der 26-jährigen Aysenur Ezgi Eygi wurde von palästinensischen Sicherheitskräften durch die Straßen von Nablus getragen, bevor ein Kranz auf ihre sterblichen Überreste gelegt wurde. Dem UN-Menschenrechtsbüro zufolge wurde Eygi von israelischen Soldaten mit einem "Schuss in den Kopf" getötet.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte, Ankara werde alles Mögliche tun, um sicherzustellen, dass ihr Tod nicht ungesühnt bliebe. "Wir werden unseren Kampf gegen Israel auf höchster Ebene fortsetzen, indem wir es vor den (Internationalen) Gerichtshof bringen", sagte Erdogan.

Palästinensische Sicherheitskräfte tragen den Leichnam der getöteten türkisch-amerikanischen Aktivistin Aysenur Ezgi Eygi während eines Trauerzuges.

Palästinensische Sicherheitskräfte tragen den Leichnam der getöteten türkisch-amerikanischen Aktivistin Aysenur Ezgi Eygi während eines Trauerzuges in Nablus.

Die Polio-Impfkampagne im Gazastreifen ist Angaben der Vereinten Nationen zufolge auf Kurs. Nach Abschluss der zweiten von drei Phasen seien mehr als 446.000 Kinder im Gazastreifen im Kampf gegen das hochansteckende Virus erreicht worden, sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric in New York. Dies entspreche fast 70 Prozent der Gesamtzahl an 640.000 zu impfenden Kindern.

Ab Dienstag solle nun die dritte Phase beginnen, bei der die Kinder im Norden des Gazastreifens die Schluckimpfung bekommen sollen. Sorgen machten dabei allerdings einige Evakuierungsbefehle der israelischen Armee in dem Gebiet, hieß es.

09.09.2024 • 21:12 Uhr

Israel hält UN-Konvoi auf

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben einen UN-Fahrzeugkonvoi im Norden des Gazastreifen aufgehalten. Hintergrund seien "Geheimdienstinformationen, denen zufolge sich eine Anzahl palästinensischer Verdächtiger darin aufhielt", teilte das Militär mit. Der Konvoi sei gestoppt worden, um die Verdächtigen zu befragen. Es handele sich um Fahrzeuge, in denen UN-Mitarbeiter transportiert würden, hieß es weiter. Der Vorfall sei noch nicht beendet.

UN-Sprecher Stéphane Dujarric sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Zu diesem Zeitpunkt kann ich nur sagen, dass wir Kenntnis von einem laufenden Zwischenfall haben, in den UN-Personal und -Fahrzeuge verwickelt sind. Wir arbeiten daran, den Sachverhalt zu ermitteln. Die Sicherheit unserer Kollegen hat für uns oberste Priorität."

UN-Generalsekretär António Guterres hat die Lage im Gazastreifen als so schlimm wie noch nie während seiner mehr als sieben Jahre im Amt beschrieben.

Die Vereinten Nationen hätten angeboten, eine Waffenruhe im Gaza-Krieg zu überwachen, sagte Guterres der Nachrichtenagentur AP. Doch sei es unrealistisch zu denken, dass die UN eine Rolle in der Zukunft des Gazastreifens spielen könnten, weil Israel eine solche Rolle wahrscheinlich nicht akzeptieren werde. Die Vereinten Nationen stünden aber zur Verfügung, "jede Waffenruhe zu unterstützen".

09.09.2024 • 19:35 Uhr

Steinmeier reist nach Ägypten

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bricht am Dienstag nach Ägypten auf. Neben den bilateralen Beziehungen dürfte auch der Nahost-Konflikt ein Thema sein. Ägypten, die USA und der Golfstaat Katar sind die wichtigsten Vermittler für einen Waffenstillstand im Gaza-Krieg und eine Freilassung der israelischen Geiseln aus der Gefangenschaft der islamistischen Hamas. Die Verhandlungen treten jedoch auf der Stelle.

