CES startet in Las Vegas Tech ohne Trends
Wegen stark steigender Corona-Neuinfektionen haben viele Firmen ihre Teilnahme an der heute beginnenden CES abgesagt. Es werden nur wenige Höhepunkte erwartet. Ein Trend der Messeneuheiten ist nicht auszumachen.
Wenn die Technik-Messe CES heute in Las Vegas startet, könnte sie zur Geistermesse werden. Schneechaos in den USA und sprunghaft angestiegene Infektionszahlen mit der Omikron-Variante sorgen für schwache Besucherzahlen, eine gedämpfte Stimmung beim Veranstalter, dem Branchenverband CTA und bei den angereisten Ausstellern. Die CES wollte in diesem Jahr wieder an alte Zeiten anknüpfen. Doch Omikron hat diese Pläne bereits vor Weihnachten durchkreuzt.
Auch viele sehr kurzfristige Absagen
Firmen wie Google, BMW, General Motors, Amazon und Microsoft sagten ihre Messeauftritte kurzfristig ab. Gerade die großen Unternehmen verliehen mit ihren Ständen und Pavillons auf dem Messegelände der Veranstaltung in der Vergangenheit so etwas wie Glanz. Weil zum Beispiel der Suchmaschinen-Konzern aus dem Silicon Valley kurzfristig abgesprungen ist, bleibt der Platz vor den Messehallen, wo Google sonst einen mehrstöckigen Pavillon errichtet hätte, ungewohnt leer.
Trotzdem sind nach Angaben des Messeveranstalters CTA gut 2200 Aussteller aus aller Welt vor Ort in Las Vegas. Wenn man sich mit der CES-Pressesprecherin Alie Fried unterhält, gewinnt man den Eindruck, als gäbe es gar keine Pandemie. "Unseren Mitgliedern war es wichtig, sich vor Ort treffen zu können. Die persönliche Interaktion ist wichtig für Innovationen und für neue Produkte", sagt sie. "Um alle zusätzlich zu schützen, haben wir die Messe von vier auf drei Tage verkürzt."
Ein Highlight der Messe ist normalerweise die CES Unveiled. Hier stellen Start-ups aus aller Welt verrückte technische Neuheiten vor. Die Veranstaltung findet zwei Tage vor Start der CES statt. Der Journalist Oliver Richardt ist seit 13 Jahren mit dabei. Was er dieses Jahr gesehen hat, habe ihn aber geschockt, erzählt er. "Es gab mindestens ein gutes Dutzend Stände, wo es ein Namensschild zu der Firma und der Startnummer gab, aber der Tisch leer blieb, weil keiner vor Ort war", so Richardt. "Das heißt, es haben wirklich kurzfristig noch sehr viele Firmen abgesagt. Ich habe viele Europäer gesehen, besonders aus Frankreich, vor allem kleine Firmen. Man merkte denen richtig an, dass die die Atmosphäre auch als etwas komisch empfunden haben."
Kaum Journalisten vor Ort
Viele US-Medien entschieden schon vor Weihnachten, keine Reporter nach Las Vegas zu schicken. Auch die wichtigste Tech-Website der USA, Techcrunch, habe niemanden vor Ort, erzählt Frederic Lardinois aus der Chefredaktion der Nachrichtenwebsite. "Am Ende war es eine ganz einfache Entscheidung für uns, und zwar einfach nur aus gesundheitlichen Gründen: Wir wollten nicht, dass einer von unseren Reportern krank wird", sagt Lardinois.
Es habe eine ganze Zeitlang einen informellen Austausch mit anderen den Tech-Nachrichtenredaktionen gegeben. "Als dann hier die Zahlen in Amerika so hoch gingen, haben die ersten angefangen zu sagen: 'Wir gehen nicht.' Wir haben selber gesagt: 'Wir gehen nicht.' Und am Ende ist jetzt fast keine Nachrichtenredaktion aus Amerika vor Ort mit dabei."
Viele Neuigkeiten werden online präsentiert
Diejenigen, die in Las Vegas sind, schätzen, dass sich am ersten Tag viele Besucherinnen und Besucher vor Ort verlaufen dürften. Denn die wichtigen Neuigkeiten werden online vorgestellt. Mercedes zum Beispiel hat schon vorgestern sein Elektro-Forschungsauto Vision EQXX im Video mit Vorstandschef Ola Källenius gezeigt. Der Prototyp schafft mit einer Batterieladung eine Reichweite von 1000 Kilometern. Ob das Auto allerdings in Serie gehen wird, ist unklar. Auch der Elektronikkonzern LG aus Südkorea präsentiert sein Roboterauto Omnipod online. Das Fahrzeug soll seine Insassen unterwegs bespaßen, aber auch Büroarbeit ist möglich.
Wenn es so etwas wie einen Trend in diesem Jahr gebe, dann den, dass kein Trend auszumachen sei, sagt Journalist Lardinois von Techcrunch. "Das ist auch nicht weiter verwunderlich: Viele der großen Firmen sind weder persönlich präsent noch virtuell. Einige haben mitgeteilt, dass sie gar keine Nachrichten zur CES veröffentlichen wollen", sagt Lardinois. Einige Unternehmen hätten wichtige Ankündigungen auf die nächsten Monate verschoben. Deshalb gibt es auch so wenig Highlights." Das könne sich vielleicht noch ändern, wenn in den kommenden Tagen kleinere Firmen ihre Nachrichten veröffentlichen. "Vielleicht lässt sich dann besser ein Trend feststellen. Im Moment ist es ganz, ganz schwierig."
CES-Charakter wandelt sich
Ganz unabhängig von der Pandemie: Die CES scheint immer weniger ein Ort zu sein, an dem es um die nächste Generation der Konsumgüter geht. Weder der Fernseher von morgen, noch die Waschmaschine oder der Kühlschrank, der zum Jahresende beim Elektronikhändler steht, sorgen für die Schlagzeilen. Wenn, dann geht es um die langfristigen Technologie-Zyklen: selbstfahrende Autos, virtuelle Welten oder KI-Technik.