Fragen und Antworten Wie es bei Air Berlin jetzt weitergeht
Die Zukunft von Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft Air Berlin sieht düster aus. Was wird aus den Jobs, welche Rolle spielen die Konkurrenten und worauf müssen sich Passagiere einstellen? Antworten auf wichtige Fragen.
Was wird aus den Mitarbeitern von Air Berlin?
Piloten und Bordpersonal dürften die besten Chancen haben, bei Lufthansa oder Easyjet unterzukommen. Schließlich müssen die bisher von Air Berlin geflogenen Strecken auch künftig bedient werden. Allerdings dürfte Lufthansa sie nur zu den Bedingungen der Billigflug-Tochter Eurowings einstellen. Schwieriger wird es für die rund 1000 Beschäftigten in der Berliner Zentrale und die 850 Mitarbeiter der Technik-Tochter. Alle 7200 Beschäftigten in Deutschland bekommen erst einmal bis Oktober Insolvenzgeld von der Arbeitsagentur. Die Gehälter für Juli hatte Air Berlin noch selbst gezahlt.
Wie sind die Chancen von Ryanair?
Die Lufthansa und eine weitere Fluggesellschaft - laut Insidern die britische Easyjet - stehen bereit, die begehrten Start- und Landerechte von Air Berlin etwa in Berlin und Düsseldorf zu übernehmen. Air Berlin fliegt vor allem Berlin und Düsseldorf an. Lufthansa und Easyjet ergänzen sich nach Einschätzung von Insidern da gut. Die Gespräche seien schon vor der Insolvenz weit gediehen gewesen. Der irische Billigflieger Ryanair will das aber nicht so einfach hinnehmen. In der Insolvenz hat er eine bessere Chance, noch einen Fuß in die Tür zu bekommen. Denn Vorstand und Sachwalter sind dann allein den Gläubigern verpflichtet. Bietet Ryanair mehr für die Rechte, wird es schwer, dagegen anzukommen.
Was wird aus Niki?
Die Österreich-Tochter soll aus der Insolvenz herausgehalten werden. Etihad hat zwar bereits 300 Millionen Euro für die Niki-Anteile von Air Berlin bezahlt. Doch die Fluggesellschaft gehört wegen der Insolvenz weiterhin Air Berlin, das Geld dürfte für den Aktionär aus Abu Dhabi verloren sein. "Der Vertrag gilt als schwebend unwirksam", sagt ein Insolvenzrechtler.
Welche Rolle spielt TUI?
Der ursprüngliche Plan von Etihad, Niki mit TUIfly zu fusionieren, war gescheitert. Der Ferienflieger TUIfly fliegt aber für Niki mit eigenem Personal und geleasten Flugzeugen. Der deutsch-britische Reisekonzern TUI hat auch Passagiere auf Air-Berlin-Flüge gebucht. Um diese beiden Themen geht es auch in den Gesprächen mit Air Berlin. Eine Übernahme von Unternehmensteilen durch TUI steht Beobachtern zufolge derzeit nicht zur Debatte.
Was wird aus Etihad und den anderen Investoren?
Aus den Erlösen aus dem geplanten Verkauf der Start- und Landerechte wird zunächst der Massekredit der Staatsbank KfW über 150 Millionen Euro zurückgezahlt. Ob das reicht, ist offen. Wenn nicht, springt der Staat ein. Was danach übrig bleibt, bekommt zunächst die Arbeitsagentur. Die Zeichner von Air-Berlin-Anleihen gehen aller Wahrscheinlichkeit nach leer aus: Ihr Schuldner ist die britische Air Berlin plc - die eine weitgehend leere Hülle ist. Etihad muss nicht nur seinen knapp 30-prozentigen Aktienanteil abschreiben. Auch die Kredite, die der Partner aus Abu Dhabi Air Berlin gegeben hat, dürften wertlos sein. Als Gesellschafterdarlehen werden sie nachrangig behandelt, das heißt nach allen anderen Schulden bedient.
Was heißt das alles für Air-Berlin-Kunden?
Aufgrund des Kredits der Bundesregierung bleiben nach Angaben von Air Berlin alle gebuchten Tickets gültig. Auch die Flugpläne würden nicht geändert. Alle Flüge der Linie und ihrer Tochter Niki fänden wie geplant statt. Zudem seien auch alle vorgesehenen Flüge weiterhin buchbar.
Trotz des Brückenkredits bleibt die Frage, was danach passiert. Falls die Airline tatsächlich ihren Flugbetrieb einstellen müsse, könne es für die Kunden schwierig werden, ihre Ausgaben erstattet zu bekommen, warnt der Bundesverband der Verbraucherzentralen. Insbesondere für Kunden, die ihr Ticket selbst gekauft haben, fehlt ein Insolvenzschutz.
Die Kunden hingegen, die eine Pauschalreise oder einen Flug im Reisebüro gebucht haben, seien in der Regel finanziell abgesichert. Sie müssten möglicherweise Verzögerungen beim Rückflug in Kauf nehmen oder sich sogar selbst um eine Verbindung kümmern. Sie erhielten aber von ihren Vertragspartnern ihr Geld zurück.