Krieg gegen die Ukraine ++ Russland setzt Drohnenangriffe fort ++
Nach den Angriffen in der Neujahrsnacht hat das russische Militär erneut Ziele in der Ukraine mit "Kamikazedrohnen" angegriffen. Papst Franziskus ruft zu Solidarität mit der Zivilbevölkerung auf. Die Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.
- Russland greift erneut Kiew an
- 137.000 zusätzliche russische Soldaten
- Weiter schwere Kämpfe bei ostukrainischer Stadt Bachmut
- Klitschko fordert "Leopard 2"-Panzer
- Energieversorgung in der Ukraine trotz Schäden stabil
- Selenskyjs Neujahrs-Glückwünsche
Ende des Liveblogs
Für heute beenden wir unseren Liveblog zum Krieg gegen die Ukraine. Herzlichen Dank für Ihr Interesse.
Stoltenberg ruft zu verstärkter Waffenproduktion auf
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat die Mitglieder des Militärbündnisses zu einer verstärkten Waffenproduktion in den kommenden Monaten aufgefordert. Das sei nötig, damit die NATO genug Waffen für die eigene Verteidigung habe und langfristig weiter die Ukraine mit Waffen für den Kampf gegen Russland versorgen könne, sagte Stoltenberg in einem Interview des Senders BBC Radio 4.
Der von Russland ausgelöste Krieg koste eine "enorme Menge" Munition, sagte Stoltenberg. Zwar habe Russland Rückschläge auf dem Schlachtfeld hinnehmen müssen. Dennoch scheine das Land an seinem Ziel festzuhalten, die Ukraine zu kontrollieren. Russland habe viele weitere Soldaten mobilisiert. Von diesen würden viele gerade ausgebildet, sagte Stoltenberg. "All das deutet darauf hin, dass sie dazu bereit sind, den Krieg fortzusetzen, und auch, womöglich zu versuchen, eine neue Offensive zu starten."
Die Fähigkeit der Ukraine, etwas bei Verhandlungen für ein Ende des Kriegs auszuhandeln, sei von der Stärke abhängig, die das Land auf dem Schlachtfeld zeige, sagte Stoltenberg. "Wenn wir eine ausgehandelte Lösung wollen, die dafür sorgt, dass sich die Ukraine als souveräner, unabhängiger, demokratischer Staat in Europa durchsetzt, dann müssen wir die Ukraine jetzt unterstützen."
Neuer russischer Drohnenangriff in der Ukraine
Das russische Militär hat am Abend neue Angriffe mit sogenannten Kamikaze-Drohnen gegen Ziele in der Ukraine gestartet. Bei Mykolajiw in der südlichen Ukraine seien zwei Gruppen Schahed-Drohnen aus iranischer Produktion gesichtet worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Ukrinform. "Luftalarm, zwei Gruppen von Mopeds", schrieb der regionale Militärverwaltungschef Vitali Kim auf Telegram. Wegen ihres Motorgeräuschs werden die Drohnen in der ukrainischen Bevölkerung inzwischen "Mopeds" genannt. Im gesamten Süden des Landes wurde Luftalarm ausgelöst.
Erst in der Neujahrsnacht hatte das russische Militär Dutzende von Kamikaze-Drohnen, die mit ihrer Sprengladung am Ziel senkrecht herabstürzen, gegen Ziele in der Ukraine gestartet. Nach ukrainischer Darstellung wurden alle 45 Drohnen abgeschossen.
Selenskyj: Russen haben Angst
Russland wird dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zufolge von Angst beherrscht. Das stünde in krassem Gegensatz zu der Einheit und Zielstrebigkeit, die es in der Ukraine gebe, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Ansprache. "Sie haben Angst. Das kann man spüren. Und sie haben zurecht Angst. Drohnen, Raketen und alles andere wird ihnen nicht helfen. Denn wir sind geeint. Sie eint nur die Angst."
Kiew: Russland führt jetzt "Krieg des Tötens wegen"
Mit den massiven Luftangriffen gegen eine Reihe von ukrainischen Städten in der Neujahrsnacht ist Russland nach Meinung des ukrainischen Präsidentenberaters Mychajlo Podoljak zu einer neuen Strategie übergegangen. "Russland hat keine militärischen Ziele mehr", twitterte Podoljak. "Es versucht, so viele Zivilisten wie möglich zu töten und so viele zivile Objekte wie möglich zu zerstören. Ein Krieg des Tötens wegen."
