Krieg gegen die Ukraine ++ Russland verstärkt Angriffe in der Ostukraine ++
Russische Truppen greifen vermehrt Frontstädte in der Ostukraine an. Fast fünf Millionen Menschen sind wegen der russischen Attacken innerhalb der Ukraine geflüchtet. Die Entwicklungen vom Sonntag zum Nachlesen.
- Vermehrt russische Angriffe an der ostukrainischen Front
- Fast fünf Millionen Menschen innerhalb der Ukraine geflüchtet
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Kiews Militär spricht von intensiven russischen Angriffen um Marjinka
In der Ostukraine dauern die schweren Kämpfe zwischen der ukrainischen Armee und den russischen Invasoren nach Angaben der Militärführung in Kiew weiter an. Einem Bericht des ukrainischen Generalstabs vom Abend zufolge waren die russischen Angriffe um die nur wenige Kilometer westlich der Industriestadt Donezk gelegenen Ortschaft Marjinka zuletzt besonders intensiv. An diesem Frontabschnitt fand demnach mit 20 Gefechten rund ein Drittel aller Kämpfe der vergangenen 24 Stunden statt.
Die nördlich von Donezk gelegene - und ebenfalls heftig umkämpfte - Ortschaft Awdijiwka griffen die Russen in dem Zeitraum demnach nur halb so häufig an. Am südlichen Frontabschnitt hat die ukrainische Armee nach eigenen Angaben ihre Offensive in Richtung der Großstadt Melitopol fortgesetzt. Die Angaben können jedoch derzeit nicht unabhängig überprüft werden.
Selenskyj warnt vor vermehrten Luftangriffen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seine Bevölkerung vor mehr russischen Luftangriffen im kommenden Winter gewarnt. "Russland bereitet sich auf den Winter vor", sagte er in seiner Abendansprache. Die Ukraine müsse daher darauf vorbereitet sein, dass Moskau die Zahl der Drohnen- und Raketenangriffe auf die Infrastruktur erhöhen könnte.
Zugleich versprach Selenskyj besseren Schutz vor russischen Angriffen als im vergangenen Winter. Die ukrainische Luftverteidigung ist ihm zufolge stärker als noch vor einem Jahr. Zusammen mit einer Vielzahl westlicher Länder arbeite man zudem daran, diese täglich zu verbessern. Einen vollständigen Schutz des gesamten Territoriums gebe es allerdings noch nicht.
Russland verstärkt Angriffe an der Front
Russland hat nach ukrainischen Angaben Angriffe nahe zwei Städten im Frontgebiet in der Ostukraine verstärkt. Der Chef der ukrainischen Bodentruppen, Olexander Syrskji, teilte auf Telegram mit, dass russische Soldaten in der Gegend von Bachmut aktiver geworden seien. Dort versuchten sie, Stellungen zurückzuerobern, hieß es.
Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Russland hatte die Stadt Bachmut im Mai eingenommen, ukrainische Truppen eroberten später die Gegend oberhalb von Bachmut zurück und stießen in den Westen, Norden und Süden der Stadt vor. Der ukrainische Generalstab teilte mit, dass russische Soldaten auch weiter versuchten, die Stadt Awdijiwka südlich von Bachmut einzukesseln. Der General Olexander Tarnawskji schrieb auf Telegram, Russland habe im Laufe des vergangenen Tags 30 Luftangriffe und 712 Artillerieangriffe auf Awdijiwka und Umgebung ausgeführt.
Drei russische Offiziere in besetzter Südukraine getötet
Durch eine von der "Widerstandsbewegung" in der von Russland besetzten Südukraine ausgelösten Explosion sind nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes mindestens drei russische Offiziere getötet worden. Die Explosion habe sich im "Hauptquartier der Besatzung" in Melitopol ereignet und sei das Ergebnis einer Aktion der "örtlichen Widerstandsbewegung", teilte der Militärgeheimdienst auf Telegram mit.
Die besetzte ukrainische Stadt Melitopol hat für die russische Armee eine wichtige logistische Bedeutung. Der Angriff auf das Hauptquartier sei während eines Treffens des russischen Geheimdienstes FSB und der russischen Nationalgarde am Samstag verübt worden, teilte das ukrainische Verteidigungsministerium mit.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Russland sieht sich auf Schlachtfeld als unbesiegbar an
Der Kreml hat die Ukraine und die USA zu einem Einlenken im Ukraine-Krieg aufgerufen. "In Kiew und Washington müssen alle einsehen: Russland ist auf dem Schlachtfeld nicht zu besiegen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow dem russischen Fernsehen ungeachtet russischer Rückschläge.
Wenn US-Präsident Joe Biden nach eigenen Worten noch an eine Rückeroberung ukrainischer Gebiete glaube, dann zeige dies, dass die US-Politik in einer Sackgasse stecke, so Peskow in der Politiksendung "Moskau. Kreml. Putin". Er unterstellte, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj aus Verzweiflung immer wieder neue Offensiven verspreche, weil er das Schwinden der westlichen Unterstützung spüre.
Fast fünf Millionen Binnenflüchtlinge in der Ukraine
Die Ukraine zählt im eigenen Land etwa fünf Millionen Vertriebene wegen der seit Jahren andauernden russischen Angriffe. Die für Flüchtlingsfragen zuständige Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk sprach im Fernsehen von 4,9 Millionen registrierten Binnenflüchtlingen. Allein 3,6 Millionen Menschen seien seit der großangelegten russischen Invasion vom Februar 2022 innerhalb der Ukraine geflüchtet.
Zuvor hätten die Kämpfe im Donbass in der Ostukraine seit 2014 schon mehr als eine Million Menschen zu Binnenflüchtlingen gemacht. Damals hatten von Moskau kontrollierte Kräfte Teile der Gebiete Donezk und Luhansk abgespalten. In letzter Zeit sei die Zahl der Binnenflüchtlinge kaum noch gestiegen, sagte Wereschtschuk nach Angaben Kiewer Medien. Einige Evakuierte kehrten in ihre Häuser zurück.
Zudem sind nach aktuellen Angaben des UN-Hochkommissars für Flüchtlinge rund 6,2 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer zeitweise oder dauerhaft ins Ausland geflohen. Allein in Europa wurden demnach gut 5,8 Millionen Flüchtlinge registriert. Vor Kriegsbeginn 2022 hatte die Ukraine, ein Land von der Größe Frankreichs, etwa 41,4 Millionen Einwohner.
Der Liveblog vom Samstag zum Nachlesen
Ein Jahr nach der Befreiung der Stadt Cherson hat der ukrainische Präsident Selenskyj der Menschen gedacht, die daran mitgewirkt haben. Die Ukraine ist nach eigenen Angaben erneut mit Drohnen angegriffen worden.