Neue Regeln in Neuseeland Wie sich Arbeit und Urlaub verbinden lassen
Gerade für junge Menschen sind Arbeit und Urlaub oft kein Gegensatz mehr - dank Workation lassen sie sich miteinander verbinden. Und immer mehr Länder versuchen, für diese Form der Arbeit ideale Bedingungen zu schaffen.
Arbeiten, wo andere Urlaub machen, oder gleich Urlaub und Arbeit verbinden: Der Arbeitsmarkt hat sich durch die Etablierung von Homeoffice in den vergangenen Jahren verändert und Möglichkeiten für Arbeitnehmer geschaffen, die Arbeit überallhin mitnehmen zu können. Statt im altgedienten Büro wird an temporären Arbeitsplätzen gearbeitet, überall dort, wo es eine Internetverbindung gibt.
Menschen, die so leben und arbeiten, werden auch als digitale Nomaden bezeichnet. Sie haben Jobs, für die sie meist nur Laptop, Smartphone und Internet benötigen - das können beispielsweise Blogger, Designer oder Informatiker sein.
90 Tage visumsfrei nach Neuseeland
Und immer mehr Länder versuchen, für diese digitalen Nomaden attraktiv zu werden. So hat jüngst Neuseeland Touristen erlaubt, während ihres Aufenthaltes zu arbeiten - vorausgesetzt, der Arbeitgeber sitzt in einem anderen Land und zahlt dort das Gehalt. "Das ist ein brandneuer Markt für Touristen, den Neuseeland erschließen kann", sagte Bildungs- und Migrationsministerin Erica Stanford: "Wir möchten, dass die Menschen unser Land als den idealen Ort fürs Reisen und für die Arbeit sehen."
Menschen, die nun nach Neuseeland kommen und eine deutsche, österreichische oder Schweizer Staatsbürgerschaft haben, können sich, wie bisher auch, 90 Tage visumfrei in dem Pazifikstaat aufhalten. Neu ist aber, dass sie in dieser Zeit auch in ihrem Job arbeiten dürfen und dafür nicht einmal ein gesondertes Visum beantragen müssen.
Die Regierung hofft, Besucher so zu längeren Aufenthalten in Neuseeland bewegen zu können. Denn Tourismus sei einer der wichtigsten Wirtschaftspfeiler des Landes, sagte die Ministerin für wirtschaftliche Entwicklung, Nicola Willis. Fast elf Milliarden Neuseeland-Dollar, das sind umgerechnet rund 5,9 Milliarden Euro, bringt der Tourismus jedes Jahr ein. Fast 200.000 der 5,2 Millionen Inselbewohner arbeiteten in dem Sektor.
Workation extrem beliebt
Durch die neue Regelung wird Workation in Neuseeland ermöglicht. Workation ist eine neue Arbeitsform, die seit einigen Jahren immer populärer wird. Workation, ein Neologismus aus den englischen Wörtern work (Arbeit) und vacation (Urlaub), ermöglicht es Arbeitnehmern, ihre beruflichen Aufgaben und einen Urlaub zu verbinden.
Für viele Deutsche wird das immer attraktiver: Eine PwC-Studie aus dem Jahr 2023 zeigt, dass 64 Prozent der Befragten gern Workation machen würden. Vor allem in der jüngeren Generation ist das Interesse riesig: Bei den 18- bis 29-Jährigen wollen 81 Prozent der Befragten Urlaub und Arbeit durch Workation verbinden.
TUI Workation Index
Auch immer mehr Reiseanbieter stellen sich auf das wachsende Interesse ein. So hat das Touristikunternehmen TUI einen Workation Index und bewertet darin Länder, die 2024 für Workation besonders gut geeignet waren. Wichtige Kriterien dabei sind etwa eine flächendeckende Breitbandversorgung, ob man mit einem deutschen Pass ein Visum benötigt oder die monatlichen Mietkosten.
Aber auch die Anzahl der Sonnenstunden, das Ranking des Landes im World Happiness Index und die Zeitverschiebung werden dabei berücksichtigt, denn gerade Angestellte, die ihren Job nur in einem anderen Land ausüben, müssen während ihrer festgelegten Arbeitszeiten auch bei Workation normal erreichbar sein. Gerade die Zeitverschiebung könnte für Europäer, die sich für Workation in Neuseeland entscheiden, ein Problem sein. Denn die Hauptstadt Neuseelands, Wellington, ist Deutschland zwölf Stunden voraus.
Europäische Länder gut geeignet für Workation
Weit oben in dem Ranking für 2024 landeten, auch wegen der geringen Zeitverschiebung, vor allem europäische Länder wie Portugal, Malta, Kroatien, Spanien oder die Niederlande. Gerade die portugiesische Insel Madeira ist bei digitalen Nomaden beliebt, auch weil sie aktiv um diese Menschen wirbt.
So ist Ponta do Sol auf Madeira im Februar 2021 von der Lokalregierung zusammen mit der Initiative "Start-up Madeira" als das weltweit erste "Digital Nomad Village" ausgerufen worden. Das bedeutet, es gibt dort zum Beispiel kostenlose Coworking-Spaces und Networking-Möglichkeiten, bei denen sich Menschen, die für eine gewisse Zeit auf der Insel leben und arbeiten, kennenlernen können.
Steuern und Krankenversicherung beachten
Europäische Länder sind insbesondere auch deshalb attraktiv, weil es seit dem 1. Juli 2023 vereinfachte Regelungen für Workation in der EU und einigen anderen europäischen Ländern gibt. Denn es gilt die sogenannte Rom-I-Verordnung. Das heißt, dass der Arbeitsvertrag dem Recht des Landes unterliegt, in dem oder von dem aus der Arbeitnehmer gewöhnlich seine Arbeit verrichtet. Bei einer vorübergehenden Tätigkeit in einem anderen Land, wie es bei Workation typischerweise der Fall ist, ändert sich das anwendbare Recht nicht - allerdings nur, wenn ein gewisser Zeitraum nicht überschritten wird.
Doch gerade Homeoffice aus dem Ausland über einen längeren Zeitraum ist oft nicht ohne weiteres möglich. Hier spielen steuerliche Regelungen und die Krankenversicherung ein Rolle. So gilt zum Beispiel auch für Neuseeland: Wer länger als drei Monate bleibt, muss möglicherweise Steuern in Neuseeland zahlen, hieß von der Regierung.