Das russische Militär hatte in der Neujahrsnacht eine Welle von sogenannten Kamikazedrohnen gegen mehrere ukrainische Städte gestartet. Die aus iranischer Produktion stammenden Drohnen vom Typ Schahed wurden nach Angaben der ukrainischen Militärführung alle vor Erreichen ihrer Ziele abgeschossen. Die Drohnen waren unter anderem gegen Kiew und die ostukrainische Großstadt Charkiw gerichtet.
Weiter schwere Kämpfe bei ostukrainischer Stadt Bachmut
Im Verlauf schwerer Kämpfe um die ostukrainische Frontstadt Bachmut haben russische Truppen nach ukrainischer Darstellung schwere Verluste erlitten. Wie der Sprecher der ukrainischen Heeresgruppe Ost, Serhij Tscherewatyj, mitteilte, seien allein am Samstag rund 170 russische Soldaten getötet worden. 200 Russen seien bei Versuchen, die Stadt anzugreifen, verwundet worden. Tscherewatyj sprach von einem "Fließband des Todes" für die Angreifer. Die Angaben zu den Opferzahlen können nicht unabhängig geprüft werden.
Bachmut gilt als sogenannter Eckpfeiler der ukrainischen Frontlinien im Osten des Landes. Für die russischen Streitkräfte ist die Stadt ein Prestigeobjekt, das sie um jeden Preis erobern wollen. Die russischen Angriffe werden von Angehörigen der berüchtigten Söldnertruppe Wagner angeführt. Auch die russische Seite berichtet regelmäßig von hohen Opferzahlen in den Reihen der ukrainischen Gegner.
Mann drohen fünf Jahre Haft für Feuerwerk in Kiew
Trotz eines klaren Feuerwerksverbots in der Ukraine hat ein 47-Jähriger in der Hauptstadt Kiew in der Neujahrsnacht Raketen gezündet und sieht jetzt einer langen Haftstrafe entgegen. "Jetzt drohen ihm fünf Jahre Freiheitsentzug", schrieb Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram.
Anwohner hatten die Polizei über das verbotene Feuerwerk informiert. Die Beamten nahmen den Mann fest und beschlagnahmten in seiner Wohnung ein ganzes Lager pyrotechnischer Produkte. Der 47-Jährige werde nun wegen Rowdytums angeklagt, teilte die Polizei mit.
In der Ukraine gilt während des Kriegszustands ein generelles Feuerwerksverbot. Kurz nach dem illegalen Feuerwerk wurde in Kiew Luftalarm ausgelöst, da Russland eine Welle von sogenannten Kamikaze-Drohnen auf die ukrainische Hauptstadt gestartet hatte.
Klitschko besucht Soldaten in Bachmut
Vitali Klitschko, Kiews Bürgermeister, hat zum Jahreswechsel ukrainische Soldaten in der seit Monaten stark umkämpften Stadt Bachmut besucht. Es wurde ein Video veröffentlicht, das ihn mit Soldaten zeigt. Es soll am Silvestertag entstanden sein, der genaue Ort ist unbekannt. Vermutlich aus Sicherheitsgründen wurde die Reise nicht vorab angekündigt.
Vor knapp zwei Wochen hatte bereits Präsident Selenskyj Bachmut besucht, Soldaten ausgezeichnet und Weihnachtsgeschenke überreicht. Derartige Visiten sollen die Moral der Truppen stärken.
22-Jährige Ukrainerin erliegt ihren Verletzungen
Bei den gestrigen russischen Raketenangriffen ist eine 22-Jährige getötet worden. Die junge Frau sei in einem Krankenhaus der Stadt Chmelnyzkyj gestorben, teilte Gouverneur Serhiy Hamaliy mit.
Die Großstadt liegt im Westen der Ukraine - etwa auf halber Strecke zwischen Lwiw und Kiew.