Steinmeier will in seinen Gesprächen auch die deutsche Position im Gaza-Konflikt erläutern. Dass sich die Bundesregierung so eindeutig an die Seite Israels stellt, hat Deutschland in der Region Vertrauen und Sympathie gekostet. 

Bei mutmaßlich israelischen Luftangriffen auf Armee-Standorte in Syrien sind nach Angaben des örtlichen Gesundheitsministers 18 Menschen getötet worden. Zudem habe es knapp 40 Verletzte gegeben, sagte Minister Hassan al-Ghabbasch.

Zuvor war laut Medienberichten von mindestens 14 Toten die Rede. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien geht von einer höheren Opferzahl aus.

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London sind bei einem mutmaßlich israelischen Angriff in Syrien mindestens 25 Menschen getötet worden, darunter fünf Zivilisten. 32 weitere seien verletzt worden. Syriens Staatsagentur Sana berichtete von 14 Todesopfern und 43 Verletzten.

Das israelische Militär lässt Wohngebiete im Nordwesten des Gazastreifens räumen. Aus dieser Gegend seien Raketen auf die israelische Stadt Aschkelon abgefeuert worden, teilte das Militär mit. Das Geschoss sei abgefangen worden und ins Meer gestürzt.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte Volker Türk drängt auf ein baldiges Kriegsende in Gaza. An die Länder der Vereinten Nationen richtete er auch eine deutliche Forderung zum Umgang mit Israel: Er forderte sie auf, gegen die "eklatante Missachtung" des Völkerrechts durch die von Israel besetzten palästinensischen Gebiete vorzugehen.

"Staaten dürfen - und können - weder in dieser noch in einer anderen Situation eine offensichtliche Missachtung des Völkerrechts, einschließlich verbindlicher Entscheidungen des (UN-)Sicherheitsrats und Anordnungen des Internationalen Gerichtshofs, akzeptieren." Türk zitierte eine Stellungnahme des obersten UN-Gerichts vom Juli, in der die israelische Besetzung als illegal bezeichnet wurde.

Volker Türk
Zur Person

Volker Türk ist seit 2022 UN-Hochkommissar für Menschenrechte.

Äußerungen israelischer Politiker in Richtung der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah nähren die Sorge vor einer Eskalation des Konflikts. Es sei "eine Frage von Tagen, bis sich etwas entwickelt", sagte Nissim Vaturi, Abgeordnetes der Regierungspartei Likud nach Angaben des israelischen Senders Kan. Als Szenario nannte er vier bis fünf Tage intensiver Luftangriffe, gefolgt von einer Bodenoffensive.

Vaturi sagte, das überwiegend von Schiiten bewohnte Viertel Dahiah im Süden Beiruts werde dann "wie Gaza aussehen". Der Abgeordnete begründete seine Aussagen mit dem Beschuss des israelischen Nordens durch die Hisbollah.

Auch der israelische Oppositionspolitiker Benny Gantz sagte nach Medienberichten bei einem Besuch in Washington, es sei an der Zeit, im Norden eine Entscheidung herbeizuführen. Sollte dies im Rahmen der Diplomatie nicht gelingen, sei ein Krieg die einzige Lösung, um die Rückkehr der Einwohner im Grenzgebiet zu ermöglichen.

Israel und die Hisbollah-Miliz

Seit Beginn des Gaza-Krieges kommt es nahezu täglich zu militärischen Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der libanesischen Miliz Hisbollah. Dabei wurden sowohl in Israel als auch im Libanon Menschen getötet, Zehntausende sind wegen der Kämpfe aus dem Grenzgebiet geflohen. Israel will, dass sich die Hisbollah hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht - so wie es eine UN-Resolution vorsieht. Die Schiitenmiliz will mit dem Beschuss Israels aber erst aufhören, wenn es zu einem Waffenstillstand im Gaza-Krieg kommt.

