Rauch steigt von einem Wohnhaus auf, nachdem eine russische Rakete nach ukrainischen Angaben in ein mehrstöckiges Gebäude eingeschlagen ist.
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Krieg gegen die Ukraine ++ Tote nach Angriff in Dnipro ++

Stand: 14.01.2023 23:13 Uhr

Durch den Einschlag einer russischen Rakete in ein Hochhaus in der Großstadt Dnipro sind mindestens zwölf Menschen getötet worden. Kiew widerspricht Darstellungen, wonach Soledar erobert wurde. Alle Entwicklungen im Liveblog.

14.01.2023 • 23:13 Uhr

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Die Zeitung "Kyiv Independent" meldet unter Berufung auf den Gouverneur von Dnipropetrowsk, Valentyn Reznichenko, dass in der Großstadt Dnipro zwölf Menschen in einem Hochhaus getötet wurden. Eines der Todesopfer sei ein 15-jähriges Mädchen.

In Dnipro laufen die Rettungs- und Bergungsarbeiten. 35 Menschen wurden aus dem Gebäude gerettet.

In Moldau sind nach neuen russischen Angriffen auf die Ukraine Raketentrümmer entdeckt worden. "Russlands brutaler Krieg gegen die Ukraine hat erneut Auswirkungen auf Moldau", erklärte Präsidentin Maia Sandu bei Twitter. Die Grenzpolizei habe die Raketentrümmer in der Nähe des Dorfes Larga im Norden des Landes gefunden. "Wir verurteilen die heutigen gewaltsamen Angriffe auf das Schärfste", fügte Sandu hinzu.

Die Republik Moldau liegt zwischen der Ukraine und dem EU-Mitglied Rumänien.

Die britische Regierung will ihre Pläne zur Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine am Montag konkretisieren. Verteidigungsminister Ben Wallace werde zu Wochenbeginn das Parlament über Einzelheiten der Lieferung von Kampfpanzern, Artillerie und anderen Militärgütern informieren, sagt Außenminister James Cleverly.

Bisher haben westliche Staaten der Ukraine keine Kampfpanzer aus eigener Produktion geliefert. Premierminister Rishi Sunak hatte am Nachmittag angekündigt, dass Großbritannien der Ukraine Kampfpanzer der Typs "Challenger 2" und "zusätzliche Artilleriesystemen" zur Verfügung stellen werde - ohne Details zu nennen.

Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj haben die russischen Raketenangriffe erneut Störungen in der Energieversorgung verursacht, insbesondere in den Regionen Kiew und Charkiw. "Leider gab es Treffer bei der Energieinfrastruktur", sagte er in seiner nächtlichen Videoansprache. "In diesem Zusammenhang ist die Situation in der Region Charkiw und in der Region Kiew am schwierigsten."

Japan erwartet unter seiner G7-Präsidentschaft vom Gipfel der Staatengruppe im Mai in Hiroshima ein starkes Signal gegen den von Russland geführten Krieg in der Ukraine. Die Aggression gegen die Ukraine sei nicht nur ein europäisches Problem, sagte der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida bei seinem Besuch in den USA der Nachrichtenagentur Reuters zufolge. Es handle sich vielmehr um einen Verstoß gegen grundlegende Regeln der internationalen Gemeinschaft.

Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge bei den jüngsten Angriffen 21 von 33 russischen Raketen abgeschossen. Es habe sich um 18 von 28 Marschflugkörpern und drei von fünf Luft-Boden-Raketen gehandelt, erklärte der ukrainische Oberkommandierende Walerij Saluschnyj auf Telegram.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Nach dem Einschlag einer russischen Rakete in ein Hochhaus in der ukrainischen Großstadt Dnipro sind nach vorläufigen Behördenangaben mindestens fünf Menschen getötet worden. Mindestens 27 Menschen wurden verletzt, darunter sechs Kinder, wie die Behörden mitteilten. Rettungskräfte zogen die Menschen aus den Trümmern des teils eingestürzten Hauses. Dort signalisierten verschüttete Bewohner nach ukrainischen Medienberichten auch mit ihren Taschenlampen an Mobiltelefonen, wo sie sich in den Trümmern befanden, um gerettet zu werden. Viele schrien auch, wie in Videomaterial auf sozialen Netzwerken zu hören war.