Franziskus erinnert an Leid der Zivilbevölkerung
Papst Franziskus hat angesichts des Ukraine-Krieges und anderer bewaffneter Konflikte zu Solidarität mit der leidenden Zivilbevölkerung aufgerufen. Bei einem Gottesdienst forderte er zum Gebet für diejenigen auf, die "von Krieg betroffen sind und die in diesen Festtagen in Dunkelheit und Kälte, in Elend und Angst, inmitten von Gewalt und Gleichgültigkeit leben". Anlässlich des katholischen Weltfriedenstags am heutigen 1. Januar rief er zum Verzicht auf "Gewohnheiten und Bequemlichkeiten" auf.
Zynischer Gruß per Drohne
Die ukrainische Journalistin Myroslava Petsa veröffentlichte via Twitter das Foto eines Drohnen-Wrackteils, das in Kiew gefunden worden sein soll. Demnach schrieben russische Soldaten "Frohes Neues Jahr, Boom" auf das Heckteil des Flugkörpers.
137.000 zusätzliche russische Soldaten
Mit Beginn des neuen Jahres wächst die Sollstärke der russischen Armee um 137.000 Soldaten. Ein entsprechendes Dekret über die bereits im August von Kremlchef Wladimir Putin angeordnete Erhöhung auf rund 1,15 Millionen Vertragssoldaten und Wehrdienstleistende trat offiziell in Kraft.
Demnach soll die Armeestärke insgesamt mehr als zwei Millionen Menschen umfassen. Bei den restlichen Militärangehörigen handelt es sich um ziviles Personal, darunter etwa Verwaltungsangestellte.
Seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine hat die russische Armee immer wieder mit großen Personalproblemen zu kämpfen. Die Erhöhung der Sollstärke soll Abhilfe schaffen. Zudem hatte Putin bei einer Teilmobilmachung ungefähr 300.000 Menschen einberufen lassen. Die Menschen in Russland befürchten, dass Putin weitere Mobilmachungen beschließen könnte, um seinen von vielen Rückschlägen geprägten Krieg in der Ukraine noch zu gewinnen.
Klitschko fordert Lieferung von "Leopard 2"-Panzern
Der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, Vitali Klitschko, hat von Deutschland die Lieferung von Panzern des Typs "Leopard 2" an die Ukraine gefordert. "Es wird entscheidend auf Deutschland ankommen, dass 'Leopard 2'-Panzer endlich geliefert werden. Ohne diese Art von Panzer wird es nur schwer möglich sein, weitere Gebiete in der Ukraine zurückzuerobern", schrieb Klitschko in einem Gastbeitrag in der "Bild am Sonntag".
Der Politiker rechnet demnach auch mit einem neuen Angriff auf Kiew. Russland mobilisiere weitere Kräfte, bis zu 300.000 Soldaten könnten einen erneuten Angriff auf die Ukraine angehen. "Kiew war ein Ziel und Kiew bleibt ein Ziel", schrieb Klitschko. Das Ziel der russischen Armee sei es gewesen, der Ukraine "ein dunkles Weihnachten, ein dunkles Neujahr, eine dunkle Zukunft zu bringen", erklärte Klitschko weiter. "Aber sie haben sich wie immer in diesem Krieg verrechnet! Wir sind stärker, auch dank Deutschland." Das deutsche Raketenabwehrsystem Iris-T hilft helfe, dass die zivile Infrastruktur nicht vollständig zerstört werde.
Trotz der Bitten aus Kiew lehnt die Bundesregierung die Abgabe moderner Panzer vom Typ "Leopard" und "Marder" an die Ukraine bisher ab. Berlin setzt auf indirekte Panzerlieferungen über NATO-Partner. Bundesfinanzminister Christian Lindner zeigte sich gegenüber der "Bild am Sonntag" offen für weitere Unterstützung für die Ukraine. "Wir müssen alles dafür tun, dass die Durchhaltefähigkeit der Ukraine größer bleibt als die Bösartigkeit, die von Putin ausgeht", sagte Lindner der Zeitung zufolge. "Wir tun bereits unser Möglichstes. Aber man muss jeden Tag prüfen, wo mehr geht."