Minister in der Regierung von Benjamin Netanyahu dürfen den Tempelberg in Jerusalem künftig nur noch mit Zustimmung des Regierungschefs besuchen. Das ordnete der israelische Premier zum Auftakt einer Sitzung des Sicherheitskabinetts an, wie sein Büro bekanntgab.

Besuche von Regierungsmitgliedern auf dem Tempelberg sowie offen durchgeführte jüdische Gebete hatten die Sorge vor Gewalteskalationen geschürt. Die Stätte ist Juden, Muslimen und Christen wichtig. Nach dem geltenden Status quo ist Nichtmuslimen der Besuch gestattet; das öffentliche Gebet aber Muslimen vorbehalten. So verbietet das israelische Oberrabbinat Juden das Betreten der Stätte, um nicht aus Versehen im Zustand der rituellen Unreinheit heiligen Boden zu betreten.

Mindestens 14 Menschen wurden vergangene Nacht bei israelischen Angriffen in der Nähe der Stadt Masyaf in Syrien getötet, berichtet die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana. 40 Personen seien demnach verletzt worden. In Geheimdienst-Kreisen der Region heißt es, ein militärisches Forschungszentrum für chemische Waffen sei mehrfach getroffen worden. Demnach sollen auch iranische Militärexperten dort tätig sein. Eine Stellungnahme Israels liegt noch nicht vor.

Die Karte zeigt Israel, Syrien mit Masyaf und die Golanhöhen.

09.09.2024 • 03:26 Uhr

Syrien meldet israelische Angriffe

In Syrien sind nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten bei einem mutmaßlich von Israels Luftwaffe geführten Angriff Stellungen proiranischer Milizen attackiert worden. Israelische Kampfflugzeuge hätten Waffendepots der Milizen nahe der Stadt Hama angegriffen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Es habe mehrere Explosionen gegeben.

Die syrische Staatsagentur Sana berichtete von mindestens drei Toten bei Angriffen auf militärische Anlagen im Zentrum des Landes. Wie aus medizinischen Kreisen verlautete, wurden mindestens fünf Menschen verletzt. Israel kommentiert solche Angriffe in der Regel nicht. Die israelische Armee greift in Syrien aber immer wieder Stellungen von Milizen an, die vom Iran unterstützt werden. Dabei werden auch regelmäßig Soldaten der Regierungstruppen sowie Milizionäre getötet. Seit Beginn des Kriegs im Nahen Osten vor elf Monaten hat Israel diese Angriffe noch verstärkt.

EU-Chefdiplomat Josep Borrell will sich mit einer Reise im Nahen Osten für eine Waffenruhe im Nahostkrieg einsetzen. Borrell wolle dafür heute in Kairo den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi treffen und auch den Grenzübergang Rafah zum Gazastreifen besuchen, teilte der Auswärtige Dienst in Brüssel mit. Die Bemühungen der Vermittler Ägypten, Katar und USA stünden bei den Gesprächen "weit oben auf der Agenda". Morgen will Borrell Ägyptens Außenminister Badr Abdel-Atti treffen und an einer Sitzung der Arabischen Liga teilnehmen.

Die Gespräche über eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas kommen seit Monaten nicht voran. Das US-Militär bereitet sich laut einem Bericht der Zeitung Financial Times bereits auf ein Ende der Verhandlungen vor. Mit der Waffenruhe ist auch die Hoffnung verbunden, eine noch größere Ausweitung des Kriegs etwa zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon zu vermeiden.

Auch in den Libanon will Borrell am Mittwoch und Donnerstag reisen, um politische Gespräche zu führen. Ein Besuch in Israel ist der Mitteilung zufolge nicht geplant.

Die Hisbollah hat Raketen auf die israelische Stadt Kirjat Schmona abgefeuert. Im Gazastreifen ist bei einem israelischen Luftangriff ein führender Mitarbeiter eines Rettungsdienstes getötet worden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 09. September 2024 um 08:05 Uhr.