Die Präsidialverwaltung in Kiew veröffentliche Fotos und Videos von dem in Trümmern liegenden Gebäude. Der Leiter des Präsidialamts in Kiew, Andrij Jermak, zeigte sich entsetzt: "Russen sind Terroristen, die bestraft werden für alles. Alle - ohne Ausnahme." Er sagte, dass die Flugabwehr und Luftstreitkräfte ihre Arbeit erledigten. "Wir werden zurückschlagen", betonte er. Der Feind ändere seine Taktik nicht und setze seine Schläge gegen die zivile Infrastruktur fort. Der Raketeneinschlag in Dnipro war der folgenreichste von mehreren Angriffen am Samstag.

Ukrainische Rettungskräfte bei der Arbeit vor dem beschossenen Wohnhaus in Dnipro.

Ukrainische Rettungskräfte bei der Arbeit vor dem beschossenen Wohnhaus in Dnipro.

Im Norden der Republik Moldau sind nach Angaben des Innenministeriums Raketentrümmer entdeckt worden. Nach der heftigen Bombardierung der Ukraine durch Russland hätten Grenzpolizisten Trümmer einer Rakete gefunden, die von den russischen Luftangriffen auf die Ukraine stammten, teilte das Ministerium auf Facebook mit.

Nach vereinzelten russischen Raketenangriffen auf die Ukraine am Vormittag hat Moskau den Beschuss zahlreicher Regionen des Landes noch einmal deutlich verstärkt. Im ganzen Land gelte Luftalarm, teilten die ukrainischen Behörden mit. Neben zahlreichen Regionen, darunter Odessa im Süden, Charkiw im Osten und Lwiw (Lemberg) im Westen, war einmal mehr auch die Hauptstadt Kiew betroffen von dem Beschuss. Es gab mehrere Explosionen. Die Menschen wurden aufgefordert, Schutz zu suchen.

Behörden berichteten auch von neuen gezielten Angriffen auf die Energieinfrastruktur. Vielerorts kam es zu Stromausfällen, die Menschen saßen im Dunkeln. Es waren die ersten Angriffe dieser Art seit dem Jahreswechsel. Zuvor hatten die ukrainischen Luftstreitkräfte vor möglichen neuen Angriffen gewarnt. Demnach waren zahlreiche Langstreckenbomber vom Typ "Tupolew Tu-95" tagsüber in der Luft. Im Schwarzen Meer hatten zudem russische Kriegsschiffe Stellung bezogen, von denen ebenfalls immer wieder Raketen abgefeuert werden.

Nach der britischen Ankündigung, Kampfpanzer vom Typ "Challenger 2" an die Ukraine zu liefern, haben Politiker von FDP und Grünen erneut ein Umdenken im Kanzleramt gefordert. "Die Lieferung von 'Challenger'-Panzern ist eine weitere Annäherung unserer Partnerländer an die Realität", sagte die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann dem Portal t-online. "Der 'Marder'kann nur der erste Schritt gewesen sein." Nach der Lieferung des Schützenpanzers "Marder" müsse der Kampfpanzer "Leopard" folgen, damit sich die Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg wehren könne.

Der Europaausschussvorsitzende Anton Hofreiter (Grüne) sagte, die Lieferung der "Challenger"-Panzer sei ein weiterer wichtiger Schritt bei der Unterstützung der Ukraine. "Der 'Leopard 2' ist der am weitesten in Europa verbreitete Kampfpanzer. Es sind genug Möglichkeiten zur Wartung und ausreichend Munition vorhanden." Es liege daher auf der Hand, auf die europäischen Partner zuzugehen und gemeinsam der Ukraine "Leopard 2"-Panzer zur Verfügung zu stellen.

