Kalifornien Das dritte Dürre-Jahr in Folge
Kalifornien hat gerade einen der trockensten Frühlinge seit Jahrzehnten hinter sich. Die Landwirtschaft muss Wasser sparen und auch die Bevölkerung ist dazu aufgerufen. Laut Experten kommt das aber zu spät.
Im Lokalfernsehen aus San Francisco wird die Bevölkerung auf ein heißes Wochenende vorbereitet: Bis zu 40 Grad soll es in der Bay Area geben. Gary geht normalerweise gegen 8 Uhr joggen. Heute ist er zwei Stunden früher aufgestanden. Er versuche, damit der Hitze zu entkommen, erzählt er. Das mache den Sport angenehmer. Seine Freundin habe ihm geraten, früher als sonst rauszugehen.
Dieses Jahr könnte es mit der Wasserversorgung für den 40-Millionen-Einwohner-Staat eng werden. Im Frühjahr hat es nicht geregnet und es war überdurchschnittlich warm. Dadurch ist die Schneedecke in der Sierra Nevada - einer Bergkette im Osten Kaliforniens - schneller geschmolzen als üblich. Die Seen des Bundesstaates, die als Wasserspeicher dienen, sind nur zu drei Viertel gefüllt. Und der Sommer steht erst noch bevor.
Kurz duschen - kein Baden
Richard Vasquez und seine Familie haben vor Wochen mit dem Wassersparen wieder angefangen. "Wir beschränken das Duschen auf buchstäblich zweieinhalb Minuten", erzählt der Familienvater. Sie nennen das Militärduschen. Auch auf das Baden verzichten sie, weil das eine große Verschwendung sei. "Und wir spülen nur Nummer zwei herunter, nicht Nummer eins. Wenn es also gelb ist, lass es abfärben. Wenn es braun ist, spül es runter."
Vasquez könnte sich eigentlich eine hohe Wasserrechnung leisten. Er wohnt in einer großen Villa in San Rafael, gut 15 Autominuten nördlich von San Francisco. Zu seinem Grundstück gehört auch eine Wiese, die so groß ist wie ein Fußballfeld ist. Im Frühsommer weidet hier eine Ziegenherde, um die Feuergefahr einzudämmen. "Die Ziegen beseitigen das Unkraut auf natürliche Weise, sie fressen trockene, brennbare Büsche", erklärt Vasquez. "Wir bringen dann eine fünf bis sechs Zentimeter dicke Mulchdecke aus. Die verhindert, dass das Unkraut allzu schnell wieder nachwächst."
Nur noch zweimal pro Woche wässern
Seit vergangener Woche dürfen die Kalifornier nur noch zweimal pro Woche ihren Garten bewässern, für maximal acht Minuten. Die Behörden appellieren an den guten Willen der Menschen. Explizit kontrolliert werden soll die Vorschrift nicht - noch nicht.
Karin Fay und ihr Mann Jürgen sind vor acht Jahren von der Ostküste nach Nordkalifornien gezogen. Extreme Dürren haben sie schon mehrere erlebt. "Wir haben natürlich versucht, Wasser zu sparen", sagen sie. "Wir haben zum Beispiel, wenn wir geduscht haben, uns Eimer mit reingestellt und haben die dann im Garten verteilt. Oder wenn ich Gemüse oder Obst in der Küche gewaschen habe, geputzt habe, habe ich das Wasser dann aufgefangen." Das habe sie eine ziemlich lange Zeit gemacht, erzählt Karin Fay weiter. Irgendwann habe es dann aber gereicht.
Die Sommer werden heißer
Ihr Haus mit großem Garten und Koi-Teich hat das Rentnerpaar kürzlich verkauft. Im Sommer betrug die Wasserrechnung umgerechnet oft 400 Euro und mehr. Die Tage seien heißer, berichtet Karin Fay, der Sommer sei heißer. Als sie damals ankamen, habe sie es manchmal als kalt empfunden, auch im Juni, Juli. Jetzt sei es wesentlich wärmer.
Experten sagen, die diesjährige Dürrewarnung komme zu spät. Man hätte schon im März mit dem Sparen anfangen sollen. Sorgen bereitet auch das Central Valley. Das ist die Obst- und Gemüsekammer der USA. Denn wenn hier nicht mehr genug Wasser ankommt, droht eine wirtschaftliche Katastrophe.