Auch in Neujahrsnacht russische Drohnenangriffe
Die Ukraine ist begleitet von russischen Luftangriffen ins neue Jahr gegangen. Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, es seien 45 im Iran hergestellte Schahed-Drohnen abgeschossen worden. 32 davon seien nach Mitternacht abgefangen worden. Alle Kamikaze-Drohnen seien von der ukrainischen Luftverteidigung zerstört worden, teilten die Streitkräfte mit. "Es ist nicht gelungen, den Ukrainern das Fest zu verderben", hieß es in der Mitteilung. "Die Soldaten der ukrainischen Luftstreitkräfte gratulieren ihrer unbezwingbaren Nation zum neuen Jahr 2023! Gemeinsam zum Sieg!", hieß es weiter.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Energieversorgung der Ukraine trotz Schäden stabil
Das neue Jahr haben die Ukrainer trotz der durch russische Raketenangriffe angerichteten Schäden größtenteils bei Licht begrüßen können. Die Energieversorger hatten die Anweisung erhalten, Privathaushalte zum Neujahrsfest bevorzugt mit Strom zu versorgen. Gestern herrschte in den Supermärkten in Kiew nach dem dreistündigen Luftalarm großer Andrang. Die Bewohner der Hauptstadt deckten sich kurz vor dem Fest noch mit Leckereien und dem traditionellen Sekt ein.
Trotz des Feiertags wurde die in Kiew und den meisten Gebieten ab 23 Uhr Ortszeit geltende Sperrstunde nicht aufgehoben. In westlicheren Gebieten wie Lwiw, Tscherniwzi, Winnyzja, Chmelnyzkyj und Riwne galt die Ausgangssperre erst ab Mitternacht. Lediglich in der westlichsten Region Transkarpatien, die an Rumänien, Ungarn, die Slowakei und Polen grenzt, gab es keine Ausgangssperre. Generell galt landesweit ein Verbot für Feuerwerkskörper.
Selenskyjs Neujahrs-Glückwünsche an Ukrainer
In einer kurzen Silvesterbotschaft hat Präsident Selenskyj seinen Landsleuten ein frohes neues "Jahr unseres Sieges" gewünscht, wie er es nannte. "Heute Wunder wünschen? Die Ukrainer haben sie schon lange geschaffen", betonte Selenskyj. Dazu veröffentlichte er auf Instagram ein Foto von sich und seiner Frau Olena vor einem bescheiden geschmückten Weihnachtsbaum.
Anlässlich der Neujahrsansprache veröffentlichte das ukrainische Präsidialamt dieses Foto des Ehepaars Selenskyj.
In seiner Neujahrsbotschaft fanden sich weitere politische Untertöne. "Sich echte Freunde wünschen? Wir haben bereits mit Sicherheit herausgefunden, wer sie sind", sagte Selenskyj - und meinte damit offenkundig die Unterstützer der Ukraine im Krieg gegen Russland. Mit leichter Ironie und Hinweis auf die wiederholten Angriffe auf das ukrainische Stromnetz erklärte er: "Willst du Licht? Es ist in jedem von uns, auch wenn es keinen Strom gibt."
Lula fordert Ende des Krieges
Brasiliens designierter Präsident Luiz Inacio Lula da Silva fordert ein Ende des Krieges zwischen Russland und der Ukraine. Lula, der heute ins Amt eingeschworen wird, hatte im Vorfeld der Feierlichkeiten Vertreter der beiden Länder getroffen. "In Brasilien pflegen wir die Tradition, die Integrität der Nationen zu verteidigen, und wir werden mit jedem sprechen, der sich für den Frieden einsetzen kann", sagte er.
Erneut russische Angriffe auf Kiew
Russland hat die ukrainische Hauptstadt Kiew auch zu Beginn des neuen Jahres aus der Luft angegriffen. Etwa eine halbe Stunde nach Mitternacht trafen die russischen Attacken zwei Bezirke der Stadt, wie Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram erklärte.
Der Liveblog vom Samstag zum Nachlesen
In seiner Neujahrsansprache hat Frankreichs Präsident Macron Kiew Unterstützung bis zum Sieg zugesagt. Ukrainische Artillerie hat russische Stellungen im Osten der Ukraine angegriffen.