Die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl, hat eine Aufstockung des 100-Milliarden-Sondervermögens für die Bundeswehr ins Gespräch gebracht. "Wir erheben keine eigenen Zahlen, aber von Expertinnen und Experten sowie aus der Truppe höre ich: Man bräuchte 300 Milliarden Euro, um in der Bundeswehr signifikant etwas zu verändern. Das scheint mir nicht aus der Luft gegriffen zu sein", sagte die SPD-Politikerin der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Allein für die Beschaffung von Munition werden nach ihren Worten mindestens 20 Milliarden Euro benötigt. "Neue Fregatten, Panzer oder F-35-Kampfflugzeuge kosten ebenfalls Milliarden, und da haben wir noch nicht über Personalkosten, die energetische Gebäudesanierung, die notwendigen 50 Milliarden Euro Investitionen in Infrastruktur und auch nicht über die Inflation gesprochen." Weiter sagte Högl, die weitere Unterstützung der Ukraine mit Waffen und Munition gehe "nicht ohne neue Fertigungskapazitäten".

Die ukrainischen Behörden haben erneut der Darstellung Russlands widersprochen, die ostukrainische Kleinstadt Soledar sei von russischen Truppen erobert worden. "Soledar wird von den ukrainischen Behörden kontrolliert, unser Militär kontrolliert es", sagte Regionalgouverneur Pawlo Kyrylenko im Staatsfernsehen. Es gebe weiterhin Kämpfe "in und außerhalb der Stadt". Soledar und die nahegelegene Stadt Bachmut seien die "heißesten" Punkte an der Frontlinie.

Das russische Verteidigungsministerium hatte am Freitag erklärt, die "Befreiung" von Soledar durch russische Truppen sei "abgeschlossen". Zwei Tage zuvor hatte die russische Söldnertruppe Wagner behauptet, sie habe Soledar erobert. Die russische Armee teilte mit, der Angriff auf Soledar sei dank "der mutigen und selbstlosen Taten der Freiwilligen der Wagner-Sturmschwadronen erfolgreich umgesetzt worden". Die Angaben der Kriegsparteien lassen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Großbritannien will der Ukraine Kampfpanzer vom Typ "Challenger 2" zur Abwehr des russischen Angriffskriegs zur Verfügung stellen. Das sagte der britische Premierminister Rishi Sunak in einem Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, wie der britische Regierungssitz Downing Street in London mitteilte. "Der Premierminister umriss die Absicht Großbritanniens, unsere Unterstützung für die Ukraine zu intensivieren, einschließlich der Bereitstellung von 'Challenger 2'-Panzern und zusätzlichen Artilleriesystemen", wurde ein Downing-Street-Sprecher zitiert.

Selenskyj dankte Sunak per Twitter für seine Unterstützung und betonte, die Entscheidungen werden "das richtige Signal an andere Partner aussenden". Die Panzer nannte er nicht explizit in seiner Stellungnahme. Bislang erhielt die Ukraine nur Kampfpanzer aus sowjetischer Produktion, die im Bestand osteuropäischer NATO-Länder waren.

Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki will bei seinem Besuch in Berlin Gespräche über die Lieferung von "Leopard"-Kampfpanzern für die Ukraine führen. Er werde über dieses Thema mit Vertretern mehrerer Parteien sprechen, sagte Morawiecki dem Radiosender Rmf.fm. Auf die Frage, ob er glaube, dass er Bundeskanzler Olaf Scholz überzeugen könne, die Panzer der Ukraine zu überlassen, sagte Morawiecki: "Keine Ahnung." Er gehe auch nicht davon aus, dass eine solche Entscheidung in den kommenden Tagen getroffen werde.

Morawiecki betonte erneut, Polen habe bereits beschlossen, die Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern. Am Mittwoch hatte Polens Präsident Andrzej Duda nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Lwiw gesagt, sein Land habe entschieden, im Rahmen einer Koalition mit verbündeten Staaten den Ukrainern "Leopard"-Kampfpanzer für eine Kompanie zu überlassen. Nach Angaben eines polnischen Militärexperten umfasst der Begriff Kompanie 14 Kampfpanzer.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat eine wesentliche Verstärkung der Rüstungsindustrie verlangt. In der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" sagte er, man müsse "die Produktion hochfahren, um die Vorräte der Alliierten aufzufüllen und um sicherzustellen, dass wir die Ukraine lange weiter versorgen können".

In der NATO-Zentrale wird eine Parallele zum Zweiten Weltkrieg gezogen. Amerika sei damals mit weniger als 2000 Flugzeugen in den Krieg hineingegangen und habe bis zu seinem Ende 300.000 gebaut. "So sehen die Veränderungen aus, die wir brauchen", hieß es in Brüssel.

Stoltenberg wies darauf hin, dass der Krieg "eine enorme Menge Munition" verbrauche. Bei der NATO hieß es ergänzend, die Ukraine verschieße bis zu 10 .000 Artilleriegeschosse am Tag. Man sorge sich deshalb um den Nachschub bei "kampfentscheidender Munition". Darunter werden in Brüssel etwa Geschützgranaten vom NATO-Standardkaliber 155 Millimeter, Geschosse für den Raketenwerfer "HIMARS" sowie für die Flugabwehrsysteme "Gepard", "IRIS-T" und "Patriot" verstanden. Ein NATO-Vertreter folgerte: "Wir brauchen neue Rüstungsfabriken."

Russland hat nach Einschätzung britischer Militärexperten aus Angst vor einem ukrainischen Angriff mindestens zehn Schiffe seiner Schwarzmeerflotte aus dem Hafen von Noworossijsk auslaufen lassen. Angesichts der Zahl und der Art der Schiffe, sei es wahrscheinlich, dass Russland auf eine spezifische Bedrohung reagiere, die es wahrzunehmen glaube, hieß es in dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministers.

Noworossijsk ist eine Hafenstadt in der Region Krasnodar auf dem russischen Festland. Dass das Auslaufen der Schiffe am 11. Januar mit einer bevorstehenden russischen Militäroperation zu tun haben könnte, ist nach Einschätzung der Briten unwahrscheinlich. "Die Schwarzmeerflotte ist auf mutmaßliche Bedrohungen durch die Ukraine fixiert und priorisiert weiterhin den Schutz ihrer Kräfte vor Offensiv- oder Patrouille-Einsätzen", so die Mitteilung weiter.

In Kiew werden nach Angaben eines Mitarbeiters von Präsident Wolodymyr Selenskyj Infrastruktur-Einrichtungen mit Raketen angegriffen. Betroffen waren die Millionenmetropole selbst sowie andere Regionen, darunter Charkiw und Saporischschja, hieß es. Bürgermeister Vitali Klitschko teilte mit, es habe es Explosionen im Stadtteil Dniprowskyj gegeben. Niemand sei verletzt worden. Nach Angaben des Präsidentenbüros wurde im Kiewer Gebiet auch ein Wohnhaus getroffen, es gab aber zunächst keine Informationen zu möglichen Opfern.

Das Präsidentenbüro in Kiew rief die Menschen auf, den Luftalarm nicht zu ignorieren und unbedingt Schutz zu suchen. In der Hauptstadt waren Explosionsgeräusche zu hören, die in der Regeln entstehen, wenn die ukrainische Flugabwehr russische Raketen oder Drohnen abschießt. Es waren demnach die ersten größeren Raketenangriffe seit dem Jahreswechsel.

Bundesjustizminister Marco Buschmann sieht die Einrichtung eines speziellen UN-Sondertribunals für russische Kriegsverbrechen in der Ukraine skeptisch. "Das unterspült möglicherweise die Akzeptanz des Internationalen Strafgerichtshofs, den ich wirklich für eine Errungenschaft halte und den man keinesfalls schwächen darf", sagte Buschmann der "Augsburger Allgemeinen" . "Es gibt sehr viele Staaten in Afrika, die sagen: Wenn hier was geschieht, ist der Internationale Strafgerichtshof gut genug; aber sobald etwas in Europa passiert, wollt ihr ein Sondertribunal."

Der Kampf um Soledar und andere ostukrainische Städte hält nach Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an. Die ukrainischen kämpften dort weiter gegen die russischen Truppen, sagt Selenskyj in seiner nächtlichen Videobotschaft.

Russland hat zuvor nach tagelangen schweren Kämpfen die Einnahme von Soledar im Osten der Ukraine gemeldet. Russische Einheiten sollen laut Verteidigungsministerium in Moskau die Kleinstadt am Donnerstagabend vollständig erobert haben.

Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: von Russland annektierte Gebiete.

Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: Von Russland annektierte Gebiete.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 14. Januar 2023 um 08:23 Uhr.